Aufregung um Berliner Turnschuhe: BVG-Sneakers-Verkauf startet unter Polizeischutz
500 Paar für jeweils 180 Euro - und ein integriertes Jahresticket: Seit Dienstag gibt es die Turnschuhe zum Berliner Nahverkehr. Käufer campierten schon seit Sonnabend.
Müll, Durcheinander, zugeparkte Radwege und obendrein Bewachung durch die Polizei: Am Dienstag hat der Verkauf der BVG-Sneakers in zwei Geschäften in Mitte und Kreuzberg begonnen. Bereits seit Tagen sind Turnschuh-Fans in Aufregung: Denn nur 500 Paar, die einer Kooperation der BVG mit Adidas entstammen, sollen verkauft werden.
Auffälligstes Detail ist, wie berichtet, das auf der Lasche eingenähte – und bis 31. Dezember gültige – Jahresticket. So gesehen ist es ein interessanter Deal, denn der tragbare Fahrschein kostet gerade mal 180 Euro.
Dafür musste ein anderer hoher Preis gezahlt werden: Ausharren in der Kälte, um eines der begehrten Paare zu ergattern. Vor dem Sneaker-Shop "Overkill" am Schlesischen Tor campierten die ersten am Sonnabend, gut zu erkennen an den dicken Kleiderschichten und den roten Nasen. Auch Sara aus Berlin hatte die beiden letzten Nächte auf dem Bürgersteig in der Schlange verbracht. Mit zwei Freunden und ihrer Tante hatte sie sich mit Decken, Essen und einer Schaumstoffmatte ihr Kurzzeit-Zuhause eingerichtet. „Die Schuhe sind cool, aber ich will vor allem das BVG-Ticket.“ Dafür schwänzte die 18-Jährige sogar die Schule. Aber das sei in Ordnung, ihre Mutter habe es erlaubt.
500 Namen standen auf der Liste
Um am Dienstagmorgen bei der Ladeneröffnung um 11 Uhr ein größeres Chaos zu verhindern, wurde eine Liste geführt – und zwar von Steven Fischer, der als erster da war, alle paar Stunden einen Rundgang machte - und am Ende auch als erster sein Paar davontragen durfte. Bis zur Ladenöffnung standen mehr als 500 Namen auf Steven Fischers Liste, der jeden gewissenhaft entfernte, der sich aus der Schlange wagte.
Andreas aus Leipzig kann mit dem integrierten BVG-Ticket zwar nichts anfangen, trotzdem verharrt er bereits seit Sonntagabend in der Kälte. „Ich ziehe den Schuh nicht an. Er ist ein Unikat und deshalb will ich ihn haben.“ Andreas ist mit sieben Kleiderschichten und einem Schlafsack ausgerüstet. Auf einem Mülleimer steht sein Gaskocher.
„Wir warten hier, weil wir die BVG lieben“, ruft Nino aus Berlin. Klingt doch arg nach Marketing. Werden einige für ihren Einsatz in der eisigen Kälte bezahlt? „Nein, ganz bestimmt nicht“, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz. Der Geschäftsführer von Overkill habe vorab gesagt, dass sich einige früh anstellen würden. Doch das Ausmaß des Hypes habe alle überrascht.
Anja Zobrist