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Hoch die Becher! Das traditionelle Getränk beim Myfest ist der Caipirinha, wenngleich Anwohner ihn dieses Jahr nicht verkaufen dürfen.
© Hauke-Christian Dittrich/dpa

Demos, Partys und Maibäume: Das 1.-Mai-Wochenende in Berlin - unsere Tipps

Starkbier, Bäume, feiernde Menschen und bestes Wetter: Das Wochenende bringt den Mai und gute Laune. Hier gibt’s den Überblick mit allem, was Sie wissen müssen.

ALLES NEU MACHT DER MAI

Macht die Seele frisch und frei/Lasst das Haus, kommt hinaus! So schrieb es der Dichter Hermann Adam von Kamp 1829. Da passt es, dass das Wetter an diesem Wochenende des 1. Mais endlich wieder besser werden soll: Temperaturen von 18 bis 20 Grad, etwas wolkig, das klingt doch ganz gut, oder? Wir durchziehen Saaten grün/Haine, die ergötzend blüh’n. Ob im wilden Berlin oder raus nach Brandenburg, ob Myfest oder Maientag, Tanz oder Demo: Alles neu, frisch und frei/macht der holde Mai.

MYFEST

Das Fest rund um die Oranienstraße hat dazu beigetragen, den 1. Mai in Kreuzberg zu befrieden (alles zur Sicherheit auf den Seiten 1 und 2). Vielen ist es inzwischen zu voll und zu laut, Anwohner beschweren sich. Wir haben ein paar Tipps. 1.) Ohrstöpsel für Kinder: Los geht es ab 10 Uhr, auf verschiedenen Bühnen wird bis 22 Uhr Musik gespielt, von Reggae bis Rock, da kann es ganz schön laut werden (Programm unter: www.myfest36.de). 2.) 

Taschentücher und Desinfektionsmittel einpacken: Zwar soll es in diesem Jahr mehr Toiletten geben, besonders hygienisch ist so eine temporäre Toilette aber selten – und Klopapier gibt’s nur in Glücksfällen. 3) Getränke mitnehmen: Wer sich ein bisschen mit Erfrischungen eindeckt (in Plastikflaschen!), muss nicht ewig anstehen.

Und: Wer weniger trinkt, muss nicht aufs Klo, sprich, nicht so lang vor Dixis warten. 4) Auch mal was Feines essen: Erstmals dürfen dieses Jahr nicht die Anwohner, sondern nur Kneipen und Gaststätten  Alkohol verkaufen – die aber immerhin auch einen Straßenverkauf mit Plastikbechern betreiben können. Spätis haben zu, ist ja Sonntag. Vorbei die Zeiten, als es an jeder Ecke Caipi für 3,50 Euro gab. Kann man das Geld also dieses Mal auch gut in Mini-Doughnuts und Crêpes investieren.

MAIBAUM

Wer zum Beispiel im Süden der Republik im Frühsommer über die Dörfer gondelt, sieht sie überall: Maibäume. In der Regel haut man dafür eine lange, gerade Fichte oder Birke um, entfernt die Äste (außer der Spitze!) und hängt bunte Wimpel und Verzierungen dran oder die Wappen der Handwerkszünfte.

Am Abend des 30. April versammeln sich die Einwohner zum Maisingen, mit Musikverein und Bürgermeister. Diese Tradition lebt seit 15 Jahren auch in Berlins Nordwesten: Vor dem Reinickendorfer Rathaus steht, wie es sich gehört, den ganzen Mai über ein Maibaum, zu Ehren der Städtepartnerschaft mit dem bayerischen Bad Steben. Gut, es ist kein richtiger Baum, sondern eine feste, für diesen Anlass produzierte Konstruktion, die jedes Jahr benutzt wird, und statt der Handwerkszünfte hängen die Wappen der Reinickendorfer Ortsteile dran.

Ein Maisingen gibt’s auch nicht, aber sonst ist doch alles, wie es sich gehört. Bürgermeister Frank Balzer (CDU) findet jedenfalls: „Das Aufstellen eines Maibaumes wird als Symbol für Selbstbewusstsein gewertet. Dies passt hervorragend zu unserem Bezirk.“ Übrigens gibt es neben dem großen, zentralen Maibaum in manchen Teilen Deutschlands auch den Brauch der kleinen Maibäume: Dafür stellt der Junggeselle ein frisch geschlagenes Bäumchen, oft mit Flatterbändern verziert, vor das Fenster seiner Angebeteten. Würde aber in Berlin vermutlich in den meisten Stadtteilen eh nur für Sperrmüll gehalten und von der BSR beseitigt – oder von den Nachbarn mitgenommen.

TAG DER ARBEIT

In Berlin lautet die Frage ja seit Jahren: Krawall oder Caipi – da gerät die Erinnerung an die Arbeiterbewegung in den USA und die Durchsetzung des Achtstundentags fast in den Hintergrund. Doch natürlich wird auch in diesem Jahr demonstriert. Los geht die Demo des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) mit Motorrad-, Fahrrad- und Skater-Korso am Sonntag um 10 Uhr am Hackeschen Markt und endet am Brandenburger Tor, wo ab 11.30 Uhr die traditionelle Mai-Kundgebung stattfindet. Anschließend gibt es auf der Straße des 17. Juni ein Kinder- und Familienfest mit Fressständen und Hüpfburgen. Mehr als 20 000 Leute zogen das im vergangenen Jahr dem Myfest in Kreuzberg vor.

