Öffentlicher Verkehr in Berlin: BVG setzt in Zukunft wieder auf Busse
Planer haben ein Liniennetz für Oberleitungsbusse entworfen. Testgebiet könnte Spandau sein. Die Fahrzeuge sollen auch mit Batterie rollen.
Viele Jahre lang war er ein Auslaufmodell. Jetzt erlebt er seine – planerische – Rückkehr: Der umweltfreundlich fahrende Oberleitungsbus. Die BVG hat ein Konzept entwickelt, wie ein Netz in Spandau aufgebaut und später bis zum Bahnhof Zoo oder ins Märkische Viertel erweitert werden könnte. Abgestimmt mit der Senatsverkehrsverwaltung ist es nicht.
Die Zukunft gehöre dem Elektrobus, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Da Batterien für große Fahrzeuge wie den Doppeldecker oder den Gelenkbus noch nicht ausreichend Strom liefern könnten, sei die Idee entstanden, den Einsatz von O-Bussen zu prüfen.
Der Clou dabei: Der Fahrdraht für den Strom müsste nicht überall über den Straßen und Kreuzungen gespannt werden. Städtebaulich ist das Leitungsgewirr in der Luft nämlich häufig umstritten. Die Oberleitung soll deshalb nicht durchgängig installiert werden. Die Lücken würden die Busse dann mit Strom aus der Batterie überwinden, die nicht so leistungsfähig sein müsste wie bei einem Antrieb, der ausschließlich auf diese Technik setzt. Die Batterien könnten zudem während der Fahrt unter der Oberleitung aufgeladen werden.
Die Busse wären flexibler
Weiterer Vorteil: Die Busse wären flexibler und könnten Hindernissen ausweichen oder auf Umleitungsstrecken fahren. Setzt man ausschließlich auf die Oberleitung, könnte der Bus die Strecke dagegen nicht verlassen. Duo-Busse gebe es bereits, sagte Reetz. Stromlose Abschnitte würden bisher aber mit Dieselantrieben überbrückt. Doch von dieser Technik will man weg. Die BVG hat bereits zahlreiche Batteriemodelle getestet. Im nächsten Jahr will sie 30 dieser Busse kaufen und im Alltagsbetrieb einsetzen. Vielleicht auch in Spandau.
Die ersten Überlegungen für eine Elektrifizierung des Spandauer Netzes mit Hybrid-Omnibussen sehen ein Netz von zunächst vier Linien vor, die zusammen 25 Kilometer lang sind: Die M 32 (Vom Rathaus Spandau zum Heidebergplan oder zum Brunsbütteler Damm/Stadtgrenze in Staaken oder nach Dallgow-Döberitz, Havelpark). Erforderlich wären dafür zwölf Busse. Mit elf Bussen würde die M 37 (Waldkrankenhaus–Staaken, Hahneberg) auskommen. Für die Linie 137 (Freudstraße–Reimerweg) müssten acht Busse angeschafft werden und für die Linie 236 (Gatower Straße/Heerstraße–U-Bahnhof Haselhorst) wären es zehn. Zusammen also 41 Busse.
Später könnte das Netz erweitert werden
Keine einzige dieser Linien würde eine durchgehende Oberleitung bekommen. Drahtlos bliebe zum Beispiel der Bereich Klosterstraße–Altstädter Ring. Hängen würde die Leitung über großen Teilen des Brunsbütteler Damms oder des Falkenseer Damms und der Falkenseer Chaussee. Je nach Linie läge der Anteil mit Oberleitungen zwischen 33 Prozent und 55 Prozent.
Später könnte das Netz nach diesen Überlegungen um 51 Kilometer bis zum Bahnhof Zoo, ins Märkische Viertel und nach Kladow erweitert werden – mit diesen Linien: M 45 (Johannesstift–Zoo), M 49 (Heerstraße/Nennhauser Damm– Zoo), X 33(Rathaus Spandau–Wilhelmsruher Damm), X 34 (Hottengrund–Zoo), X 49 Hahneberg–Wilmersdorfer Straße), 134 (Wasserwerk–Hottengrund), 136 (Gatower Straße–Aalemannufer) und N 34(Aalemannufer–Hottengrund). Benötigt würden hierfür 96 Busse.
„Das System Bus ist in Spandau schon längst an seine Systemgrenze gestoßen“
Kritisch bewertet Christfried Tschepe vom Fahrgastverband Igeb diese Überlegungen. „Das System Bus ist in Spandau schon längst an seine Systemgrenze gestoßen“, sagte er. Die bereits heute meist überfüllten Busse müssten durch die viel leistungsfähigere Straßenbahn ersetzt werden, für die es auch bereits vage Pläne für einen Ausbau in Spandau gibt. Zudem sollten sich die Planer auf den Bau der bereits beschlossenen neuen Tram-Strecken konzentrieren, um diese zügig umsetzen zu können, sagte Tschepe.