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Tim Mälzer gibt Anweisungen aus dem Hintergrund, Landwirtschaftsminister Schmidt pariert.
© Ulrike Scheffer

Tim Mälzer kocht in Pankower Schule: Hackbällchen mit Stern und Minister

Das Essen in den meisten Schulen ist schlecht. Dennoch will Landwirtschaftsminister Schmidt bei Schülern ein Bewusstsein für gesunde Ernährung wecken - und kocht dafür mit Tim Mälzer in Schulen. Diesmal in der Schule Eins in Pankow.

Während die meisten Pankower Kinder wohl gerade vor verkochtem Gemüse oder bestenfalls fader Tomatensauce mit Nudeln saßen, zauberte in der Schule Eins neulich ein echter Starkoch. Zusammen mit einem echten Minister. Tim Mälzer (der Promikoch) gab allerdings vor allem Anweisungen aus dem Hintergrund, die Christian Schmidt (Landwirtschafts- und Ernährungsminister der CSU), brav ausführte. Einige Schüler der Privatschule hinter dem alten jüdischen Waisenhaus halfen ihm dabei, denn angesichts des Presserummels in der kleinen Schulküche konnte sich Schmidt kaum auf seine Aufgabe konzentrieren. Ständig sollte er in Kameras lächeln und Fragen zu seinen privaten Kochkünsten beantworten (meist kocht seine Frau). Mälzers Hackbällchen mit Tomatensauce (bei Mälzer heißt es freilich Tomatensugo) waren aber auch nicht allzu schwer zuzubereiten. Durch Gewürze wie Thymian, Rosmarin, Kerbel und Estragon sowie unbehandelte Limetten und frische Chilischoten hob sich das Mälzer-Menü dann aber doch deutlich vom normalen Schulessen ab, was schließlich auch der Sinn der Sache war.

Ganz untätig war Mälzer nicht beim Showkochen in der Schule Eins in Pankow.
Ganz untätig war Mälzer nicht beim Showkochen in der Schule Eins in Pankow.
© Ulrike Scheffer

Die Aktion in der Privatschule war Teil eines Wettbewerbs, den das Landwirtschaftsministerium seit fünf Jahren zusammen mit Mälzer, der Bertelsmann-Stiftung und dem Küchenhersteller Nolte ausrichtet. "Klasse, Kochen!", heißt er und soll Kinder motivieren, sich mit gesunder Ernährung zu beschäftigen. Vor drei Jahren hatte sich auch die Schule Eins beworben, mit Ideen zum damaligen Kochmotto und einem Konzept zur Nutzung einer Schulküche, die es zu gewinnen gab. Mit Erfolg. Ihre Übungsküche nutzt sie nun für eine Koch-AG und verschiedene Projekte. Und für die Show-Einlage mit Mälzer und Minister.

Tim Mälzer und Christian Schmidt in der Pankower Schulküche.
Tim Mälzer und Christian Schmidt in der Pankower Schulküche.
© Ulrike Scheffer

Die beiden hatten zuvor im Betsaal des ehemaligen jüdischen Waisenhauses die Preise an die Wettbewerbsgewinner des Jahres 2014 verliehen und das Motto für 2015 bekanntgegeben: "Lecker und günstig - gutes Essen muss nicht teuer sein". Das bewegt sich deutlich näher an der Wirklichkeit des Berliner Schulessens als frühere Motti (2014: "In der Küche um die Welt - internationale Speisen"). Die Diskrepanz zwischen dem Wettbewerb mit Promikoch und dem Alltag in den meisten Schulmensen konnte auch Schmidt nicht ganz unter den Küchentisch fallen lassen. Vor allem die langen Transportwege bei der Belieferung durch externe Caterer seien ein Problem, sagte Schmidt dem Pankow-Blog des Tagesspiegels. Darunter leide die Qualität des Essens. "Es ist aber schon besser geworden, und wir arbeiten daran, dass es noch besser wird."

Bewusstsein wecken jenseits des Schulessens

Durch einen Wettbewerb wie "Klasse, Kochen!" wird das Schulessen wohl nicht besser. Eine Polit-Show sei dieser aber nicht, sagt Schmidt. Unabhängig vom Schulessen sei es wichtig, bei Kindern ein Bewusstsein für eine gute Ernährung zu wecken, argumentiert er. "Die meisten Kinder kommen ja gar nicht mehr mit einer Küche in Kontakt." Tim Mälzer sprang ihm bei - drückte sich dabei allerdings deutlich weniger ministeriell aus: "Die Eltern müssen einfach den Arsch hochkriegen und ihrer Verantwortung nachkommen, ihre Kinder gesund zu ernähren." Er selbst habe die Liebe zum Kochen entdeckt, als er nachmittags am Küchentisch Hausaufgaben machte, während seine Mutter das Abendessen zubereitete.

Nein, kein Café im Prenzlauer Berg, sondern die Mensa der Schule Eins - mit Kevin Hoffmeister vom Caterer Löwenzahn.
Nein, kein Café im Prenzlauer Berg, sondern die Mensa der Schule Eins - mit Kevin Hoffmeister vom Caterer Löwenzahn.
© Ulrike Scheffer

Dazu haben heute wohl die wenigsten Mütter oder Väter Zeit. Auch nicht die Eltern der Schüler an der Schule Eins. Allerdings sind die in der Lage und bereit, für das Schulessen mehr als den üblichen Beitrag von 37 Euro monatlich zu zahlen. 6,60 Euro legen sie jeden Monat drauf und bekommen dafür das ein oder andere Extra von ihrem Caterer. Das gibt es wohl nur an einer Privatschule. Die Mensa der Schule Eins sieht außerdem eher aus wie ein nettes kleines Restaurant im Prenzlauer Berg. Auch da können Eltern mit Kindern an einer öffentlichen Schule neidisch werden.

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