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Er hätte gern weiter gemacht, auch nach zehn Jahren als Bezirksbürgermeister in Steglitz-Zehlendorf: Norbert Kopp, CDU
© Anett Kirchner

Im Porträt: Bezirksbürgermeister Norbert Kopp: "Es wird bunt in unserer BVV"

Er wollte immer ein Bürgermeister zum Anfassen sein: Seit zehn Jahren ist Norbert Kopp in Steglitz-Zehlendorf nun Bezirksbürgermeister. Und er hätte auch noch weiter gemacht.

„Ich gehöre nicht zu den Menschen, die die Puppenlappen hinschmeißen, wie wir in Berlin sagen, deshalb hätte ich gern weitergemacht“, sagt Norbert Kopp (CDU) ganz offen. Seit zehn Jahren ist er Bezirksbürgermeister in Steglitz-Zehlendorf. Nach der Wahl am 18. September wollte er sich der Herausforderung stellen, die schwierigen Geschicke im Bezirk weiter zu gestalten. Deswegen kandidierte er erneut. Seine Parteifreunde im Kreisverband von Steglitz-Zehlendorf entschieden sich jedoch für Cerstin Richter-Kotowski als Bezirksbürgermeisterkandidatin. „Natürlich habe ich mich nicht darüber gefreut. Aber das Thema ist durch, inzwischen konnte ich den nötigen Abstand dazu gewinnen“, verrät er.

Obwohl äußerlich gefasst und kontrolliert, ist ihm eine gewisse Traurigkeit anzumerken. Bei den Sorgen und Problemen der Bürger künftig nur noch mittelbar eingreifen zu können, daran muss er sich erst gewöhnen. Bis zu seiner Verabschiedung als Bezirksbürgermeister will er weiter alles geben, sagt er. Von wegen „Lame Duck“. Sein Credo: Nicht nachlassen, Konflikte aushalten, notfalls austragen, jeweils so handeln, dass er es verantworten kann.

Bürgermeister und Baustadtrat - was er auch fünf Jahre war - seien die schönsten Aufgaben in einem Bezirksamt. Da könne man direkt gestalten und habe viel Kontakt zu den Menschen. Gerade die Bürger-Sprechstunden nehme er sehr ernst, genau wie die Briefe, die täglich auf seinen Schreibtisch flattern. Er beantworte jeden persönlich und rechnet kurz nach: „Es sind bestimmt 500 Briefe im Jahr.“ Er will eben ein Bürgermeister zum Anfassen sein.

In diesem Moment steht eine Dame in der Tür zu seinem Büro und möchte ihn sprechen. Norbert Kopp geht hin und entschuldigt sich, dass er jetzt keine Zeit habe. Sie wirken vertraut. Er nimmt ihre Hände und spricht leise, als ob sie sonst jemanden stören würden. „Rufen Sie mich bitte an“, rät er ihr. „Danke, Herr Kopp!“ So schnell, wie die Dame gekommen war, verschwindet sie wieder. Das ist eine ganz engagierte Bürgerin, erklärt er kurz und setzt sich zurück an den Tisch. Das Interview geht weiter.

„Ich hatte nie das Ziel, Bürgermeister zu werden“, sagt er ruhig, „oder eine leitende Position zu beziehen.“ Vieles sei an ihn herangetragen worden; erst, weil er der vermeintlich Schwächste gewesen sei und später, weil man ihm vertraut habe. Auch ins Abgeordnetenhaus oder in den Bundestag wollte er nicht. „Ich bin ein Kommunalpolitiker und das füllt mich aus“, fasst er zusammen.

1954 in Berlin geboren, wuchs Norbert Kopp zunächst in Charlottenburg auf und kam mit zwölf Jahren nach Steglitz. Er stammt aus einer Arbeiterfamilie, sein Vater war Malermeister, die Mutter Verkäuferin. Sein Abitur machte Kopp am Hermann-Ehlers-Gymnasium, danach studierte er Geographie, Mathematik und Kartografie an der Freien Universität Berlin. Von 1980 bis 1995 arbeitete er im Statistischen Landesamt Berlin.

Pressekonferenz zur Steglitzer Woche (2011)
Pressekonferenz zur Steglitzer Woche (2011)
© Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf

Zur Politik kam er spät, findet er selbst. Ein Grund war die Teilung Deutschlands. Die Fahrten auf der Transitstrecke in den Westteil der Bundesrepublik seien belastend gewesen. Und er erinnert sich an einen Besuch bei Freunden in Ost-Berlin. Als Geschenk bekam er einen Pfund Spargel. „An der Grenze wurden wir drei Stunden festgehalten, es gab einen riesigen Terz“, erzählt er. Der Spargel wurde konfisziert. An diesem Punkt habe er beschlossen, etwas zu tun. Weil sich die CDU seinerzeit für die Wiedervereinigung eingesetzt habe, sei er 1983 in diese Partei eingetreten.

