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Die "Hail, Caesar!"-Truppe: George Clooney, Channing Tatum, Josh Brolin, Regisseur Ethan Coen, Alden Ehrenreich, Tilda Swinton und Coen-Bruder Joel.
© REUTERS/Stefanie Loos

Berlinale: Pressekonferenz zu "Hail, Caesar!": Hail, Clooney!

George Clooney und die „Hail, Caesar!“-Crew geben sich vor der Gala-Eröffnung der Berlinale die Ehre und mischen die Pressekonferenz au.

George Clooney rockt den Saal. Erst sitzt er ruhig da, auf dem Podium im Grand Hyatt am Potsdamer Platz zwischen Channing Tatum und Ethan Coen, schwarze Lederjacke, Profi-Lächeln, Profi-Strahleaugen, hellwacher Blick. Dann nimmt er Fahrt auf. Wahrscheinlich hat sich die „Hail, Caesar!“- Truppe gesagt: Auch Journalisten wollen mal Spaß, also kriegen sie ihn, ein paar Stunden vor der Gala-Premiere zur Eröffnung der 66. Berlinalemit der Hollywoodkomödie der Coens. Schließlich promoten wir hier eine Komödie (die seit Freitag in den USA 13 Millionen Dollar eingespielt hat – etwas wenig bei einem 22-Millionen-Dollar-Budget).

Und es ist ja nicht so, dass die Presse auf Pressekonferenzen intelligente Fragen stellt. Sie benimmt sich vielmehr wie ganz normales Publikum, sprich: wie ein Haufen aufgescheuchter Kinder. Drängelt sich im übervollen Saal, schwärmt oder meckert und wer das Mikro bekommt, hört sich gern reden. „Flirten Sie gerade mit mir?“, fragt Clooney denn auch zurück, als eine Kollegin kein Ende finden mit ihren Ausführungen findet.

Alleinunterhalter. George Clooney bei der Presskonferenz zu "Hail, Caesar!"
Alleinunterhalter. George Clooney bei der Presskonferenz zu "Hail, Caesar!"
© dpa

Die eigenartige Nachfrage, ob er je einen russischen Kommunisten gesehen habe – im Film wird Clooney in seiner Rolle als reichlich dämlicher Hollywoodstar von grundfrustrierten kommunistischen Drehbuchautoren entführt, es ist die McCarthy-Ära der 50er Jahre –, kontert er mit einem fröhlichen „Spreche ich etwa gerade mit einer?“ Und weil das Gespräch sich zunehmend um Kommunismus und irgendeine Buletten-Klatschgeschichte dreht, weil eh alle nur von ihm oder den Coens etwas wissen wollen, übernimmt George Clooney zwischenzeitlich die Moderation, bittet auch Josh Brolin und Newcomer Alden Ehrenreich um Auskünfte, sorgt für alberne Höhepunkte („Die Coens, Brüder? Sie sind Cousins!“), kann aber auch souverän eine neue Tonart anschlagen. Clooneys Eleganz, sein Witz, beides speist sich aus seiner Intelligenz.

Denn dass die Berlinale diesmal ganz besonders zum Spagat zwischen Glamour und Politik aufgefordert ist, merkt man auch daran, dass nach der Wettbewerbs-Jury (siehe unten) auch die „Hail, Caesar“-Stars nach der Weltlage und ihrem persönlichen Engagement für Flüchtlinge gefragt werden. Zunächst reagiert Clooney schlagfertig, indem er das Register wechselt und erzählt, dass er zwar nicht „Syriana 2“ zu drehen gedenkt, aber gerne etwas über den Darfur-Konflikt im Sudan machen würde. Nur ist es so eine Sache mit Themenfilmen, fügt er hinzu, es geht nicht ohne ein gutes Drehbuch. Beim zweiten Mal wird Clooney scharf, bleibt dennoch höflich – er trifft sich am Freitag mit Bundeskanzlerin Merkel, auch, um mit ihr über Flüchtlinge zu reden. Im Übrigen sind Filmschaffende bei diesem Thema nicht mehr in der Pflicht als andere auch.

Schade nur, dass Tilda Swinton nicht mehr zum Zug kommt bei dieser immer wieder in Sitcom-Stimmung umschlagenden Konferenz. Kerzengerade verfolgt die Britin mit dem noblen Profil das burleske Geschehen: eine Königin, so kündigte der Moderator sie an. Allein wie sie die Psychologie ihrer KlatschreporterinnenDoppelrolle erläutert, das verrät eine beschämende Wahrheit. Nicht nur über den Journalismus als Ersatzberuf. Sondern auch über den womöglich heimlich nagenden Frust einer Filmbranche, deren etablierte Generation angesichts der neuen Konkurrenz von Netflix und Co. sich plötzlich aufs Abstellgleis gestellt fühlt wie das gute alte Studiosystem der 50er Jahre, als das Fernsehen seinen Siegeszug antrat.

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