Referendum in Katalonien: Das denken Berliner Katalanen über die Unabhängigkeit
Auch Katalanen in Berlin verfolgen gespannt die Entwicklungen in der Heimat. Vor allem die Gewalt bereitet ihnen große Sorgen.
Was ist los in Katalonien? Die in Berlin lebenden Katalanen selbst sind sich da auch nicht ganz sicher. Hat der katalanische Präsident Carles Puigdemont nun die Unabhängigkeit ausgerufen? Unterstützt der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy die Polizeigewalt? War das Referendum legal? Die Unruhen nach der verbotenen Volksabstimmung sind an den Berliner Katalanen nicht spurlos vorbeigegangen. Sie diskutieren mit: Ob beim katalanischen Salon Berlin, beim FC Barcelona-Fanclub, dem spanisch-katalanischen Theater „Tallercito“ oder im Internet.
Die Logistikerin Silvia Fernandez Baños stammt aus El Masnou und lebt seit 5 Jahren in Kreuzberg.
„Puigdemont hat 18 Mal den Dialog mit Madrid gesucht, nur um erneut abgewürgt zu werden. Rajoy hat der Demokratie keine Chance gelassen, keinen ’Nein’-Wahlkampf geführt oder ein Programm zu Katalonien erstellt. Die Stimme von über zwei Millionen Menschen kann nicht ignoriert werden. Katalonien hat bewiesen, dass es über seine Zukunft abstimmen will.“
Der Software Entwickler Andreu Escudero Vivó aus Lleida lebt seit 15 Jahren in Schönefeld.
„Rajoy hat zwei Fehler gemacht. Zuerst hat er nichts gemacht und danach hat er einfach alles verboten. Es gab keinen Dialog, keine Absicht um eine Lösung zu finden. Die katalanische Regierung ist natürlich auch nicht perfekt, aber die Unabhängigkeitserklärung ist nun unterzeichnet und es gibt kein Zurück mehr. Wir müssen auf eine gute und friedliche Vermittlung hoffen.“
Die Online-Marketing-Managerin Ciara Serrano Temprado aus Barcelona lebt seit 5 Jahren in Steglitz.
„Ich war nie zu 100 Prozent für die Unabhängigkeit, da ich der Meinung bin, dass mehr Grenzen im heutigen Europa keinen Sinn machen. Ich glaube aber auch nicht an das spanische Einheitsprinzip, das vom Franco-Regime eingefordert wurde. Die Gewalt hat mich bestärkt. Meine Idealvorstellung wäre ein bisschen von beidem, also einem System wie in Deutschland.“
Der Nachrichtentechniker Sergi Salvia Farré aus El Palau d'Anglesola lebt seit 5 Jahren in Moabit.
"In den Jahren vor dem Referendum gab es kaum den Willen ein Gespräch zu führen oder eine Verhandlungsgrundlage mit Katalonien zu finden. Ich wünsche mir, dass spanische und katalanische Regierung gemeinsam ein neues Referendum aushandeln. Wenn sie sich nicht einigen können, ist es Zeit, dass die Europäische Union sich als Mediator einschaltet.“
Die Life-Coach Sonja Pfitzner aus Barcelona lebt seit 15 Jahren in Berlin-Reinickendorf und vertritt das Portal catalansalmon.com in Berlin.
“Gewalt ist für eine Demokratie untragbar, dem Volk seine Stimme zu nehmen ist undemokratisch. Wieso sollten wir zu Spanien gehören wollen? Rajoy tut so, als hätte die Welt den 1. Oktober vergessen. Ich habe die Flagge der katalonischen Unabhängigkeit im Fenster und habe meinen Kindern gesagt: "Wenn wir in Barcelona leben würden, hätten sie uns die Fenster eingeschlagen.“
Der Krankenpfleger Ernest Roig aus Prats de Cerdanya lebt seit einem Jahr in Friedrichshain.
„Keiner will in einem Land leben, wo die Regierung Polizisten schickt, um ihre eigenen Leute zu schlagen. Ich weiß noch nicht wie, aber ich glaube, dass Puigdemont eine Strategie hat, damit wir möglichst bald die Unabhängigkeit erreichen können. Jetzt müssen wir nur noch den richtigen Weg zur Unabhängigkeit finden. Die permanente Bedrohung durch Spanien ist unerträglich.“
Hanna Widmann
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