Notunterkunft für Flüchtlinge in Berlin: Im Rathaus Wilmersdorf fehlen Duschen und Dolmetscher
Seit Freitagabend ist das ehemalige Rathaus Wilmersdorf eine Notunterkunft für Asylbewerber. Viele Bürger engagieren sich ehrenamtlich, aber es gibt noch Probleme. Eine aktuelle Übersicht.
Die Entwicklung
Im ehemaligen Rathaus Wilmersdorf am Fehrbelliner Platz waren am Freitagabend 178 Flüchtlinge aufgenommen worden, bis Montag stieg ihre Zahl auf rund 350. Gedacht ist die Notunterkunft für mehr als 500 Asylbewerber. Doch laut Karsten Hackradt vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) galt am Montag ein Aufnahmestopp. Es fehlten Duschzelte, die ursprünglich aus Hessen geliefert werden sollten – laut Hackradt gab es dabei aber wohl ein „Kommunikationsproblem“.
(Update 18. 8.): Erst am Dienstag trafen Duschzelte ein, abends liefen die Aufbauarbeiten. Wahrscheinlich werden die Zelte demnächst durch Sanitärcontainer ersetzt, die in einer der umliegenden Straßen stehen müssten, weil sie nicht durch die Hofeinfahrt passen.
Die Helfer
Neben den ASB-Mitarbeitern sind mehr als 20 Bürger aus Wilmersdorf und anderen Teilen Berlins als ehrenamtliche Helfer im früheren Rathaus aktiv. Sie fungieren unter anderem als Dolmetscher und geben Essen aus. Dazu hatten der Verein „Willkommen in Wilmersdorf“ und die Initiative „Berlin hilft Lageso“ aufgerufen. Die Einsätze werden über die Webseite www.berlin-hilft-lageso.de koordiniert.
Vor allem Arabisch-Dolmetscher werden aber noch gesucht. „Wir brauchen unbedingt Leute, die arabisch sprechen“, schrieb Yasmine Sarah Boumahdi am Montagabend bei Facebook. „Willkommen in Wilmersdorf“ teilte ihren Eintrag. Sie sei im Moment die einzige Ansprechpartnerin. Ob bei der Essensausgabe, der Spendenverteilung oder der Kommunikation mit Behörden und Helfern – immer wieder seien Vermittler gefragt.
Spenden können am Eingang Brienner Straße abgegeben werden. Besonders groß sei die Nachfrage nach Brot, Hygieneartikeln, Männerunterwäsche, T-Shirts und Flipflops, heißt es beim ASB. Tiefgekühlte Lebensmittel seien dagegen ungeeignet, weil „wir nicht nachvollziehen können, ob die Kühlkette eingehalten wurde“, sagte Hackradt.
Der Standort
Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf hatte das Rathaus am Fehrbelliner Platz im Dezember 2014 geräumt, um Kosten zu sparen; dafür wurden Behörden ins Dienstgebäude am Hohenzollerndamm und ins Rathaus Charlottenburg verlagert. Nach Renovierungen wollen der Landesrechnungshof und das Landesarbeitsgericht einziehen, Termine dafür gibt es aber noch nicht.
Der denkmalgeschützte Altbau war in den 1940er Jahren für NS-Dienststellen entstanden. Jetzt untersteht das Gebäude dem Berliner Immobilienmanagement (BIM).
Informationen für Bürger
Am Donnerstag ab 19.30 Uhr gibt es einen öffentlichen Informationsabend im Kirchensaal der Auenkirche, Wilhelmsaue 119. Mit dabei sind Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) sowie Vertreter des ASB, des BIM, der Senatssozialverwaltung und des Landesamts für Gesundheit und Soziales.