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So soll das Denkmal aussehen, wenn es fertig ist.
© Milla&Partner / Sasha Waltz / dpa
Update

Denkmal in Berlin: Das Einheitsdenkmal wird nun doch wippen

Vor fast zehn Jahren war sie beschlossen, dann später aus Kostengründen verworfen worden. Jetzt aber wird die Einheitswippe in Berlin errichtet. Den letzten Anstoß gab Bundestagspräsident Lammert.

Jetzt also doch. Fast zehn Jahre nach dem Beschluss des Bundestags zum Bau des Einheits- und Freiheitsdenkmals haben die Fraktionen von CDU/CSU und SPD am Dienstag ein Machtwort gesprochen: Das Einheitsdenkmal soll nach ihrem Willen so bald wie möglich auf dem Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals vor dem wiederaufgebauten Berliner Schloss errichtet werden. Damit beendet die Große Koalition im Bund das jahrelange, von Kritikern als „unwürdig“ angesehene Hin und Her um die sogenannte Einheitswippe.

Den letzten Anstoß dazu gab Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) am Sonntag mit seiner Rede im Reichstag zur Wahl des neuen Bundespräsidenten. Vehement forderte er, das Denkmal müsse endlich verwirklicht werden, „so wie es der Deutsche Bundestag beschlossen hat, symbolträchtig an einem 9. November, vor inzwischen schon fast zehn Jahren!“.

„Lammert hat das Ding geschaukelt“, hieß es danach in Regierungskreisen. Die Fraktionschefs von Union und SPD, Volker Kauder und Thomas Oppermann, setzten sich gleich am Montag zusammen und beschlossen die Angelegenheit endgültig. „Das Denkmal soll am vorgesehenen Standort genau so entstehen, wie es der Siegerentwurf ,Bürger in Bewegung‘ vorsieht“, teilte die CDU/CSU-Fraktion am Dienstagnachmittag mit. Und SPD-Fraktionssprecher Rüdiger Petz sagte: „Die Würdigung der Leistung der Ostdeutschen bei der friedlichen Revolution darf nicht an Kosten- oder Bauproblemen scheitern.“

Eine begehbare Schale unter dem Motto Bürger in Bewegung

Damit bezog sich Petz auf das Veto des Haushaltsausschusses des Bundestages vom April 2016. Damals hatte der Ausschuss das Vorhaben überraschend gestoppt und auf unabsehbare Zeit verschoben. Begründet wurde dies mit zu hohen Kosten. Ursprünglich waren 10 bis 11 Millionen Euro veranschlagt, Anfang 2016 zeichnete sich aber ab, dass rund fünf Millionen Euro mehr nötig sein könnten. Wie berichtet, wirken sich vor allem die Auflagen des Denkmalschutzes für das historische Gewölbe unter dem Sockel des einstigen Nationaldenkmals kostensteigernd aus. Außerdem muss eine Fledermauskolonie aus dem Gewölbe umgesiedelt werden.

Eine Banane. Vor dem Schloss. Wenn das der Kaiser noch erlebt hätte.

schreibt NutzerIn TheDude

Der Siegerentwurf des Einheits- und Freiheitsdenkmals sieht eine „begehbare Schale“ unter dem Motto „Bürger in Bewegung“ vor. Eingereicht hat ihn die Stuttgarter Kommunikations- und Eventagentur „Milla & Partner“ zusammen mit der Choreographin Sasha Waltz. Ihre Einheitswippe setzte sich im Verlauf von zwei Wettbewerben gegen rund 900 weitere Vorschläge durch.

Stadtplan mit Standort des Denkmals.
Stadtplan mit Standort des Denkmals.
© AFP/Jochen GEBAUER/Milla&Partner/Sasha Waltz

Die als Wippe aufgebaute Schale ist als „kinetisches Objekt“ konzipiert, dessen Erscheinungsbild die Besucher mitgestalten. Wie bei der friedlichen Revolution von 1989 müssen sie sich verständigen und zu gemeinsamem Handeln entschließen, um etwas zu bewegen: Erst, wenn sich auf einer Schalenhälfte zwanzig Personen mehr versammeln als auf der Gegenseite, beginnt die Schale, sich sanft zu neigen.

Monika Grütters hatte gefordert, das Verfahren wieder neu aufzunehmen

Nach dem umstrittenen Stopp im Haushaltsausschuss hatten die Befürworter des Projekts massiv protestiert. Allen voran machten sich Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sowie der einstige DDR-Bürgerrechtler und CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Nooke für das kippelnde Vorhaben stark. Und als der Haushaltsausschuss im November 2016 sogar noch eins draufsetzte, indem er 18,5 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Kaiserlichen Kolonnaden des einstigen Nationaldenkmals am selben Platz bewilligte, war das Maß voll. Wolfgang Thierse sprach von „Konterrevolution“. Er wetterte: „Das zeigt eine abgrundtiefe Verachtung für die friedliche Revolution.“

Erst Kulturstaatsministerin Monika Grütters und dem Kulturausschuss des Bundestages gelang es zum Jahreswechsel, den Konflikt etwas zu befrieden. Grütters forderte, das Verfahren wieder neu aufzunehmen. Es könne nicht sein, dass es nicht zu schaffen sei, die „prägenden, freudigen und historischen Ereignisse“ des Mauerfalls und der friedlichen Revolution durch die Menschen der DDR mit einem „öffentlichen Denkzeichen“ zu würdigen, schrieb sie. Und der Kulturausschuss lud am 25. Januar dieses Jahres zahlreiche Kulturexperten sowie Vertreter von Parteien und gesellschaftlichen Organisationen zu einem versöhnlichen Fachgespräch ein. Dabei sprach sich eine große Mehrheit für die Wippe aus.

Gut Ding will manchmal Weile haben. Aber zu lange? Norbert Lammert war am Sonntag der Geduldsfaden gerissen. „Unserer beachtlichen Freiheits- und Demokratiegeschichte angemessen und würdig zu gedenken ist unverzichtbar für das Selbstverständnis unserer Nation“, sagte er vor der Bundesversammlung.

Der Senat soll das Vorhaben jetzt vorantreiben

Der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Kai Wegner hofft nun, dass die Berliner bis zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung 2020 schaukeln können. Er erwarte, „dass der Senat das Projekt vorantreibe“, sagte Wegner am Dienstag. Die Voraussetzungen sind gut: Das Geld liegt bereit, der Bauantrag ist bewilligt.

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