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Westfassade mit Eosanderportal und klassizistischer Kuppel, rechts das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal, um 1900.
© Wikimedia

Berliner Schloss: "Man braucht die Kolonnaden nicht"

Der Bund gibt für das Schlossumfeld viel Geld aus. Die Idee ist umstritten. Und was will die neue Bausenatorin Lompscher?

Im Jahr 2019 wird es feierlich eröffnet: das Schloss – und Millionen werden kommen, um den Vorträgen und Konzerten zu lauschen, die Cafés stürmen oder auch die Sammlungen im Humboldtforum, das den Kulturen der Welt gewidmet ist. Wird vor dem Eingang dann das Einheitsdenkmal nach Plänen von Johannes Milla stehen oder die Kolonnaden, die früher mal das Kaiser-Wilhelm-Denkmal einrahmten und mit dem Schlossbrunnen an der Südfront ein Ensemble bildeten?

Das Geld für die historische Rekonstruktion hat der Bund bereitgestellt durch den Haushaltsausschuss. Voraus ging ein Gespräch zwischen den Ausschussvorsitzenden Johannes Kars (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) mit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sowie den Gründungsintendanten des Humboldtforums, Neil MacGregor und Horst Bredekamp. Während die einen von bestem Einvernehmen berichten, stellte Grütters danach klar, dass es in ihrem Hause „erhebliche Vorbehalte gegen einen weder in der Öffentlichkeit noch in der Politik sowohl des Landes und des Bundes diskutierten Wiederaufbau der Kolonnaden gibt“.

Ein Schloss mit Kolonnaden in einer Stadt, deren Baupolitik künftig die Linke diktiert? Was sagt die designierte Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher dazu?

Ich finde es schön, wenn Berlin Geld geschenkt bekommt, aber trotz der möglichen Zuwendungen eine öffentliche Diskussion auszublenden, das geht an dieser Stelle vor dem Humboldtforum nicht.

Dann lieber das Einheitsdenkmal, das Wolfgang Thierse vor dem Schloss fordert?

Eine große Anhängerin des Freiheits- und Einheitsdenkmals war ich schon früher nicht, zumal es weder authentisch daherkommt, noch im historischen Zusammenhang mit diesem Ort in der Stadt steht und letztlich eine Überschreibung des Nationaldenkmals mit einem futuristischen Objekt wäre. Deshalb muss man jetzt aber andererseits nicht restaurativ rangehen. Zumal der Denkmalsockel noch nach einer neuen Bestimmung sucht. Der Sockel hat einen wunderbaren Gewölbe-Bereich, den man nutzen und einbeziehen kann. Die Mosaiken sind zwar bedauerlicherweise ausgebaut, aber die kann man ja wieder einbauen. Die Gestaltung sollte man nicht über das Knie brechen, sondern stattdessen die Debatte in sinnvolle Bahnen lenken. Sicher ist, man braucht die Kolonnaden nicht, um das Umfeld des Humboldtforums angemessen zu gestalten

Als Linke und aus dem Osten – da müssen Sie ja schon qua Amt und Herkunft gleich doppelt gegen das Schloss wettern, oder?

Ich bin nicht ideologisch verbohrt, sondern als pragmatische Linke bekannt und das Schloss steht nun jetzt mal da. Außerdem bin ich sehr gespannt auf die Uffizien von Berlin als auch auf die Nord-Süd-Passage und ob dieser Durchgang tatsächlich neue Beziehungen innerhalb den Zentrums schafft oder nicht. Das ist eine Innovation und verbindet die Breite Straße mit dem Lustgarten. Im Übrigen muss man die Mitte in ihrer Gesamtheit betrachten, also nicht nur das Humboldtforum, sondern auch dessen Umfeld.

Bei deren Betrachtung sich auch die Frage aufdrängt, was muss rekonstruiert werden, damit sie überhaupt wieder sichtbar wird und nicht nur erratische Solitäre...

Deshalb freue ich mich über das Geld für die Bauakademie, diese hat schließlich der oberste preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel geplant. Deren Rekonstruktion stand im Koalitionsvertrag. Mit der Finanzierungszusage des Bundes gibt es die großartige Chance, diese zu einem herausragenden öffentlichen Ort zu machen – statt zu einer exklusiven privaten Veranstaltung. Das hätte sonst ja gedroht. Da bin ich sehr gerne kurzfristig bereit, mit dem Bund und anderen über dieses Zukunftsprojekt zu reden. Bisher steht ja nur die Finanzierungszusage.

Die Fragen stellt Ralf Schönball.

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