Berlin-Schöneberg: Das 100-Jahre-Rathaus wird saniert
Berlins bekanntestes Rathaus wird zum ersten Mal umfassend saniert. Die vielen alten Geschichten sollen erhalten bleiben.
Den ganzen Reichtum der schnell wachsenden Stadt Schöneberg sollte das Rathaus am heutigen John-F.-Kennedy-Platz 1914 darstellen. Bei der endgültigen Fertigstellung war Schöneberg schon in Berlin aufgegangen, das Gebäude repräsentierte dennoch den Reichtum der „Millionenbauern“, auf deren Feldern für viel Geld Schöneberg entstand.
Bauzeitlicher Brandschutz reicht nicht
Ein Jahrhundert später entsprechen Brandschutzanlagen, die großteils noch aus der Bauzeit stammen, Elektrotechnik, Wasseranlagen und die IT-Versorgung nicht mehr den Anforderungen der Gegenwart. Es fehlen Büros, auch sind viele Teile des Rathauses nicht barrierefrei zugänglich.
Die Bauarbeiten sollen 32 Millionen Euro kosten
Deshalb wird jetzt umfassend erneuert: 2011 begannen die Planungen, 125 Firmen wurden beauftragt. „So etwas gab es in 100 Jahren nicht“, sagt Franz-Wilhelm Garske, Leiter der Abteilung Facility Management im Bezirk. Die Kosten werden auf 32 Millionen Euro geschätzt, doch für den ersten Schritt der Bauarbeiten, die im Frühjahr 2019 abgeschlossen sein sollen, hat der Bezirk nur 15 Millionen Euro aufbringen können. Ein knappes Budget für über 52 000 Quadratmeter, die einst das politische Zentrum West-Berlins waren. Hier sprach der damalige US-Präsident John F. Kennedy 1963 die Worte "Ich bin ein Berliner".
„Wir verschönern nicht, sondern machen das Gebäude sicherer“, sagt Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD). Unter anderem durch Sprinkleranlagen und zwei neue Treppenhäuser als Fluchtwege. Auch der Glockenturm soll wieder für Führungen zugänglich sein.
Brandschutz und Denkmalschutz vereinen
Neben der Sicherheit muss jedoch auch der Denkmalschutz berücksichtigt werden. Das Rathaus hat mehrere Prachtsäle für politische und kulturelle Veranstaltungen. Der Brandenburgsaal im zweiten Stock erhält nach dem Umbau seine ursprüngliche Farbkombination zurück mit See- und Minzgrün und Amphoren im Stuck, zur Bauzeit orientierte man sich an römischen Villen. Die Bilder mit brandenburgischen Landschaften, die den Saal in halber Höhe umranken, sind während der Bauarbeiten abgehängt. Ein versetztes Sprinklersystem, das die Bilder nicht trifft, schützt sie künftig.
Einen Stock tiefer, im „Goldenen Saal“, bezieht sich der Denkmalschutz allerdings nicht auf die Bauzeit, sondern auf das Jahr 1987, um Matthias Koeppels Wandbilder zu erhalten. Sie zeigen die Mitglieder des Senats und Abgeordnetenhauses, wie sie von West-Berlin aus auf die Mauer schauen - eine der vielen Geschichten, die im Rathaus stecken.