Mindestens 13 Corona-Infizierte in Bar in Berlin-Mitte: Bezirksbürgermeister droht mit Schließungen
Womöglich hatten Hunderte in Berlin eine illegale Party in dem Lokal gefeiert: Der grüne Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel droht mit harten Konsequenzen.
Berlin - Mindestens 13 Menschen haben sich in einem Restaurant am Alexanderplatz mit dem Coronavirus infiziert - dort soll eine Party gefeiert worden sein. Das geht aus einer Mitteilung des Bezirksamts Mitte hervor. Es sei „ohne Einhaltung der Abstandsregelungen getanzt und gefeiert“ worden. Die Behörden suchen nun nach weiteren Gästen, die sich am Freitag, dem 10. Juli, zwischen 21 Uhr abends und 3 Uhr morgens im „MIO Berlin“ aufgehalten haben.
„Das Personal des 'Mio', das zu der Zeit im Restaurant gearbeitet hat, wurde nach Hause geschickt und wird durch das für sie zuständige Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt“, teilte der Bezirk am Donnerstag mit.
Das Lokal befindet sich in der Panoramastraße 1a, also direkt unter dem Fernsehturm. Laut Behörden stammen die Infizierten aus Berlin aber auch aus anderen Städten. Bisher wisse das Gesundheitsamt Mitte von 13 bestätigten Fällen, sagt Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) auf Nachfrage. „Wie viele sich noch angesteckt haben, müssen wir jetzt herausfinden.“
Jedenfalls sollte jeder, der zu der Zeit im MIO war, sich mit dem Gesundheitsamt Berlin Mitte oder dem jeweils zuständigen Gesundheitsamt in Verbindung zu setzen. Denn die Nachverfolgung der Kontaktpersonen sei bisher schwierig.
Das Restaurant habe zwar eine Liste geführt, diese ist von Dassel zufolge aber unvollständig und fehlerhaft. Teilweise hätten die Gäste falsche Namen und Adressen angegeben oder ihre Kontaktdaten erst gar nicht aufgeschrieben.
In den vergangenen Tagen hatten sich Gesundheitsämter aus anderen Bezirken und Städten bei den Amtsärzten in Mitte gemeldet. So habe man feststellen können, dass der Ursprung des Ausbruchs im Restaurant war. Momentan sieht es so aus, dass drei Infizierte aus Münster das MIO besucht und alle anderen angesteckt haben.
Der Betreiber muss nun mit Bußgeldern rechnen. „Wir wissen nicht genau, wie viele Menschen dort waren. Aber 1.200 Personen passen in das Restaurant und es war wohl ziemlich voll“, sagt von Dassel. Zahlreiche Corona-Regeln seien missachtet worden. „Es war eher eine Party als ein Restaurantbetrieb, es wurde getanzt“, sagt von Dassel. Auch an die Maskenpflicht abseits der Tische hätten sich die Gäste nicht gehalten.
Das Lokal muss nun das Hygienekonzept überarbeiten und sicherstellen, dass es künftig keine Bewirtung mehr ohne das Hinterlegen der Kontaktdaten mehr gibt.
Infizierte aus Münster waren in einem Hotel in Berlin-Mitte unter Quarantäne
Ob die drei Infizierten aus Münster beim Restaurantbesuch von ihrer Erkrankung wussten, ist noch unklar. Jedenfalls hätten Sie sich gegenüber dem Gesundheitsamt Mitte uneinsichtig gezeigt. „Ihr Schuldbewusstsein war nicht gerade ausgeprägt“, sagt von Dassel. In den vergangenen Tagen befanden sie sich in einem Hotel in Mitte unter Quarantäne.
Erst am Wochenende hatte ein Bericht des „rbb“ für Aufsehen gesorgt, der völlig überfüllte Lokale entlang der Torstraße in Mitte zeigte und ihre sorglosen Gäste. Viele Bars wurden - trotz Verbots - zu Tanzlokalen umfunktioniert. Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel hatte deshalb erst am Mittwoch angekündigt, dass die Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt verstärkt würden.
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Von Dassel erklärte, „immer häufiger“ würden die Corona-Regeln - Mindestabstand, Maximalbelegung, Mundschutz - in seinem Bezirk „grob missachtet“. Er bezog sich auch auf das MIO: „Im Fall einer zu einem Tanzlokal umgebauten Bar am Alexanderplatz hatte dies bereits eine zweistellige Zahl von neuen Infektionen mit dem Covid-19-Virus zur Folge – Tendenz steigend.“
Bürgermeister von Berlin-Mitte droht mit hohen Bußgeldern
Der Bezirksbürgermeister kündigte an, Bußgelder bis zur maximal rechtlich zulässigen Höhe auszureizen. Außerdem schrieb er einen Offenen Brief an Bars, Kneipen und Restaurants. Er appellierte an die Vernunft und forderte die Betreiber auf, ausnahmslos die geltenden Abstands- und Hygieneregeln durchzusetzen.
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Auch eine Drohung sprach von Dassel aus: „Bitte lassen Sie es nicht so weit kommen, dass Ihr Betrieb wegen massiver Verstöße gegen die Infektionsschutzverordnung von Ordnungsamt und Polizei sanktioniert und in letzter Konsequenz geschlossen werden muss.“
Der grüne Bezirksbürgermeister kündigte bezirksübergreifende Gespräche mit seinen Amtskolleginnen und -Kollegen an.
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Ende Juni hatte ein ähnlicher Fall in Zürich für Diskussionen um erneute Verschärfungen der Corona-Maßnahmen angestoßen. Dort hatte ein sogenannter Superspreader in einem Club mindestens fünf andere Personen infiziert.
Viele weitere Gäste gaben offenbar falsche Adressen an, was die Arbeit der Ermittler erschwert - auch im aktuellen Berliner Fall war die Gästeliste mindestens schlecht geführt, viele gaben falsche Daten an.
Berlin hatte erst am Dienstag weitere Lockerungen für Gaststätten beschlossen. So dürften künftig etwa im Restaurant bis zu sechs Gäste an einem Tisch sitzen, auch wenn der 1,50-Meter-Abstand nicht eingehalten werden kann. Zudem ist es wieder erlaubt, an Theken und Tresen zu sitzen. (mit dpa)