zum Hauptinhalt
Hinweisbilder im Innenbereich des Stadtbades Lankwitz.
© Yves Bellinghausen

Verhaltensregeln in Berliner Schwimmbädern: Bilder sollen Flüchtlingen das Baden erklären

In Berlin hängen die Badeanstalten jetzt Verhaltensregeln aus. Die bunten Bildchen sind in Sprachen beschriftet, die mehrheitlich von Flüchtlingen gesprochen werden

Es ist viel los im Stadtbad Lankwitz. Alle paar Minuten kommt ein Auto auf den Parkplatz vor dem Bad gefahren. Heraus kommen meist Frauen mit Kindern an der Hand. Noch sind Winterferien und viele Kinder wollen sie wohl noch auskosten, bevor am Montag die Schule in Berlin wieder anfängt. Von den meisten weitgehend unbemerkt, hängen seit einigen Wochen Verhaltensregeln in dem Schwimmbad im Berliner Süden aus.

Viele Regeln verwundern nicht: "Für Nichtschwimmer ist Wasser gefährlich" oder "Andere Badegäste nicht untertauchen", heißt es beispielsweise auf dem Plakat. Andere Regeln dürften dagegen stutzig machen. Man solle doch bitte Frauen respektieren - egal welche Kleidung sie tragen. Oder aber, dass den Anweisungen des Badepersonals unabhängig von ihrem Geschlecht Folge geleistet werden soll.

Bisher finden sich diese Hinweise nur in einigen Berliner Badeanstalten, ab kommender Woche aber sollen neue, einheitliche Comicbildchen in allen Bädern der Stadt aufgehangen werden. Beschriftet sind die Bilder dazu in sieben Sprachen - darunter auch Arabisch und Somali. Der Pressespreche der Berliner Bäder Matthias Oloew will die neuen Verhaltenshinweise allerdings nicht als Reaktion auf die Geschehnisse in Bornheim und Köln verstanden wissen. Schon vorher habe man an solchen Hinweisen gearbeitet.

Die neue Version, die demnächst in allen Bädern hängen soll, ist eine Übernahme von den Münchener Badeanstalten. Plakativ zeigen die bunten Bildchen, was man im Schwimmbad tun und lassen soll. Dabei geht es nicht nur um sexuelle Belästigungen, sondern auch um schlichte Sicherheitshinweise. "Einige Flüchtlinge können nicht schwimmen und begeben sich in Gefahr, wenn sie etwa die Wassertiefe nicht richtig einschätzen können", sagt Oloew. "Die Kollegen in München haben überwiegend gute Erfahrungen mit den Hinweisbildchen gemacht.

Bilder sollen als Flyer in Flüchtlingsheime

Auch vor dem Stadtbad Lankwitz kommen die Verhaltensregeln gut an. "Das mit den Bildern finde ich super", sagt der 15-Jähriger Juan. "Ja, vor allem weil viele Flüchtlinge kein Deutsch sprechen", fügt sein Freund Claudio (14) hinzu.

"Die Frau ist zu achten und zu respektieren!" Hinweisbild im Stadtbad Lankwitz.
"Die Frau ist zu achten und zu respektieren!" Hinweisbild im Stadtbad Lankwitz.
© Yves Bellinghausen

Sexuelle Übergriffe in Berliner Schwimmbädern sind in jüngster Zeit nicht bekannt. Dennoch haben einige Besucher Angst, etwa Christiane L. (48) aus Teltow. "Ich lasse meine Tochter nicht mehr alleine ins Schwimmbad gehen. Ich finde es darum gut, wenn klare Regeln aufgestellt werden." Auch der 35-jährige Mutlu findet die Idee grundsätzlich gut. "Schwierig finde ich es aber, wenn die Bilder in Sprachen beschriftet sind, die speziell von Flüchtlingen gesprochen werden. Das ist doch diskriminierend."

Die Berliner Bäder aber sind überzeugt von den neuen Vorschriftsbildchen. "Es ist doch besser, vorsorglich zu handeln. Wir wollen nicht erst warten, bis etwas passiert und dann reagieren." Wohl auch deshalb verteilen die Bäder ihre Verhaltenshinweise demnächst als Flyer in einigen Berliner Flüchtlingsheimen.

Zur Startseite