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Der Kitaausbau in Berlin ist rasant und dennoch zu langsam: Die Kinderzahl wächst schneller als das Kitaangebot.
© Jens Wolf/dpa

Kita-Studie der Bertelsmann-Stiftung: Besser betreut

Berlin muss mehr für die Erzieherinnen und Erzieher tun – auch zum Wohl der Kinder. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sylvia Vogt

Schön wäre das: Eine Erzieherin ist für nur drei kleine Kinder zuständig und kann aufmerksam auf alle ihre Bedürfnisse eingehen, sie behüten und fördern. Bei Kindern ab drei Jahren darf die Gruppe auch gern etwas größer sein, eine Fachkraft betreut rechnerisch 7,5 Kinder. Diese Empfehlungen für den Personalschlüssel in Kitas gibt die Bertelsmann-Stiftung.

Wenn die Bedingungen in Berliner Kitas so wären, wären wohl viele zufriedener: die Kinder entspannter, die Erzieherinnen und Erzieher nicht so überlastet, die Eltern beruhigter.

Es gibt da nur einen kleinen Haken: Fast 12.000 zusätzliche pädagogische Fachkräfte müsste Berlin dafür einstellen, hat die Bertelsmann-Stiftung errechnet. 12.000 Erzieherinnen und Erzieher, das sind, ausgehend von den rund 30.000 vorhandenen Fachkräften, auf einen Schlag 40 Prozent mehr. Nicht machbar, realitätsfern, heißt es deshalb auch aus der Senatsjugendverwaltung.

Die Realität sieht nämlich so aus: Eltern sind froh, wenn sie überhaupt einen Kitaplatz finden, viele suchen verzweifelt monatelang danach. Gäbe es mehr Fachkräfte, könnten sofort mehr Plätze geschaffen werden. Tatsächlich wurde in Berlin der Betreuungsschlüssel für Kinder unter drei Jahren in den letzten Jahren sogar mehrfach verbessert, wenn auch nicht ganz auf die Optimal-Werte der Bertelsmann-Stiftung. Zur Realität gehört aber auch, dass dieser Schlüssel wohl oft nicht ganz umgesetzt werden kann. Denn die Erzieher brauchen auch Zeit für Elterngespräche, Dokumentationen, Fortbildungen. Dazu kommen Urlaubstage und ein hoher Krankenstand.

Was also tun? Das, was schon vor Jahren hätte getan werden müssen: Mehr Fachkräfte gewinnen, die Gehälter anheben, die Ausbildung attraktiver machen. Berlin hat in diesen Bereichen schon einiges in die Wege geleitet, es reicht aber noch nicht. Vor allem brauchen Erzieherinnen und Erzieher Entlastung von Zusatzaufgaben und eine vernünftige Vertretungsregelung, damit zumindest der vorgesehene Betreuungsschlüssel eingehalten werden kann.

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