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Bei Rolls-Royce in Dahlewitz kommt virtuelle Realität zum Einsatz, um Flugzeugtriebwerke zu konzipieren.
© Steffen Weigelt/Rolls-Royce Deutschland/promo

Nicht nur Tesla liebt die Mark: Brandenburg zieht internationale Investoren an

Seit den 1990er Jahren haben sich zahlreiche global agierende Konzerne in Brandenburg angesiedelt.

Dass Tesla in Brandenburg ein Werk baut, lässt sich kaum übersehen. Das Engagement des schillernden Elon Musk hat den bisher eher verschlafenen Ort Grünheide weltweit bekannt gemacht. Doch Musks Unternehmen ist bei weitem nicht der erste Global Player, der die Mark als Standort entdeckt hat.

Am Montag besuchte der Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) die Batteriefabrik von Microvast in Ludwigsfelde. Seit Kurzem laufen dort Batteriemodule und Batteriepacks vom Band. Die kommen vor allem in elektrisch angetriebenen Nutzfahrzeugen zum Einsatz. Der Konzern hat seinen Hauptsitz im US-Bundesstaat Texas. Zu Jahresbeginn hat er seine Europazentrale von Frankfurt am Main nach Ludwigsfelde verlegt.

Unterstützung aus der Landespolitik

Der Microvast-Deutschlandchef, Sascha Kelterborn, sagte anlässlich des Ministerbesuchs: „Nur durch die Unterstützung und Zusammenarbeit der politisch Verantwortlichen auf Kreis-, Landes- und Bundesebene konnten wir trotz Pandemie die Produktion hier in Ludwigsfelde planmäßig starten.“ Erst in der vergangenen Woche hatte Kelterborn außerdem verkünden können, dass seine Firma zukünftig mit dem französischen Nutzfahrzeughersteller Gaussin zusammenarbeiten wird.

Microvast-Deutschlandchef Sascha Kelterborn an einer Fertigungsstraße für Batteriemodule.
Microvast-Deutschlandchef Sascha Kelterborn an einer Fertigungsstraße für Batteriemodule.
© Christoph M. Kluge

Die Fabrik in Ludwigsfelde soll stufenweise ausgebaut werden. In der etwa 10 500 Quadratmeter großen Fabrikhalle ist noch Platz für vier weitere Fertigungsstraßen. In drei oder vier Jahren soll das Werk pro Jahr Batteriesysteme für bis zu 75 000 Fahrzeuge ausliefern können. Dann sollen in Ludwigsfelde etwa 250 Menschen beschäftigt sein. Die werden vor allem in Management und Vermarktung tätig sein, denn die Produktion läuft größtenteils vollautomatisch.

Coca-Cola spart Ressourcen

Unweit von Ludwigsfelde, in Genshagen, stellt Coca-Cola seit 1998 Softdrinks her. Jeden Tag werden dort nach Unternehmensangaben etwa 1,2 Millionen Flaschen Coca-Cola, Sprite und Fanta in verschiedenen Geschmacksrichtungen hergestellt und befüllt. Dabei wird viel Energie benötigt, zum Beispiel bei der Herstellung von PET-Flaschen.

Seit einigen Jahren bemüht sich der US-Konzern darum, die Energiebilanz zu verbessern. So wurde die Bodenform der PET-Flaschen verändert, sodass zu ihrer Herstellung weniger Luftdruck benötigt wird. Außerdem stellte man die Beleuchtung der Lagerhalle auf stromsparende LED-Lampen um.

Nur etwa eine Viertelstunde über die A 10 entfernt, in Dahlewitz, stellt Rolls Royce hochspezialisierte Flugzeugtriebwerke her. Das Werk am südlichen Berliner Stadtrand besteht bereits seit mehr als 25 Jahren und ist ein international bedeutender Standort für Bau und Entwicklung in diesem Bereich. Im vergangenen Sommer lieferte es sein 8000. Triebwerk aus.

Doch die zivile Luftfahrt liegt seit Beginn der Coronapandemie buchstäblich am Boden. Rolls Royce traf das hart, denn die Airlines gehören zu den wichtigsten Abnehmern der High-Tech-Turbinen. 2020 mussten Mitarbeiter entlassen werden. In Dahlewitz arbeiten nach Unternehmensangaben etwa 2500 Menschen, vor Corona waren es 300 mehr.

Seit 1998 produziert Coca-Cola in Genshagen bei Potsdam Softdrinks (Archivfoto). 
Seit 1998 produziert Coca-Cola in Genshagen bei Potsdam Softdrinks (Archivfoto). 
© Jens Kalaene / dpa - Bildfunk

Doch Rolls Royce will der Krise mit technischer Innovation begegnen. In Dahlewitz wird an klimafreundlicheren Antrieben geforscht, in Zusammenarbeit mit der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) in Cottbus und Senftenberg sowie finanziell unterstützt vom Land Brandenburg. 2019 hatte Rolls Royce die Elektro-Flugzeug-Sparte von Siemens übernommen.

Gummireifen mit Tradition

In Fürstenwalde produzieren derweil etwa 950 Mitarbeitende des Reifenherstellers Goodyear Pkw-Reifen aller Größen. Die Gummiindustrie hat eine lange Tradition in der Stadt. Bereits ab 1937 stellte das Unternehmen Deka-Pneumatik hier Reifen her. In der DDR wurde das Werk zum VEB Reifenkombinat Fürstenwalde. 1995 kaufte es eine Tochter des globalen Konzerns Dunlop. 2015 übernahm Goodyear alle Anteile.

Viele weitere internationale Unternehmen unterhalten Standorte in der Mark. Laut Wirtschaftsförderung Brandenburg kommen die meisten der Investoren aus den Vereinigten Staaten: 49 Unternehmen haben dort ihren Hauptsitz. Gefolgt werden sie von der Schweiz mit 40 Firmen, aus Frankreich kommen 39. Besonders stark vertreten sind auch europäische Staaten wie zum Beispiel das Nachbarland Polen mit 24 Niederlassungen. China bringt es auf 29, Russland auf sechs.

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