MAIBOCK

Jetzt werden wir mal so richtig bockig, denn alle haben Bock auf Bier. Uaah... t’schuldigung. Wenn’s um Bier mit mehr als sechs Prozent Alkoholgehalt geht, sind die schlechten Witze nun mal nicht weit. In Bayern ist der Maibock-Anstich ein Großereignis, in Berlin hingegen ist das untergärige Starkbier nur wenig bekannt.

Dabei wird es auch hier gebraut: im Brauhaus Spandau. Aber Achtung: „Der hohe Stammwürzegehalt (16,8 Prozent) macht den Bock zu einem schweren, sehr alkoholreichen Bier, das malzig, vollmundig und abgerundet schmeckt.“ Also lieber mit der Regionalbahn zurück. Als Maibock bezeichnet man übrigens auch ein männliches Reh, das in seinem 2. Lebensjahr im Mai gejagt wird. Klingt anstrengend, wir bleiben lieber sitzen und bestellen noch ’ne Runde. Apropos Tiere...

MAITIERE

Der Maikäfer hat gerade seine Metamorphose beendet und gräbt sich nun gemütlich aus dem Erdboden. Im Gegensatz dazu sind Maikätzchen übrigens keine besondere Rasse, sondern einfach Katzen, die im Mai geboren werden. Sie gelten aufgrund der besseren Witterung als gesünder als andere Katzen – das stimmt zwar, allerdings nur für wildlebende Tiere.

Nicht ganz so süß, aber ebenfalls flauschig sind übrigens die Blüten des Weidenbaums, die ebenfalls Maikätzchen heißen. Und wenn wir schon in Ufernähe sind: Der Hecht lässt sich zu keiner anderen Zeit des Jahres so gut angeln wie jetzt, nach dem Ende der Laichzeit. Im Mai lauern die Räuber in Ufernähe, um die verbrauchten Energiereserven aufzufüllen. Also ran an den Köder, damit die Hechtsuppe („1. Mai, der Hecht ist frei!“) auf den Tisch kommt und uns nicht mehr im Nacken hängt.

FEIERTAGSAUSFALL

Ärgerlich ist das ja schon, da müssen wir dem ehemaligen Finanzsenator Ulrich Nußbaum recht geben. Berlin ist ja ohnehin schon die Stadt mit den wenigsten Feiertagen – nur neun gibt es hier wie auch in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Da nörgelt der Norden schon lange und schaut neidisch nach Bayern, wo es vier freie Tage mehr gibt – gefolgt von Baden-Württemberg, dem Saarland und Sachsen.

Nun allerdings fällt nicht nur der 1. Mai auf den Sonntag, sondern auch noch der 25. Dezember. Skandal, sagt auch Nußbaum und hat in seiner „B.Z.“-Kolumne kürzlich eine alte Debatte wieder aufgegriffen: Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, sollten nachgeholt werden! Klingt ganz gut, oder?

Die Wirtschaft ist natürlich dagegen: Die Kosten für einen Feiertag werden auf ein bis zwei Milliarden Euro geschätzt. Dafür gibt’s ganz schön viel Bockbier. Die meisten Feiertage hat übrigens Augsburg: Dort wird am 8. August zusätzlich das Friedensfest gefeiert, macht 14 freie Tage jährlich. In Augsburg müsste man wohnen! Ach nee, doch nicht.

MAIMUFFEL

Wer keine Lust auf die ganze Maifeierei hat, der hat an diesem Wochenende noch viele andere Möglichkeiten. Zum Gallery Weekend öffnen 54 Galerien heute und morgen von 11 bis 19 Uhr (www.gallery-weekend-berlin.de). Das Festival StadtLesen verwandelt den Bebelplatz noch bis Sonntag in eine große Bibliothek – mit bequemen Sitzgelegenheiten und freiem Eintritt, täglich ab 9 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit (www.stadtlesen.com).

Vespa-Freunde treffen sich am Sonntag, 12 Uhr, wieder zum Anrollern auf dem Winterfeldtplatz in Schöneberg, Umdrehungen der anderen Art gibt es beim Historischen Jahrmarkt in der Domäne Dahlem – mit Drehorgelmusik, Entenangeln und Hau den Lukas, jeweils 11 bis 19 Uhr, Eintritt 3/1Euro (www.domaene-dahlem.de).

DAUERFEIERER I: MAIENTAGE

Rund um die Hasenheide heißt es jetzt wieder: durchatmen. Der typische Parkduft wird bis zum 25. Mai ersetzt durch Zuckerwatte und gebrannte Mandeln. Allerdings geht das auch einher mit Dauerbeschallung der gesamten Nachbarschaft mit Kirmes-tauglicher Musik und dem, was rund 100 Schausteller inklusive Karussells und Fahrgeschäften sonst noch so für Laute von sich geben.

Wer will noch mal, wer hat noch nicht. Dafür wird das Dreiländereck Neukölln/Kreuzberg/Tempelhof aber auch jeden Sonnabend gegen 22 Uhr mit einem großen Feuerwerk belohnt. Ansonsten Mo, Di & Do von 15 bis 23 Uhr; Mi, Fr & Sa von 14 bis 24 Uhr. Feiertags von 14 bis 23 Uhr, der Eintritt ist frei.

DAUERFEIERER II: BAUMBLÜTENFEST

Am Sonnabend beginnt auch das Baumblütenfest in Werder (bis 8. Mai). Gibt ja allerlei Vorurteile: süßer Suff, Randale, 100 Prozent Dorfkirmes. Dabei kann das Volksfest richtig schön sein. Welche Dinge man beachten muss, lesen Sie hier.

MAILAND

Oder Madrid? Hauptsache Italien! Spielt hier zwar keine Rolle, geht aber immer. So, jetzt ist aber Schluss mit Kalauern, ist ja schließlich nicht der 1. April. Schönes Wochenende!

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