Berlin-Spandau: Hier West-Berlin, da DDR: "Die Grenzer haben uns gejagt"
Viele Tagesspiegel-Leser sehen ein Foto vom Glienicker See in den 80ern, erinnern sich. Haben Sie noch Bilder auf dem Dachboden?
Ein Foto aus den Tiefen des Archivs, entstanden in den 80er Jahren. Zu sehen: der Glienicker See. Der Buddelkasten vorn liegt in Spandau, Ortsteil Kladow, altes West-Berlin.
"Kind, schwimm nur bis zur Boje, sonst ..."
Hier an der Badestelle "Moorloch" endete der Sektor der West-Alliierten. Die Grenze zur DDR verlief mitten durch den See. Deshalb stand am Strand auch das Schild: "Achtung, in 170 Metern endet West-Berlin". Erinnern Sie sich? Offenbar ja, denn wir erhalten viele, viele hübsche Anekdoten - herzlichen Dank! (Auch wenn das Foto weiter unten auf der Havel entstanden sein müsste).
Der See war ein Idyll am luftigen Ende der engen Stadt. Kladower Kinder erzählen sich noch immer: "Mutter sagte immer: Nur bis zur Boje schwimmen, sonst kommen die Schnellboote der DDR-Grenzer" (die ulkigerweise kaum jemand gesehen hat).
"Man konnte rüber schwimmen, ohne dass etwas passierte, und im Winter, wenn der See gefroren war, konnte man auch rüber laufen. Passiert ist nie etwas", erinnert sich Tagesspiegel-Leser Dirk Nellis auf unserer Facebook-Seite.
"Etwas kälter als die Havel"
Und Leserin Veronika Harz schreibt:" Da bin ich auch als Kind oft zum Baden gewesen, sauberes Wasser und immer etwas kälter als die Havel."
"Uns haben die Grenzer gejagt"
Länge: 2 km. Breite: 500 Meter. In der Mitte: zwei namenlose Inseln.
Die Kinder aus der DDR konnten nicht ans Wasser
Der See war ein absurder Ort. Im Westen schwammen die mutigen Kinder bis zu den zwei Inseln, die zur DDR gehörten. Die anderen klammerten sich an den Bojen fest (waren die nicht gelb?).
Die Kinder aus der DDR durften nicht ins Wasser; da war die Berliner Mauer mit den Wachtürmen dazwischen.
Man sah den DDR-Bus von West-Berliner Seite
Vom Kladower Ufer sah man nur den orange-farbenen Ikarus-Bus durch Groß Glienicke rollen - und das auch nur im Winter, wenn die Bäume kahl waren und das Licht der Laternen fahl.
Der See ist nicht mehr geteilt, es gibt auch in Groß Glienicke eine große und viele kleine Badestellen. Vieles ist neu gebaut am Uferstreifen, in Brandenburg wie auch in Berlin. Geblieben ist die Erinnerung von vielen.
Ein Stück Mauer steht hier am Ufer
"Hier war ich als Kind oft. Jetzt ist es unsere Dauer-Badestelle, weil wir in der Nähe unser Freizeitgrundstück haben. Ein dufter Ort, um sich sauwohl zu fühlen", schreibt Tagesspiegel-Leser Winfried Lüdecke bei Facebook.
Die Spuren der Grenze ist an vielen Stellen zu sehen. Am oberen Ende ist ein Stückchen Mauer gerettet worden, am unteren Ende hängt ein Schild im Wald neben der neuen Gaststätte "Bootshaus". Darauf steht in vier Sprachen (und natürlich nicht in fünf, wie wir hier zuerst fix geschrieben haben - Danke an den Hinweis!): "Grenzgebiet - Betreten und Befahren verboten". Lange her.
Haben auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, Erinnerungen an den See? Nutzen Sie dafür die Kommentarfunktion unter diesem Text.
Und haben Sie vielleicht sogar alte Fotos vom Glienicker auf dem staubigen Dachboden, die Sie gern einmal anderen Lesern zeigen möchten? Wir freuen uns über Ihre Mails an berlin@tagesspiegel.de; Stichwort: Spandau.
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