Ärger um Berlins neues 10.000-Leute-Viertel: Kein Baulärm - aber ganz schön viel Krach
„Insel Gartenfeld“ heißt eines der wichtigsten Wohnungsbauprojekte Berlins. Es liegt in der TXL-Schneise. Doch es geht nur mühsam voran. Was ist da los?
10.000-Leute-Viertel Gartenfeld: Projektchef wünscht Tempo. In Berlin-Spandau drehen sich die Kräne schneller als der „Fliegende Teppich“ auf dem Rummelplatz.
Überall wird gebaut, Wasserstadt, Hakenfelde, Siemensstadt. Nur die Insel Gartenfeld döst in der Frühlingssonne vor sich hin. Hektik? Iwo.
Dabei geht es um ein Mega-Projekt mit 3700 Wohnungen. Auf der Industriebrache am Waldrand soll die größte Baustelle im Berliner Westen entstehen: hier Simulationen (und hier eine Luftaufnahme bei Google Maps zur Orientierung). Allein die Gewobag plant 1200 Wohnungen. Hier die Fotostrecke vom Spandau-Newsletter.
Der Haken: Hier ist kein Bagger, kein Bauarbeiter, nix zu sehen – nur Gestrüpp, alte Backsteinbauten und viele Fragezeichen zu Brücken, S-Bahnen und Straßenbahnen. Die Geschäftsführung dieses Mega-Projekts um Thomas Bestgen („UTB“) wünscht endlich Tempo und Klarheit. Hier Auszüge aus dem Brief an den Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel.
„3700 Wohnungen warten dringend auf behördliche Genehmigungen. Die Insel Gartenfeld ist eines der herausragenden Quartiersprojekte in Berlin.“
„Aufgrund der unklaren Zuständigkeiten zwischen Land und Bezirk steht das Bebauungsplan-Verfahren seit mehr als zwei Jahren still. Es besteht die Sorge, dass das Projekt im „Klein-Klein“ weiter zerrieben wird.“
„Die vielen zuständigen Verwaltungen agieren nicht koordiniert, vor allen Dingen dann nicht, wenn vom Projektentwickler erwartete innovative Ansätze zu neuen Mobilitäts- und Entsorgungskonzepten auf Verwaltungsvorschriften treffen, welche Erkenntnisse moderner Technologien nicht kennen.“
„Wir erwarten die längst überfällige Entscheidung des Landes hinsichtlich der Brücke Rhenaniastraße. Kommt die schienengebundene Straßenbahn oder nicht?“
„Versprochen war die Antwort für Juni 2020, dann für September 2020. Nun ist offensichtlich erst einmal eine unverbindliche Studie der Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr beauftragt worden.“
„Nach fünf Jahren Vorlaufzeit hätten der Bezirk Spandau und die vier großen in einem übergeordneten planerischen Zusammenhang stehenden Gebiete Waterkant, Gartenfeld, Siemenscampus und Urban Tech Republik mit deutlich mehr als 10.000 Wohnungen sicherlich klare Aussagen erwarten können.“
Irritiert sind auch FDP, CDU, Grüne und SPD, was das Tempo auf der Insel Gartenfeld angeht: war gerade erst Top-Thema im Stadtentwicklungsausschuss im Abgeordnetenhaus. Hören Sie mal in dieses Youtube-Video rein, ab Minute 30.
„Es ist frustrierend, traurig und dem Normalsterblichen nicht zu erklären“, sagte Spandaus Stadtentwicklungsexperte Daniel Buchholz, SPD, dem Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel hinterher. Zehn Jahre sind die Pläne nun alt. Immerhin: 2021 soll es Beschlüsse geben. 2022 soll es laut der Bauverwaltung um Senator Sebastian Scheel, Linke, auch endlich losgehen.
Und was macht die S-Bahn zur Insel? 20.000 Leute werden in den nächsten Jahren in diese Ecke hier im Spandauer Norden ziehen. Die Furcht vor dem Verkehrsinfarkt ist groß. Deshalb fordern viele die S-Bahnverlängerung der Siemensbahn über die Insel Gartenfeld bis in die Wasserstadt – als Tunnel mit einem Endbahnhof an der S-Bahnstation Streitstraße. Nach Angaben von Staatssekretär Ingmar Streese, Grüne, läuft die Untersuchung aktuell noch. Vorerst setzt der Senat auf die Straßenbahn, die angeblich 2029 zum Rathaus Spandau und damit über die Insel fahren soll: also mitten über die Baustelle.
[Diese Nachricht stammen aus dem Spandau-Newsletter: 12 Berliner Bezirke, 12 Tagesspiegel-Newsletter - kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de]
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