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Wo geht's zum Check-in.
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Verkehrsanbindung für Hauptstadtflughafen BER: Check-in am ICC? Man muss darüber nachdenken!

Die Berliner Politik hat sich in Sachen Flughafen eine Denkpause verordnet. Aber die wird sich nicht durchhalten lassen. Vielmehr muss man sich über neue Möglichkeiten Gedanken machen. Auch über die Abfertigung für den BER im Kongresszentrum. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Gerd Appenzeller

Klar. Ist mal wieder typisch Berlin. Pläne ohne Ende, aber kaum etwas fertig kriegen. Die Hauptstadt Berlin, das ist eben Wolkenkuckucksheim.

Nichts wäre einfacher, als so oder ähnlich die Pläne des Architekten Gisbert Dreyer niederzumachen. Der will, wie der Tagesspiegel gestern berichtete, in das ICC ein Abfertigungsterminal für den neuen Flughafen BER einbauen, dieses durch eine unterirdische Bahnverbindung mit Schönefeld und später auch mit einem internationalen Flughafen in Sperenberg vernetzen. Warum? Um im Süden von Berlin ab 2017 ein Verkehrschaos zu vermeiden. Das entsteht nach Dreyers fester Überzeugung, wenn im BER pro Jahr mehr als 30 Millionen Passagiere abgefertigt werden. Das ICC, umgeben von Autobahnen und Schienenverbindungen, könnten die meisten der abreisenden und ankommenden Passagiere problemlos erreichen, ohne sich über die Autobahn oder mit der Bummel-S-Bahn nach Schönefeld quälen zu müssen. Diese Idee hat auf jeden Fall Pfiff.

Das alles mag für normale städtische und brandenburgische Planungszyklen viel zu kompliziert sein und die Politik auch überfordern, weil sie schnell grundlegende Entscheidungen treffen müsste: Soll das ICC so umgewidmet werden? Soll der Bau einer unterirdischen Bahnverbindung nach Schönefeld und einer Hochtrasse nach Sperenberg zugelassen werden? Kann das jetzt für einen Windpark vorgesehene Areal in Sperenberg erneut umgewidmet werden? Braucht man dort wirklich einen internationalen Flughafen? Sind die drei Flughafengesellschaften zu einem Private-Public-Partnership-Modell mit dem Investorenkreis bereit, der wohl hinter Dreyer steht? Und: Stimmen überhaupt Dreyers Annahmen bezüglich der Verkehrsentwicklung rund um den neuen Flughafen?

Die Berliner Politik hat sich für die nächsten drei Jahre eine Denkpause in Sachen Flughafen verordnet. Um Himmels willen nicht schon wieder neue Planungen, ist die – menschlich nachvollziehbare – Devise aus dem Roten Rathaus. Michael Müller möchte 2016 die nächsten Wahlen zum Abgeordnetenhaus gewinnen und den BER im zweiten Halbjahr 2017 eröffnen. Nach einem Jahr reibungslosen Betriebs wird man weitersehen, denkt der Senat. Aber das wird sich nicht durchhalten lassen. Spätestens 2023 sind die Kapazitäten aller Provisorien in Schönefeld erschöpft, dann sollte der Bau eines neuen Terminals an der dafür freigehaltenen Stelle bereits im Gang sein. Mit einer dritten Startbahn müssen sich die Gesellschafter hingegen nicht befassen, diese Kapazitäten reichen.

Anders als Berlin wird der Gesellschafter Bund schon früher über den Tellerrand blicken müssen. Der weiß nämlich, dass die beiden internationalen Drehkreuze München und Frankfurt nicht weiter ausgebaut werden können. Ein dritter Hub im relativ dünn besiedelten Brandenburg und damit im Nordosten Deutschlands wäre der logische Ausweg. Dass eine Industrie- und Wirtschaftsnation wie Deutschland nicht auf leistungsfähige Anbindungen an das Weltflugnetz verzichten darf, liegt auf der Hand. Auf die Berliner werden ohnedies schwierige Zeiten zukommen, wenn der Stadtflughafen Tegel geschlossen ist. BER wird niemals so schnell erreichbar sein. Sich über neue Verkehrsanbindungen Gedanken zu machen, ist geradezu zwingend. Und das Denken verbieten sollte Politik nie – die Bürger halten sich ohnedies nicht daran.

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