Berlin-Charlottenburg: Neue Ku'damm-Bühne sieht aus wie die „Komödie“
Nach vielen Debatten zeigen die Investoren im Ku'damm-Karree ihre jüngsten Pläne für ein Ersatztheater – es gleicht fast dem Original. Aber der Streit um Abriss und Neubau geht weiter.
Der jüngste Entwurf für eine neue Ku’damm-Bühne wird Kennern der Komödie am Kurfürstendamm vertraut vorkommen: ein ovaler Saal, Logen, eine große runde Deckenlampe, rote Wände und schwarz-rote Sessel. In der Simulation ähnelt der geplante unterirdische Bühnensaal sehr stark dem bisherigen, 1924 eröffneten Boulevardtheater. Von einer „Anmutung des Alten“ sprach Architekt Jan Kleihues, als er das überarbeitete Konzept am Dienstag zusammen mit dem Investor Cells Bauwelt vorstellte.
Intendant Woelffer blieb der Präsentation fern
Die Planer betonten, sie hätten ihren ersten, deutlich moderneren Entwurf für einen hufeisenförmigen Saal ohne Logen „auf Wunsch von Intendant Martin Woelffer“ geändert. Und doch gibt es keine Annäherung im Streit um den Abriss der zwei Original-Bühnen im Ku’damm-Karree. Woelffer, der die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm in dritter Generation führt, blieb der Pressekonferenz fern. Er hat es wiederholt abgelehnt, „in ein Kellertheater im hinteren Grundstücksbereich zu ziehen“.
Erst am Montag schrieb Woelffers Anwalt an Cells Bauwelt, infrage komme nur ein Umzug in Räume vorne am Ku’damm – so, wie man es Jahr 2008 mit dem damaligen Eigentümer Ballymore vereinbart habe. Damals war ein Ersatztheater in der dritten Etage mit einem Eingang unten an der Straße vorgesehen.
Ende Mai wird die Räumungsklage verhandelt
Cells-Geschäftsführer Norman Schaaf zeigte sich irritiert über die Haltung des Intendanten: In zwei Workshops mit Architekt Kleihues und Theaterplaner Reinhold Daberto habe Woelffer „wertvolle Anregungen“ gegeben. „Ich habe uns auf einem guten Weg gesehen.“ Nun werde man sich das nächste Mal am 31. Mai sehen – vor dem Landgericht Berlin, das dann über eine Räumungsklage des Investors gegen die Ku’damm-Bühnen verhandelt. „Es wäre an Woelffer, auf mich zuzugehen“, fand Schaaf.
Nach seinen Worten hatte Woelffer in den Workshops auch auf die Notwendigkeit einer Probebühne hingewiesen, die nunmehr in die Planung aufgenommen worden sei. In begrenztem Maß könne eine Probebühne auch als zweite Spielstätte dienen, sagte Schaaf. Für den Hauptsaal schlug er erneut eine „multifunktionale Nutzung“ vor, beispielsweise könnten darin auch Präsentationen von Autoherstellern stattfinden.
Die Erhaltung der alten Theater schließt der Investor dagegen weiterhin aus. Blieben die Säle an ihrer Stelle, könne man vorne am Ku’damm nur noch „zwei, drei Tante-Emma-Läden“ ansiedeln. Es handele sich aber um die umsatzträchtigsten Flächen.
Kellersaal mit Foyer auf einem „Theaterplatz“
Nach Kleihues’ Entwürfen soll die Ersatzbühne mit 640 Plätzen in einem Kellergeschoss entstehen, für das bis zu zwölf Meter gegraben würde. Auf einem neu angelegten „Theaterplatz“ sollen Besucher über ein oberirdisches Foyer per Wendeltreppe oder Aufzug nach unten gelangen. Zwischen dem Ku’damm und dem Platz plant Kleihues einen Durchgang und Arkaden. Cells-Chef Schaaf fügte hinzu, auch die Bühne der Komödie liege vier Meter tief und habe keine Fenster. Es mache „keinen großen Unterschied“, wenn man das neue Theater noch etwas tiefer lege.
Lisa Paus (Grüne) ärgert sich über das Karree als Spekulationsobjekt
Mit Misstrauen reagierte die Berliner Bundestagsabgeordnete Lisa Paus (Grüne) am Dienstag auf die Präsentation. „Die Eigentümer müssen erst noch beweisen, dass sie nicht nur weitere Immobilienspekulanten am Kudamm-Karree sind“, sagte Paus, die steuerpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist. Das Karree sei im vorigen Jahrzehnt drei Mal verkauft worden – aber immer als sogenannter Share Deal, bei dem nicht die Grundstücke, sondern nur Eigentumsanteile verkauft werden. Die Erwerber hätten so keine Grunderwerbssteuer zahlen müssen. Dem Land Berlin seien insgesamt wohl etwa 25 Millionen Euro entgangen.
Die entfallene Steuer beim jüngsten Eigentümerwechsel, bei dem Cells Bauwelt und der russische Geschäftsmann Mikhail Opengeym je die Hälfte der Anteile am Karree erworben hatten, schätzt Paus auf neun Millionen Euro. Sie fordert, die Investoren sollten diesen Betrag „in die Zukunft der Kudamm-Bühnen am derzeitigen Standort statt in einen neuen Keller“ investieren.