Fünf Jahre später begann seine politische Laufbahn in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Steglitz (vor der Bezirksfusion). Er war zunächst Bürgerdeputierter, danach Bezirksverordneter und Fraktionsvorsitzender. 1995 wurde Norbert Kopp zum ersten Mal ins Bezirksamt als Stadtrat für Bauen und Wohnen gewählt. „Wir wollten noch Kräne sehen“, sagt er und schmunzelt. In dieser Zeit habe das Bauprojekt eines Baumarktes an der Goerzallee für Furore gesorgt. Solche Sonderbauten konnten damals noch ohne Änderung des Bebauungsplanes genehmigt werden. Kopp entschied sich dafür. Das Land Berlin war dagegen. Danach wurde die Regelung geändert und seitdem gibt es in der Verordnung AGBauGB eine sogenannte LexKopp.

Lichterfelder Rundstreckenrennen (2008), hier mit dem damaligen Sozial-Bezirksstadtrat Norbert Schmidt (links)
Lichterfelder Rundstreckenrennen (2008), hier mit dem damaligen Sozial-Bezirksstadtrat Norbert Schmidt (links)
© Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf

„Die Entscheidung war aber richtig, wie mir viele hinterher bestätigten“, betont er. Denn die Steglitzer mussten bis dahin extra nach Teltow in den Baumarkt fahren. Doch dieses Projekt schlug auch hohe Wellen in den Medien. Vor allem ein TV-Sender habe einseitig berichtet. Aus heutiger Sicht „war mir das eine Lehre und hat mich gestählt.“

2006 wurde Norbert Kopp schließlich der Bürgermeister im inzwischen fusionierten Bezirk Steglitz-Zehlendorf und Leiter der Abteilung Personal, Finanzen und Wirtschaftsförderung. Sein Alltag seither: acht Uhr morgens aus dem Haus gehen, etwa 22 Uhr abends zurück kommen, sieben Tage in der Woche, mit Ausnahme Sonntagvormittag, den habe er sich immer für den Kirchgang freigehalten. Vereinsjubiläen, hohe runde Geburtstage, Eröffnungsreden und Gedenkfeiern – neben den Verwaltungsaufgaben, gehören vor allem solche Ereignisse zu seinem Job; als Repräsentant des Bezirkes.

Worauf er stolz ist? Etwa auf die Benennung des Platzes der US-Berlin-Brigade in Lichterfelde und den Umbau der ehemaligen McNair-Baracken. Sein größter Misserfolg: Das Sarazenu-Projekt. Hier sollte das Rathaus Zehlendorf auf ein Null-Energie-Haus saniert werden. Ein Pilot-Vorhaben, das bundesweit Aufsehen erregte. Die Kosten explodierten. Das Projekt scheiterte. Da waren schon 1,5 Millionen Euro ausgegeben. Kopp gehörte zu den Verantwortlichen.

Apropos Millionen Euro: Die prekäre Haushaltssituation im Bezirk macht ihm ernste Sorgen für die Zukunft. „Wir gehen mit acht Millionen Euro Defizit in das nächste Jahr“, erklärt er und wirkt dabei verärgert. Er bedaure sehr, dass es im Bezirksamt nicht den hinreichenden Willen gebe, zu einem ausgeglichenen Haushalt zu kommen. Einige würden hier ihre ganz eigene Sache machen. Die Zusammenarbeit sei insgesamt schwierig geworden. Namen nannte er nicht.

Nach der Verabschiedung möchte er sich seinen Ehrenämtern widmen und mehr gärtnern

Für die Zeit nach seiner Verabschiedung hat Norbert Kopp schon hinreichend Pläne. Stillsitzen? Nein. Er will sich seinen Ehrenämtern widmen, etwa im Kirchenvorstand der Katholischen Kirchengemeinde St. Benedikt in Steglitz und als Schatzmeister in der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin. Vornehmlich möchte er aber viel gärtnern. Denn diese Leidenschaft lebt er schon seit Jahren im Garten der Hauseigentümergemeinschaft in Südende, wo er wohnt. Bei diesem Thema springt er plötzlich vom Stuhl, holt sein Smartphone und zeigt Fotos mit Tomaten, Gurken, Zucchini. Alle selbst angebaut und geerntet. „Seit April habe ich einen eigenen Kleingarten“, sagt er. Und Hobby-Imker sei er auch und habe jetzt ein eigenes Bienenvolk.

Zu guter Letzt verrät er noch seine Prognose für die Wahl im September: „Es wird bunt in unserer BVV.“ Die FDP und die AfD kämen hinzu, die Piraten könnten es knapp mit einem BVV-Sitz schaffen, die CDU werde Sitze verlieren, die Frage sei, wie viele. Womöglich könne sie dann nicht mehr drei Stadträte stellen, dafür die Grünen unter Umständen zwei und die SPD, er überlegt kurz - und hält das lieber offen.     

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