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Das Olympiastadion in Berlin würde natürlich auch Austragungsort sein.
© dpa

Olympische Spiele 2024: Bewerbung würde Berlin Milliarden kosten

Für Olympische Spiele hätte die Hauptstadt schon heute viele wettkampftaugliche Stadien und Hallen. Doch es gibt einen Haken: 2024 wären diese Sportstätten schon wieder ziemlich alt.

Olympia in Berlin – das ist ein großes Investitionsprogramm, auch wenn nicht unbedingt viele neue Sportstätten gebaut werden müssten. Die Stadt bietet schon heute viele wettkampftaugliche Stadien und Hallen, doch es gibt einen Haken: Falls diese im Jahr 2024 Austragungsstätten für olympisches Wettkämpfe werden sollten, müssen sie wohl grundlegend saniert werden. „Sportstätten haben eine Halbwertzeit von rund 25 Jahren“, sagt Wolfgang Schuster, Vorstand vom Architekten- und Ingenieurverein. Dies würde wohl auch für einige der zur Bewerbung von Berlin für die Olympische Spiele im Jahr 2000 errichteten Hallen gelten.

Empfiehlt sich Berlin also als Olympia-Sieger der Nachhaltigkeit? Architektenkammer-Präsidentin Christine Edmaier glaubt jedenfalls, dass „das IOC kaum noch um dieses Thema herumkommen wird“ und Berlin dadurch ein großes Neubauprogramm sparen könnte. Ihr Kollege Jörg Joppien, Architekt der Max-Schmeling-Halle, sieht das ebenso: „Viele der für Olympia 2000 gebauten Spielstätten sind auch 2024 spieletauglich.“ Joppien ist bei der internationalen Architektenvereinigung UIA Direktor für den Sportstättenbereich und als Experte weltweit im Einsatz bei der Bewertung von Sportstätten.

Neu gebaut werden müsste Joppien zufolge eine Halle für die Kampfsportdisziplinen wie Judo und Taekwondo zum Beispiel, weil die Schmeling-Halle durch andere Wettkämpfe ausgebucht wäre. Eine Baufläche stehe neben der Schmeling-Halle bereit, frei gehalten seit den Planungen für Olympia 2000.

Neues olympisches Dorf wäre notwendig

Auch ein olympisches Dorf für die Athleten müsste neu entstehen. Eine weitere große Investition wäre in die verkehrliche Vernetzung der wichtigsten Austragungsstätten notwendig: um schnell vom Olympiastadion zur Max-Schmeling-Halle und angrenzenden Sportstätten an der Landsberger Alle zu gelangen und zum Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg, direkt neben dem Mauerpark.

Investitionen wären außerdem erforderlich, um einen Austragungsort für die Wettkämpfe im Rudern zu bauen – wenn diese nicht beispielsweise am Beetzsee in (Brandenburg/Havel) stattfinden, wie gestern berichtet. In Berlin wäre Sportgutachter Joppien zufolge die Rummelsburger Bucht dazu bestens geeignet.

Auf die Stadt käme leicht eine Investition in Milliardenhöhe zusammen. Das jedenfalls schätzt der Vorsitzende des SPD-Fachausschusses für Stadtentwicklung Volker Härtig. Er hatte für Potsdam das 100-Millionen-Projekt Bundesgartenschau 2001 geplant und umgesetzt und rät zu einer genauen Bestandsaufnahme und Kostenermittlung vor der Entscheidung für das Großevent: „Olympia würde jahrelang die Kapazitäten der Bauwirtschaft auslasten und die Baupreise antreiben.“ Der Stadtentwicklungsexperte bezweifelt, dass sich Berlin dieses Großprojekt leisten kann, da eigentlich Milliarden in den Bau von Wohnungen und die Sanierung der Schulen und löchrigen Straßen investiert werden müssten.

In welche Spielstätten müsste investiert werden?

Aber welche Sportstätten stehen für Olympia bereit und was müsste investiert werden? Die Max-Schmeling-Halle und ihr Umfeld zählt dazu. Sie wurde für das Olympische Boxen gebaut und wird noch heute olympischen Standards gerecht, sagt Joppien. Kleinere Investitionen seien erforderlich. Ähnliches gelte für das benachbarte Velodrom sowie für die Schwimmhalle. Auch die O2-Halle von Anschutz ist erste Wahl. Wenn Olympia kommt, wäre die 14 200 Zuschauer fassende Halle sicher dabei, glaubt Anschutz-Sprecher Moritz Hillebrand – auch die große Schwester wurde zu den Londoner Spielen genutzt. Volleyball-Wettkämpfe könnten dort ausgetragen werden. Denn die Halle genügt den derzeitigen Anforderungen der Verbände.

Dagegen fordern Basketball-Verbände für Olympia Hallen mit 18 000 Sitzplätzen. Die gibt es in Berlin nicht, müsste also eigens gebaut werden – wenn nicht, wie berichtet, Messehallen temporär umgestaltet werden. Auch das Olympiastadion würde Olympiaort sein.

Noch ist Berlin als Austragungsort aber nur eine Option, auf die sich nicht einmal der Deutsche Olympische Sportbund festlegen will. Eine entsprechende Forderung des Regierender Bürgermeisters Klaus Wowereit wies jedenfalls Generaldirektor Michael Vesper zurück. Er freue sich auch über Hamburgs Bewerbung.

Ralf Schönball

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