Zu Besuch bei Ministerien und Parteien in Berlin: Care Palästina: Mehr Kinderehen durch Flucht nach Krieg in Syrien
Salam Kanaan, Care-Direktorin in den palästinensischen Gebieten, beklagt große Not. Unter Flüchtlingen aus Syrien in Jordanien gebe es mehr Kinderehen.
„Haben Sie schon einmal davon gehört, dass eine Frau einen Krieg begonnen hat? Eben. Deshalb setze ich mich mit Leib und Seele dafür ein, dass Frauen im Nahen Osten die Politik und Gesellschaft mitgestalten können. Denn nur so kann diese Region friedlich und lebenswerter werden.“ Davon ist Salam Kanaan, 56, überzeugt. Seit mehr als 30 Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe tätig, war die Palästinenserin zuletzt mehrere Jahre als Länderdirektorin für Care Jordanien in der Geflüchtetenhilfe aktiv. Zuvor arbeitete sie etwa für die UN und die Weltbank. Jetzt leitet Kanaan die Care-Hilfe in den von Israel besetzten Gebieten in der West Bank, in Ost-Jerusalem; in Gaza. „Ich spüre, wie Mut und Hoffnung die Menschen verlassen“, sagt Kanaan aus Ramallah im Berliner Care-Büro in Kreuzberg. Und Hoffnung ist kaum in Sicht.
Gespräche mit Parteien und dem Ministerium
Die Frauenrechtlerin und Menschenrechtsaktivistin war in Berlin, um mit Staatsekretärin Maria Franziska Flachsbarth, Parlamentarischer Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und mit Care-Schirmherrin Rita Süssmuth zu Frauen in Flüchtlingskontexten zu reden. Auch mit den Grünen in Berlin, CDU und Grünen im Bundestag sowie dem Auswärtigen Amt und dem Entwicklungsministerium gab es Gespräche.
Humanitäre Hilfe und Geld seien dringend nötig
Die Entwicklungshelferin mit Herzblut für Frieden im Nahen Osten kritisiert, dass die USA Millionen Dollar Hilfen für US Aid und UN-Flüchtlingshilfswerk UNWRA massiv kürzten. Dabei bedürften von den 4,95 Millionen Palästinensern rund 2,5 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, wegen Essensknappheit, fehlender Gesundheitsversorgung, Bildung, Frauenrechten.
Zwei Drittel aller Jugendlichen in Gaza fänden keine Arbeit oder Ausbildung, bei den Frauen seien es 70 Prozent. Dabei seien dort gute Fachleute etwa für Online-Filmbearbeitung zu bekommen.“
Geflüchtete Syrer in Jordanien hoch verschuldet
Aus ihrer langjährigen Arbeit in Jordanien weiß Kanaan, dass 90 Prozent der syrischen Flüchtlinge für Nahrung und Medikamente verschuldet seien. Jede zehnte syrische Familie verheirate minderjährige Töchter, vor allem aus Geldgründen. Zudem wisse man das Kind verheiratet besser geschützt vor sexualisierter Gewalt als unverheiratet, so die dortige Sicht.
Mädchen werden verheiratet, wegen des Geldes, zum Schutz
In Syrien ist die Kinderehe anderes als in anderen Ländern im Nahen Osten erlaubt. Kinderehen unter den Geflüchteten nehmen laut Experten in Fluchtländern stark zu. Unter vielen Muslimen aus Syrien gelten Verwandtenehen, meist unter Cousin und Cousine, als normal und schicklich, wegen des Zusammenhalts der Ressourcen und als Indiz für die Vitalität der Familienehre. Auch nach Deutschland flüchten viele Palästinenser aus Syrien, sie erhalten als Staatenlose mit hoher Wahrscheinlichkeit den Asyl-Schutzstatus.
Wer spenden möchte, kann dies tun an: Care Deutschland.
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