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Infokampagne der Münchner Bäder - die Verhaltensregeln gibt es in mehreren Sprachen, unter anderem auf Arabisch
© Sven Hoppe/dpa

Nach Sperre in Bornheim: Weitere Schwimmbäder verhängen Verbote für Flüchtlinge

Von falscher Badekleidung bis zu sexueller Belästigung: Einige Flüchtlinge halten sich nicht an Regeln, leiden müssen viele. In einigen Schwimmbädern wird der Betrieb für sie eingeschränkt oder ganz verboten.

Der Bürgermeister der belgischen Küstenstadt Koksijde plant ein einmonatiges Schwimmbadverbot für männliche Flüchtlinge, weil sich Frauen wegen Belästigungen beschwert hatten. Er werde dem Stadtrat am Montag diese Maßnahme vorschlagen, um die aufgeheizte Stimmung zu beruhigen, sagte Marc Vanden Bussche. Die Stadt hat kürzlich 300 Asylbewerber aufgenommen.

"In der Zwischenzeit werden wir sie über unsere Lebensart informieren und ihnen die Regeln im Schwimmbad erklären", sagte der Bürgermeister. Kinder und deren Mütter sollen von dem Schwimmbadverbot nicht betroffen sein. Der Minister für Migration, Theo Francken, sprach sich gegen den Plan des Bürgermeisters aus. "Es ist nicht klug, eine ganze Gruppe für die Regel-Übertretungen einzelner zu bestrafen", schrieb er auf Twitter.

In Österreich kam es zu ähnlichen Vorfällen. Im niederösterreichischen Mödling sorgte vergangene Woche ein Aushang für Aufregung, wonach der "Eintritt ins Freizeitzentrum Stadtbad Mödling für Menschen mit Migrationshintergründen ausschließlich in Begleitung von entsprechenden Begleitpersonen" erlaubt sei. Bürgermeister Hans-Stefan Hintner (ÖVP) ließ das Plakat mit dem "missverständlichen Text" entfernen, berichtete der ORF Niederösterreich.

Dem Stadtchef zufolge geht es nicht um alle Menschen mit Migrationshintergrund, sondern um eine "kleine Gruppe". In Mödling seien 180 unbegleitete jugendliche Asylbewerber untergebracht. Einige von ihnen sollen vor kurzem das Bad besucht und mit Jogging- oder Unterhosen ins Wasser gesprungen sein. Das habe Proteste von Badegästen und des Personals ausgelöst. Daraufhin sei beschlossen worden, diese Jugendlichen nur noch begleitet und mit Badekleidung - "Badehose/Bikini/Badeanzug", wie es auf dem Aushang ebenfalls hieß - einzulassen.

Die Stadt Burg in Sachsen-Anhalt ordnete in in ihrer Schwimmhalle besondere Sicherheitsmaßnahmen an, wie der MDR berichtete. Anlass seien zwei Vorfälle, bei denen es zur sexuellen Belästigung von Besucherinnen durch mutmaßliche Asylbewerber gekommen sein soll. Eine Mitarbeiterin hatte deshalb Anzeige erstattet. Die polizeilichen Ermittlungen dazu laufen.

Aufgrund der beiden Vorfälle wies Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) dem Bericht zufolge die Mitarbeiter der Schwimmhalle an, in Zukunft auch kleinste Verstöße gegen die Benutzungsordnung anzuzeigen. In einer Mitteilung der Stadt heißt es, notfalls müssten mit Hilfe der Polizei Hausverbote durchgesetzt werden. Außerdem prüft die Stadt, den Eingangsbereich der Schwimmhalle mit einer Videoüberwachungsanlage auszustatten. Damit sollen auffällige Personen ermittelt werden.

Schwimmmeister Frank Wedekind sprach von "schwarzen Schafen" und warnte davor, alle Ausländer über einen Kamm zu scheren. Auch die Stadt spricht von Einzelfällen. Die Schwimmhalle Burg könne von jedermann weiterhin ungestört und ohne Einschränkungen genutzt werden.

Die Stadt Bornheim bei Köln hatte vor einigen Tagen "wegen sexuell anzüglichen Verhaltens" ihr Schwimmbad für männliche Flüchtlinge ab 18 Jahren geschlossen, nachdem es zu Beschwerden von Frauen und Mädchen über Belästigungen gekommen war. Inzwischen wurde das Verbot wieder zurückgenommen.

Auf Comic-Zeichnungen den Badegästen erklären, dass sexuelle Übergriffe nicht gewünscht sind: Vor einem Jahr hätte ich das für schlechte Satire gehalten. Wenn man denkt es geht nicht schlimmer, wird man heutzutage von der Realität überholt.

schreibt NutzerIn dr.charlesbronson

Mit Verhaltensregeln unter anderem auf Arabisch machen die Münchner Schwimmbäder gute Erfahrungen - und erfahren deutschlandweite Nachfrage. Zahlreiche Bäder hätten die Vorlage inzwischen übernommen, sagte ein Sprecher der Stadtwerke München. Die Flyer und Plakate klären mit Texten und comichaften Zeichnungen etwa über vermeintliche Selbstverständlichkeiten auf, zum Beispiel dass Wasser für Nichtschwimmer gefährlich sein kann. Es geht auch darum, dass den Anweisungen des Badepersonals - egal ob Mann oder Frau - Folge zu leisten ist und Frauen weder verbal noch körperlich sexuell belästigt werden dürfen. Die Flyer helfen dem Personal bei der Präventionsarbeit, wie der Sprecher sagte. (mit dpa/rtr)

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