Ein neues Kunsthaus für Berlin: Biesdorf bekommt sein Schloss zurück
Schloss Biesdorf soll Marzahns Musentempel werden. Eine Vorbesichtigung ganz ohne Malerei.
So luftig, licht und leer, das Schloss, kontrastierend zum schattigen Park mit seinem alten Baumbestand. „Ein Juwel“, erklärt die neue Schlossherrin Katja Aßmann, aber eines, dem noch die Farben fehlen. „Schloss Biesdorf - Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum“, heißt es in der Presseeinladung von Grün Berlin. Grün Berlin? Ist das nicht die Firma mit den Parks? Genau. Die macht jetzt auch in Schlösser.
Es ist die Vorbesichtigung zur großen Wiedereröffnung des Schlosses, das eigentlich eine Villa ist und war, die von Werner von Siemens. Im Krieg ausgebrannt, wurde die Villa nur notdürftig gesichert und DDR-kompatibel ausgebaut. 2002 wurde die Außenhülle denkmalgerecht rekonstruiert, 2013 begann der Wiederaufbau des Obergeschosses. Innen ist jetzt alles fertig, außen steht noch der Bauzaun.
Eröffnungsfeier ist am 9. September
Bis zum 9. September, zur Eröffnung, sollen auch Terrassen und Treppen wieder zugänglich sein. Zehn Millionen Euro haben die Bauarbeiten seit 2013 gekostet. Der EU-Fördertopf für regionale Entwicklung und die Lottostiftung wurden angezapft. Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf kommt jetzt für die Restarbeiten auf und garantiert das Jahresbudget von 400 000 Euro für den Betrieb. Mit 50 000 Besuchern pro Jahr wird gerechnet.
Zunächst suchte der Bezirk einen privaten Betreiber, aber eine europaweite Ausschreibung verlief ohne Ergebnis. Also fragte Kultur-Stadträtin Juliane Witt (Linke) bei der landeseigenen Grün-Berlin an. Deren Chef Christoph Schmidt setzt auf Synergieeffekte mit den Gärten der Welt, die ebenfalls von Grün Berlin betrieben werden. Wer die Gärten der Welt besucht, soll anschließend noch etwas bildende Kunst im nahe gelegenen Schloss Biesdorf genießen.
DDR-Kunst-Archiv Beeskow soll hier ausstellen
Die Villa an der B 1 soll sich stadtweit als Ort für Kunst-Ausstellungen, Debatten und Vorträge etablieren. Zur Internationalen Gartenschau (IGA) werden Schloss und Park als „Reflexionsort“ eingebunden. Die erste Ausstellung ab September soll schon auf die IGA einstimmen. „Auftrag Landschaft“, so der Titel, will Malerei, Fotos, Installationen sowie Sound- und Filmarbeiten zum Thema präsentieren und dabei zeitgenössische Arbeiten mit „Auftragskunst“ aus der DDR konfrontieren. Kooperationspartner ist das Kunstarchiv Beeskow – dort lagern mehr als 20 000 Werke aus der DDR.
Die 1868 erbaute Villa präsentiert sich außen originalgetreu im klassizistischen Stil. Für den Innenausbau fehlte es an historischen Dokumenten, deshalb gestaltete Architektin Mara Pinardi die Räume sehr zurückhaltend und schlicht – ideal für Kunst-Ausstellungen.
Werner von Siemens kaufte die Villa zusammen mit einem 600 Hektar großen Gut 1887 für seinen Sohn Wilhelm. Der ließ einen 14 Hektar großen Park anlegen. Nach seinem Tod verkaufte die Familie die Villa, im ersten Weltkrieg wurden Familien einquartiert, später bezog die Polizei dort Diensträume, ab 1933 auch die NSDAP. 1945 brannte die Villa aus. In der DDR wurde sie als Jugendzentrum, Kulturhaus und Bibliothek genutzt.
Pendant zum Haus am Waldsee
Mit der Wiedereröffnung beginnt eine neue Ära. Schlossherrin Aßmann sieht das Schloss als östliches Pendant zum Haus am Waldsee in Zehlendorf. Auch der neue Kunsttempel in Biesdorf ist in eine grüne Umgebung eingebettet, wobei allerdings die Bundesstraße zu Füßen der Villa mit ihrem dichten Verkehr ein wenig stört. Am S-Bahnhof Biesdorf weist bislang kein Schild auf Schloss und Park hin, das soll sich bald ändern. Auch der Park selbst könnte bis zur IGA noch etwas Zuwendung brauchen. Für die Busse mit IGA-Touristen sei bereits Platz geschaffen, versicherte Stadträtin Witt.