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Das Oberstufenzentrum für Wirtschaft, Verwaltung und Handel in der Wrangelstraße in Kreuzberg gilt als zweitgrößte Wirtschaftsschule Deutschlands.
© imago/Steinach
Update

Sanierungsstau: Berlins größte Schule schließt mangels Toiletten

Seit Jahren hatte die Schule auf marode Abwasserrohre hingewiesen. Jetzt fällt am Oberstufenzentrum Handel I in Kreuzberg zwei Tage Unterricht aus.

Rund 220 Lehrer, 4700 Schüler: Das Oberstufenzentrum (OSZ) Handel I in Kreuzberg ist die größte Schule der Stadt. Nun muss sie an diesem Freitag und Montag komplett schließen – bis mobile Toiletten aufgebaut sind.
„Es funktionieren nur noch rund 20 Prozent der Toiletten", begründet Schulleiter Klaus-Peter Scharke den Schritt, den er mit der Schulaufsicht nach einer Begehung am Donnerstag abgesprochen hat. Mit dabei waren auch Vertreter der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM). Sie ist als Landesbetrieb für die Schulen in Landesträgerschaft zuständig, somit für die Berufs- und Eliteschulen.
Das Kollegium ist vor allem deshalb verärgert, weil das Problem seit langem bekannt ist. „Wir haben die BIM schon vor Jahren darauf hingewiesen“, bestätigt Scharke.

Sanierungsstau liegt bei 320 Millionen Euro

Auf rund 500.000 Euro sei die Sanierung geschätzt worden. Allerdings hatte die BIM wohl Dringenderes zu tun: Alle Schulen, für die sie zuständig ist, haben einen Sanierungsbedarf von rund 320 Millionen Euro, wie kürzlich von der Senatsverwaltung für Bildung inzwischen errechnet wurde. Das Ausmaß der Probleme war allerdings schon vorher bekannt. Weitere rund vier Milliarden Euro beträgt der Sanierungsbedarf der allgemeinbildenden Schulen. Der Senat denkt deshalb über neue Wege bei der Beseitigung des Sanierungsstaus nach.
Für das OSZ Handel I bedeutete der Stillstand, dass das Abwassersystem aus den 70er Jahren seither „weiter vor sich hinmoderte“, wie es ein Lehrer ausdrückt. Vor den Winterferien verschlechterte sich die Lage rapide: Aus einem Abwasserrohr tropften Fäkalien direkt in das Lüftungssystem. Dem betreffenden Mailverkehr, der dem Tagesspiegel vorliegt, ist zu entnehmen, dass die BIM am 3. Februar die Erneuerung der „Schmutzwasserrohrleitung oberhalb der Lüftungszentrale“ verkündete.

"Tropfenweise kleckert noch immer das Fäkalwasser"

Allerdings mahnten die Hausmeister am 6. Februar, dass „die Gefahr des Fäkalieneinbruchs in die zentrale Luftaufbereitung keinesfalls gebannt“ war. „Tropfenweise kleckert noch immer das Fäkalwasser“, teilten sie den Verantwortlichen mit. Inzwischen hatte die Schule entschieden, einen Großteil der Toiletten zu sperren, die über keine Fenster verfügen und daher auf die Lüftung angewiesen sind. Schließlich waren nur noch wenige Toiletten nutzbar, was dazu führte, dass die Lehrertoiletten für die Schüler geöffnet werden mussten. Aber auch das schaffte nur vorübergehend Entlastung. „Die Stimmen aus den Reihen der Abteilungsleiter mehren sich, die Schule vollständig zu schließen“, schrieb Scharke in einer Mail an die Schulaufsicht und die BIM. So kam es schließlich zur Begehung am Donnerstag.

Keine Erklärungen durch die Verantwortlichen

Die Bildungsverwaltung bestätigte, dass jetzt auf dem Schulgelände Ersatztoiletten aufgestellt würden, damit der Schulbetrieb am Dienstag weitergehen könne. Parallel soll dann mit der Reparatur der Rohre begonnen werden. Wie lange das dauert, ist unklar. Die BIM teilte am Abend mit, dass sie zu den seit vormittags vorliegenden Anfragen des Tagesspiegels „leider“ noch keine Rückmeldung geben könne, „weil die zuständigen Kollegen den ganzen Tag außer Haus auf Terminen waren“. Am Freitag sollen die Zusammenhänge erläutert werden.

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