Schulessen: Fleisch ist ihr Gemüse
Die Schüler geben ihrem Essen in der Schule gute Noten. Aber die Qualität lässt oft noch zu wünschen übrig. Das geht aus einer Studie des Bundesernährungsministeriums hervor. Berlin schneidet neuerdings relativ gut ab.
In Grundschulen nehmen etwa die Hälfte der Kinder in Deutschland ein Mittagessen ein, in weiterführenden Schulen sind es sogar nur ein Drittel. Die Kosten für das Mittagessen in der Grundschule liegen zwischen 1,50 und 3,27 Euro, im Durchschnitt zahlen die Eltern von Grundschülern 2,83 Euro pro Mahlzeit. In den weiterführenden Schulen liegen die Kosten zwischen 1,50 und 3,68 Euro, im Durchschnitt bei 3,05 Euro. Die Zuschüsse der Schulträger liegen zwischen null und 2,50 Euro. Das geht aus einer umfassenden Studie über die Qualität des Schulessens in Deutschland hervor, die das Bundesernährungsministerium am Dienstag veröffentlicht hat.
Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) hatte die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften beauftragt, bundesweit Schulleitungen, Schulträger sowie insgesamt 12 000 Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulformen zur Qualität der Verpflegung zu befragen. Professorin Ulrike Arens-Azevedo sagte beim Berliner Schulverpflegungskongress bei der Vorstellung der Studie: „Die Vielfalt des Angebots und die Qualität des Schulessens können häufig noch deutlich verbessert werden.“ Dabei attestierte sie den meisten Schulen eine Verbesserung des Angebots. Salatbuffets gehörten bei fast einem Drittel der Schulen zum Standard, sagte sie. Mehr als zwei Drittel der Anbieter gäben auch ein kostenloses Getränk an die Kinder aus – meistens Wasser oder ungesüßten Tee. Insgesamt werde aber noch zu viel Fleisch, zu viel fetthaltiges und süßes Essen angeboten.
Christian Schmidt verlangte am Dienstag bundesweit einheitliche Qualitätsstandards für die Schulverpflegung. „Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder in der Schule etwas Vernünftiges zu essen bekommen“, sagte er. Die größte Konkurrenz für die Mensa sind übrigens der Lebensmittelladen in der Nähe der Schule oder die nahe gelegene Metzgerei oder Bäckerei. Bei manchen Schulen fährt zur Mittagszeit sogar der Pizzadienst auf dem Schulhof vor.
Berlin schneidet gut ab
Berlin schneidet in der Studie vergleichsweise gut ab. Noch vor zwei Jahren war das ganz anders. Mit Noroviren verseuchte Erdbeeren des Caterers Sodexo verursachten Probleme, und auch sonst hörte man oft Klagen über lieblose Billigkost auf den Tellern der Schulkinder. Seit Februar dieses Jahres nun zahlen die Berliner Eltern 14 Euro pro Monat mehr für das Schulessen, insgesamt sind es 37 Euro und das ist im Bundesvergleich überdurchschnittlich viel. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sprach bei der Einführung des neuen Systems von einem Paradigmenwechsel: Die Caterer sollten nicht mehr mit dem niedrigsten Preis, sondern mit der besten Qualität konkurrieren. Hat sich das auch bewahrheitet, schmeckt es jetzt besser?
Für eine umfassende Bilanz sei es noch zu früh, sagt eine Sprecherin der Senatsbildungsverwaltung. Michael Jäger von der Berliner Vernetzungstelle Schulverpflegung sagt, aus den Schulen gebe es bisher ein überwiegend positives Feedback und „extrem wenige Rückmeldungen über Probleme“. Seit der Umstellung des Essenssystems bekommen alle Caterer den gleichen Preis und müssen sich an einheitliche Qualitätsstandards auf Basis der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung halten. Vorgeschrieben ist beispielsweise, dass es zu jedem Essen Obst oder Rohkost geben soll, künstliche Geschmacksverstärker oder Farbstoffe sind nicht erlaubt. Mindestens 15 Prozent der Lebensmittel müssen aus biologischem Anbau sein. Tatsächlich liegt der Bio-Anteil inzwischen in Berlin bei 40 Prozent und erreicht damit bundesweit einen Spitzenwert. Das sei eine positive Folge des Wettbewerbs, sagte Scheeres bei dem Kongress am Dienstag.
Zusätzliche Kontrollen sollen eingerichtet werden
Eine wichtige Rolle bei der Qualitätskontrolle kommt den Essensausschüssen in den Schulen zu, die sich nach Angaben der Bildungsverwaltung an über 350 Grundschulen gebildet haben. Diese Gremien, zu denen Eltern und Lehrer gehören und bei denen auch Schüler beratend mitmachen können, bestimmen bei der Auswahl des Caterers mit und sollen auch während des Schuljahres fortlaufend tagen. Sie sollen bei Bedarf mit dem Caterer in Kontakt treten. Wenn Schulen unzufrieden sind, können die Verträge leichter als früher gekündigt werden. Das „transparente Verfahren und die starke Mitbestimmung der Schule“ sei ausschlaggebend für die Zufriedenheit mit der Neuregelung, sagte Jäger.
Zur weiteren Qualitätskontrolle soll zudem eine Fachkontrollstelle eingerichtet werden, die die Produktionsküchen der 23 Berliner Caterer überprüft und die chemische Zusammensetzung und den Nährstoffgehalt des Essens untersucht. Momentan finden lediglich die normalen Lebensmittel- und Hygienekontrollen durch die Bezirksämter statt. Wann die Kontrollstelle ihre Arbeit aufnehmen kann, ist aber noch unklar.
Auch bundesweit gibt es bisher kaum überzeugende Qualitätskontrollsysteme. Zwar verweist Minister Schmidt auf die Vernetzungsstellen Schulverpflegung in allen Bundesländern. Doch eine regelmäßige Qualitätskontrolle können diese Vernetzungsstellen nicht leisten. Die Schüler gaben dem Schulessen und ihren Mensen gute Noten. Die Grundschüler vergaben eine 2,5, die Oberschüler oder Gymnnasiasten vergaben eine 2,6. Allerdings hatten viele Wünsche, was das Angebot und die Hygiene angeht. Die Ernährungskampagnenorganisation Foodwatch verlangte die Veröffentlichung von Hygieneüberprüfungen in Schulküchen.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität