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Der Mehringplatz in Kreuzberg.
© Thilo Rückeis

Mehringplatz in Berlin-Kreuzberg: Wenn Sozialwohnungen weitervermietet werden

Der Quartiersmanager vom Mehringplatz als illegaler Vermieter einer landeseigenen Sozialwohnung? Einfach ist der Fall nicht.

Wohnungen in Berlin sind begehrt. Deshalb blüht das Geschäft mit Ferienwohnungen, Untervermietungen und WG-Zimmern im Zentrum der Stadt. Sogar mancher Mieter von Sozialwohnungen, deren Errichtung das Land mit Millionen subventioniert hat, verdient auf diese Weise einen schnellen Euro dazu. Dabei fehlt es in der Stadt an Wohnraum für Menschen mit geringen Einkünften. Verboten ist diese „Zweckentfremdung“ seit Einführung einer Verordnung durch den Senat außerdem.

Und dennoch ließ sich sogar Bonger Voges dazu hinreißen, obwohl er damals zugleich dem Vorstand des gemeinnützigen Vereins „Kunstwelt e. V.“ angehörte, der als Träger des Quartiersmanagements Mehringplatz in Kreuzberg eigentlich ein besonders gutes Gespür für soziale Fragen haben sollte.

Der Quartiersmanager als illegaler Vermieter einer landeseigenen Sozialwohnung in der südlichen Friedrichstadt? So einfach ist der Fall nicht. Denn Voges will kein Quartiersmanager sein, sondern Künstler. Auf seiner Website zählt er zu seinen Tätigkeiten Kunst im Stadtraum, Festivals, Clubs und Events auf. Dem gemeinnützigen Kunstwelt-Verein, der durch die unrechtmäßige Untervermietung ins Zwielicht geriet, steht er seit Kurzem auch nicht mehr vor.

Anzeige im Mai zuletzt aktualisiert

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte der Eigentümer der Mietwohnung im Kiez, die landeseigene Gewobag, prompt gehandelt: „Der Mieter wurde 2014 durch die Rechtsabteilung der Gewobag abgemahnt. Der Mieter hat reagiert und die unbefugte Gebrauchsüberlassung beendet“, hieß es dort auf Anfrage. Verwunderlich nur: Für 280 Euro im Monat ist ein Zimmer in genau jenem Haus auch heute noch auf der Website www.billionhomes.de zu finden.

„Aktualisiert“ wurde diese Anzeige zuletzt am 4. Mai 2015. Darin schreibt der Vermieter: „Wir machen Kunst im öffentlichen Raum, Ausstellungen, wilde Kulturereignisse“. Ist das Voges Wohnung? Bonger Voges selbst äußerte sich auf Anfrage nicht zu diesen Fragen. Der Kunstwelt-Verein hatte dem „Quartiersmanagement-Team“ aber Anfang Juli eine Mail von Voges weitergeleitet.

Darin nennt er diese und andere gegen ihn erhobenen Vorwürfe eine „Diffamierungskampagne“. Weiter heißt es: „Um Schaden vom Kunstwelt e.V., vom Quartiersmanagement und seinen Mitarbeitern abzuwenden und den Verein von weiteren Diffamierungen frei zu halten, trete ich mit sofortiger Wirkung vom Vorsitz und von der Mitgliedschaft im Verein zurück.“ Ein „Schuldanerkenntnis“ sei dies nicht, betont Voges.

1998 zu normalen Konditionen vermietet

Nach Angaben der Gewobag wurde Bonger Voges die „Wohnung 1998 zu normalen Mietkonditionen vermietet“. Es seien Bewerbungsunterlagen, wie von allen Kunden auch, eingereicht worden. „Ein Jahr später gründete dieser Mieter den Verein Kunstwelt e.V.“. Die Räume im Erdgeschoss desselben Gebäudes seien dem Verein Kunstwelt 1999 vermietet worden, gegen Zahlung von Nebenkosten.

Das sei üblich bei „mitsubventionierten Flächen eines preisgebundenen Wohnungbaus“, der in erster Linie der „Unterstützung des gemeinsamen Miteinanders der Bewohner“ dienen solle.

Lesen Sie hier auch unser Mehr-Berlin-Special zur Zweckentfremdung von Wohnungen für die Vermietung an Touristen: "Häuserkampf".

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