zum Hauptinhalt
Der negative Höhepunkt: Die Krise vor dem Lageso in Moabit.
© dpa

Die Ereignisse der vergangenen Jahre: Chronik der Flüchtlingskrise in Berlin

Die Flüchtlingskrise ist das Thema unserer Zeit. Und in Berlin wurde die Debatte vielleicht noch ein bisschen heftiger geführt als in anderen Städten.

Überfüllte Heime, überforderte Politiker, schlagende Islamisten, helfende Ehrenamtliche – hier noch mal ein Überblick über die Ereignisse der vergangenen Jahre, zu deren negativen Höhepunkt die Lageso-Krise wurde:

Dezember 2011

Sozialsenator Mario Czaja (CDU) tritt sein Amt an: Am Tag kommen maximal zehn Asylbewerber in Berlin an. Doch im Nahen Osten beginnen neue Kriege.

September 2012

Bislang kamen meist Roma vom Balkan und Tschetschenen aus Russland, nun Nordafrikaner, Syrer, Iraker. Am Lageso melden sich täglich 20 Asylbewerber.

Dezember 2012

Flüchtlinge haben die Hauptmann-Schule und den Oranienplatz in Kreuzberg besetzt. Im Lageso arbeiten 950 Beschäftigte, 200 Stellen hatte der rot-rote Vorgängersenat gestrichen.

Februar 2013

Senator Czaja sucht Räume und streitet mit den Bezirken: Spandau und Lichtenberg bringen besonders viele Asylbewerber unter, Steglitz-Zehlendorf wenige.

Juli 2013

Der Streit um Flüchtlingswohnheime geht weiter. In Wittenau wehren sich Anwohner juristisch gegen ein Heim. In Hellersdorf werden Flüchtlingsunterstützer bedroht.

März 2014

Der Oranienplatz wird geräumt. Die Schule bleibt besetzt, im April tötet dort ein Mann aus Gambia einen Marokkaner. In einigen Heimen gibt es Übergriffe auf Frauen.

August 2014

Muslimische Tschetschenen greifen christliche Syrer in Marienfelde an – kein Einzelfall. Das Lageso schließt etwas später im September tageweise wegen Überlastung.

September 2014

Flüchtlinge auf einem Hosteldach in Friedrichshain tagelang im Hungerstreik. Polizei riegelt das Haus ab, was Ärzte ärgert, die den Protestlern helfen wollen.

Oktober 2014

50 Flüchtlinge kommen pro Tag an. Senator Czaja lässt Wohncontainer aufbauen. In einer Turnhalle mit Flüchtlingen beginnt die größte Masernwelle seit Jahren.

November 2014

Lageso-Chef Franz Allert unter Verdacht: Sein Patensohn ist für einen Heimbetreiber tätig, mit dem das Amt zweifelhafte Verträge abgeschlossen haben soll. Die Opposition ist wütend.

Februar 2015

In die Ex-Lungenklinik in Zehlendorf sollen Flüchtlinge ziehen. Die meisten Asylbewerber leben aber weiter in Spandau, Mitte, Lichtenberg. Streit im Senat – und mit den Bezirken.

April 2015

Czaja will Modulbauten mit 200 bis 400 Plätzen errichten lassen: Weil die Häuser dem Land gehörten, sei man unabhängiger von Privaten. Im Lageso wird ermittelt.

Juni 2015

Wirtschaftsprüfer stellen massenhaft „intransparente Verfahren“ am Lageso fest. Lageso- Chef Franz Allert wird von Senator Czaja die Zuständigkeit für die Heime entzogen.

August 2015

200 Asylbewerber pro Tag. In Berlin leben 16.000 Flüchtlinge in Heimen, 2000 in Hostels, 9000 in Wohnungen. Wiederholt prügeln sich Flüchtlinge vor dem Lageso.

September 2015

Am Lageso werden 50 Bundeswehrsoldaten und 150 externe Verwaltungsmitarbeiter eingesetzt. Die Zahl der Wachleute vor dem Amt wird verdoppelt. Flüchtlinge prügeln sich nun öfter.

Oktober 2015

1000 Flüchtlinge kommen am Tag. Ex-Zentralbank in Wilmersdorf wird Erstaufnahmestelle, Zeltstadt in Spandau entsteht. Ex-Polizeipräsident Dieter Glietsch leitet Krisenstab.

November 2015

Charité-Ärzte versorgen die Lageso-Wartenden. Machtwort von Michael Müller (SPD) an Verwaltung – und wohl auch an die CDU: „Eine Verweigerungshaltung wird es nicht mehr geben.“

Dezember 2015

Auf Druck von Bürgermeister Michael Müller tritt Lageso-Chef Allert zurück. Senator Czaja wird alleingelassen. Die SPD-CDU-Koalition steht kurz vor der Auflösung.

Foto: dpa
Musste gehen. Lageso-Chef Allert.
© dpa

Januar 2016

Die Ehrenamtlichen von „Moabit hilft“ erklären: Ein Syrer sei nach den Strapazen am Lageso gestorben. Eine Falschmeldung, wie sich schnell herausstellt.

Februar 2016

Der Chef einer Wachfirma schmierte offenbar einen Lageso-Beamten. Außerdem sollen bei der Versorgung der Flüchtlinge stadtweit bis zu 3,7 Millionen Euro verschwendet worden sein.

März 2016

McKinsey soll für 238.000 Euro auf Wunsch der SPD-Senatsspitze am „Masterplan Integration“ mitarbeiten. Als Berater dabei ist ein gut vernetzter Ex-SPD-Staatssekretär.

April 2016

Nach dem Auftrag für McKinsey und den Ex-SPD-Staatssekretär fordert die Opposition auch Akteneinsicht im Vergabeverfahren an eine zweite Privatfirma.

Mai 2016

Für Asylbewerber soll nicht das Lageso, sondern ein neues Flüchtlingsamt zuständig sein. Dessen Zentrale, heißt es, werde im November in Charlottenburg eröffnen.

Juni 2016

Von Flüchtlingen belegte Turnhallen werden frei. Sportverbände beklagen Millionenschäden. Heimbetreiber kritisieren Senat wegen vermeintlicher „Knebelverträgen“.

Juli 2016

Die Lage am Lageso hat sich beruhigt, wie genau die Integration der Flüchtlinge gelingen soll, ist unklar. Umfragen zufolge dürfte die AfD ins Abgeordnetenhaus einziehen.

August 2016

Zuletzt kamen 30 neue Flüchtlinge am Tag in Berlin an. Für 2016 wird mit 25.000 gerechnet. Vergangenes Jahr kamen fast 80.000 Asylbewerber, 55.000 blieben in Berlin.

Zur Startseite