1000 Arbeitsplätze in Berlin betroffen: Beschäftigte und Politiker protestieren gegen Karstadt-Schließung
Der Konzern meldete am Freitag das Aus für sechs der elf Berliner Filialen. Damit verlieren mindestens 600 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz.
Nachdem am Freitag bekannt wurde, dass sechs von elf Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen in Berlin geschlossen werden sollen, versammelten sich am Samstagmorgen dutzende Menschen vor den Filialen am Leopoldplatz in Wedding und in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg zum Protest.
Die beiden Kundgebungen waren den Angaben einer Polizeisprecherin zufolge mit jeweils 30 Personen angemeldet, es sei jedoch mit mehr Teilnehmern zu rechnen. Unter anderem hatten die Berliner Grünen und ihre Fraktionsvorsitzende Silke Gebel zur Solidaritätsbekundung aufgerufen.
Von der Schließung betroffen sind die Filialen in Wedding sowie die Standorte in Charlottenburg, Tempelhof, im Berliner Ringcenter an der Frankfurter Allee, in Hohenschönhausen sowie die Filiale in den Gropius-Passagen in Neukölln.
Von den geplanten Schließungen bei Karstadt-Kaufhof in Berlin könnten nach Gewerkschaftsangaben vom Samstag rund 1000 von etwa 2100 Beschäftigten betroffen sein. Davon arbeiteten 650 direkt in den Warenhäusern, die übrigen in integrierten Geschäften sowie Feinkostabteilungen und Reisebüros, wie Verdi-Handelsexpertin Erika Ritter am Samstag sagte. In Brandenburg seien nach jetzigem Stand 210 von 400 Beschäftigten betroffen.
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Das Unternehmen, der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft Verdi hatten sich am Donnerstag bundesweit auf einen Sozialplan und einen Interessenausgleich für Galeria Karstadt Kaufhof verständigt. Dieser sieht unter anderem vor, dass die gekündigten Mitarbeiter für mindestens sechs Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können.
Als Erfolg wertete die Gewerkschaft, dass der vom Unternehmen ursprünglich geplante Abbau von zehn Prozent der Stellen in den verbleibenden Filialen vom Tisch sei. Außerdem bleibe der im Dezember 2019 vereinbarte Integrationstarifvertrag in Kraft.
Am 1. Oktober ist endgültig Schluss?
Wann die Filialen schließen werden, war am Freitag noch nicht bekannt. Möglich sei, dass die Mietverträge mit einer Dreimonatsfrist gekündigt werden - dann sei zum 1. Oktober Schluss, sagte Erika Ritter, Leiterin des Fachbereichs Handel beim Verdi-Landesbezirk.
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Ebenfalls offen war am Freitag das Schicksal für die beiden Karstadt-Sports-Häuser in der Hauptstadt. Hier gelten bundesweit mehr als zwei Drittel der rund 30 Filialen als gefährdet. Auch über die Zukunft der ebenfalls zum Unternehmen gehörenden Restaurantbetriebe in Berlin wurde am Freitag nach Angaben von Verdi noch verhandelt.
Bezirksbürgermeister und Berlins Regierender bedauern die Schließung
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat die angekündigten Schließungen als „schweren Schlag“ bezeichnet. „Die Filialen sind von zentraler Bedeutung für die Nahversorgung und sind oftmals Lebensmittelpunkt der Stadtquartiere“, teilte er am Freitag auf Twitter mit. „Der Senat wird sich in weiteren Gesprächen für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze und für den Warenhaus-Standort Berlin einsetzen.“
Bereits vor drei Wochen, als die mögliche Schließung von 80 der 170 Kaufhausfilialen bekannt wurde, hatte Tempelhofs Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) die Unterstützung des Bezirks für den Erhalt der Filiale angeboten. Das Karstadt-Kaufhaus sei von besonderer Bedeutung für die Einkaufsstraße Tempelhofer Damm. Die Linke hatte angekündigt, in der kommenden Bezirksverordnetenversammlung einen Antrag zum Erhalt der Standorts einzubringen.
„Hiobsbotschaft“ für Fußgängerzone
Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, äußerte sich ebenfalls betroffen: „Dies ist eine Hiobsbotschaft! Zuallererst für die engagierten, kompetenten Beschäftigten, zugleich aber auch für die Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße.“
Naumann sieht nun die Bundesregierung in der Verantwortung, „nach Lufthansa und TUI auch den Beschäftigten von Karstadt Galeria Kaufhof durch eine Auffanggesellschaft o.ä. eine solidarische Perspektive zu eröffnen.“ Am kommenden Donnerstag soll die Filialschließung im Rat der Bürgermeister gemeinsam mit dem Senat thematisiert werden. (mit dpa)
Jette Wiese
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