Öffentlicher Nahverkehr in Berlin: BVG will wieder Doppeldecker-Busse kaufen
Erste Reihe oben: Nach Jahren der Flachbusse will die BVG wieder Doppeldecker kaufen. Wahrscheinlich bekommt ein britischer Hersteller den Zuschlag.
Die BVG will wieder hoch hinaus. Sie bereitet jetzt den Kauf von neuen Doppeldecker-Bussen vor. Die Ausschreibung erfolge demnächst, kündigte Sprecherin Petra Reetz gegenüber dem Tagesspiegel an. Mittelfristig muss die BVG all ihre 414 vorhandenen Doppeldecker ersetzen. Favorit als Hersteller ist nach Tagesspiegel-Informationen das britische Unternehmen Alexander Dennis, dessen Busse unter anderem durch London fahren. 2015 hatte die BVG einen Typ dieses Herstellers in Berlin getestet.
Unternehmen, die Doppeldecker für den Linienverkehr im Programm haben, sind rar. Zuletzt hatte die BVG in den Jahren 2005 bis 2010 Fahrzeuge von MAN bezogen und den Innenausbau in eigener Regie übernommen. Weil lange Zeit kein Nachfolger in Sicht war, müssen die Doppeldecker nun länger durchhalten als ursprünglich geplant. Statt sie nach und nach jetzt auszumustern, werden sie von Grund auf erneuert. Vor allem Roststellen lässt die BVG beseitigen. Um Beschädigungen am Fahrzeug zu verhindern, erhalten die Busse zudem sogenannte Astabweiser – eine Art Bügel vorn am Oberdeck.
Die Arbeiten teilen sich die Werkstätten der BVG und der Hersteller MAN. Bis zu acht Wochen kann so eine „Kur“ dauern, und sie soll jeweils nicht mehr als 50.000 Euro kosten. Gleichzeitig sollen maximal zwölf Busse in den Werkstätten sein. Als Ersatz hat MAN zehn Gelenkbusse an die BVG vermietet. Großes Interesse am Bau neuer Doppeldecker wird MAN aber nicht nachgesagt – es sind und bleiben Einzelstücke, die nicht so recht in die Serienproduktion passen, auch wenn sie den Umsatz steigern. Und kosten mit rund 450.000 Euro fast doppelt so viel wie herkömmliche Gelenkbusse.
Andere Städte setzen nicht auf Doppeldecker
Die Hoffnung, dass auch andere Städte auf den Doppeldecker setzen, hat sich nicht erfüllt. Die BVG schickte unter anderem zum Testen Fahrzeuge nach Frankfurt am Main und Nürnberg – zu einer Bestellung, die den Preis hätte drücken können, ist es jedoch nicht gekommen. In der Vergangenheit hatte auch die BVG über einen Abschied vom – teuren – Doppeldecker nachgedacht, sich dann aber doch entschieden, etwa ein Drittel ihrer Busflotte doppelstöckig fahren zu lassen.
Glücklich ist die BVG mit der derzeitigen Generation nicht. Die Busse gelten als zu schwer und schlucken enorm viel Dieselkraftstoff. Versuche mit kürzeren Bussen, von denen einer nur eine Treppe ins Oberdeck hatte, brachten aber keinen Fortschritt. Der Versuch, sie nach dem Testeinsatz zu verkaufen, scheiterte.
Dagegen ist das Angebot von Alexander Dennis sehr flexibel. Die Busse gibt es zwei- oder dreiachsig; mit zwei oder drei Türen und mit Varianten beim Zugang zum Oberdeck. Mittelfristig setzt die BVG auch beim Doppeldecker auf einen elektrischen Antrieb. Nach der Ausschreibung soll der Hersteller in einem sogenannten Vergabeverhandlungsverfahren ausgewählt werden.
Bei den Eindeckern hat sich die BVG in einem Rahmenvertrag für den Hersteller Mercedes-Benz entschieden, der bis zu 600 Gelenkbusse und 350 kürzere Eindecker liefern kann. Die erste Marge soll Anfang 2019 kommen – zunächst noch mit Dieselmotoren. Sobald E-Antriebe serienreif sind, will die BVG umsteigen. 30 E-Busse will sie noch in diesem Jahr anschaffen. Der Aufsichtsrat soll am 4. Juni den ausgewählten Hersteller bestätigen.
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