Sanierungsstau in Berlin: Einstürzende Altbauten - auch an Berufs- und Eliteschulen
Auf über 290 Millionen Euro wird der Sanierungsstau der Berufs- und Eliteschulen beziffert. Für sie sind nicht die Bezirke zuständig sondern das Land. Besser geht es ihnen dadurch offenbar nicht.
Der Sanierungsstau der Schulen ist kein rein bezirkliches Problem. Vielmehr ersteht es um die zentral vom Land verwalteten Berufs- und Eliteschulen nicht besser: Ihr Bedarf beträgt aktuell 291 Millionen Euro. Dies wurde am Donnerstag durch eine parlamentarische Anfrage des CDU-Bildungspolitikers Stefan Schlede bekannt. „Diese Größenordnung verwundert mich“, kommentierte Schlede den Millionenbetrag, der deutlich höher liegt als der durchschnittliche Schulsanierungsstau pro Bezirk. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Schulen kein Geld aus dem neuen 496-Millionen-Programm „SIWA“ bekommen, mit dem der öffentliche Sanierungsstau abgebaut werden soll. „Aus dem SIWA-Topf gibt es für diese Immobilien keine Mittel“, teilte der Sprecher der Bildungsverwaltung, Thorsten Metter, auf Anfrage mit.
Auch die Eliteschulen des Sports sind betroffen
Bei den zentral verwalteten Schulen handelt es sich um knapp 50 berufliche Schulen sowie um Spezialschulen von gesamtstädtischer Bedeutung. Dazu zählen die drei Eliteschulen des Sports, das Carl- Philipp-Emanuel-Bach-Gymnasium, die Schulfarm Insel Scharfenberg mit ihrem Internat oder die Staatliche Schule für Ballett und Artistik. Für die Unterhaltung dieser rund 60 Schulen ist die Berliner Immobilien GmbH im Auftrag der Landes zuständig.
"Die Berufsschulen haben keine Fürsprecher"
Der Schulleitungsverein Berufliche Bildung in Berlin (BBB) wundert sich nicht über den Sanierungsstau. „Etliche Oberstufenzentren sind jetzt 40 Jahre alt“, erläutert der Vereinsvorsitzende Stefan Platzek. Nach einem solchen Zeitabschnitt veralteten eben nicht nur die Sanitäranlagen. Dass der hohe Bedarf und der marode Zustand vieler Berufsschulen bisher kaum öffentlich diskutiert wird, erklärt Platzek damit, „dass diese Schulen keine Fürsprecher haben“. Anders als bei den allgemeinbildenden Schulen interessierten sich die Eltern von Berufsschülern erfahrungsgemäß nicht so sehr für das Schulleben.
Anders verhält es sich bei den Spezialschulen, die nicht von Erwachsenen, sondern von Kindern und Jugendlichen besucht werden. Hier sorgen die Eltern eher dafür, dass der Zustand der Schulgebäude publik wird – so geschehen bei der Poelchau-Schule in Charlottenburg: Diese Eliteschule des Sports ist nicht nur asbestbelastet, sondern auch insgesamt in einem schlechten Zustand. Dennoch müssen die Schüler dort bis zum Umzug in ihre neuen Räumlichkeiten im Olympiapark unterrichtet werden, wogegen immer wieder protestiert wurde.
Es geht um 60 Schulen mit 250 Gebäuden
Betroffen sind 250 Gebäude Die Senatsverwaltung für Bildung hat eine eigene Erklärung für den hohen Sanierungsbedarf: Viele der zentralen Schulen sind sehr groß und bestehen aus mehreren Gebäuden. Deshalb habe man es nicht mit 60 sondern mit rund 250 Einzelgebäuden zu tun“, erläutert Metter. Als Beispiel nennt er die Schulfarm Insel Scharfenberg, die ebenfalls zu den zentral verwalteten Schulen gehört und aus vielen einzelnen Häusern besteht, die sich über die ganze Insel verteilen. Scharfenberg gehört denn auch zu den Schulen mit dem höchsten Sanierungsbedarf: Zehn Millionen Euro müssten hier verbaut werden, um alle Mängel abzustellen.
Und damit liegt die Schule noch nicht mal an der Spitze. Laut Bildungsverwaltung beträgt der Spitzenwert 15 Millionen Euro: Dieser Betrag wird für das Oberstufenzentrum (OSZ) Maschinen und Fertigungstechnik angesetzt. Zwölf Millionen wären es beim OSZ für Informations- und Medizintechnik, etwas weniger beim OSZ Logistik, beim OSZ Handel, beim Schul-Leistungssportzentrum Conrad-Blenkle-Straße sowie bei der Kläre-Bloch-Schule für Technik, Wirtschaft, Verwaltung und Sozialwesen.
Die für die bauliche Unterhaltung der zentral verwalteten Schulen zuständige Berliner Immobilien GmbH machte am Donnerstag allerdings deutlich, dass die 291 Millionen Euro sehr großzügig berechnet seien: „Dieser Betrag umfasst alles, was theoretisch gemacht werden könnte,“ erläuterte eine Sprecherin am Donnerstag – vom Brandschutz bis hin zur Barrierefreiheit.
Erstmal gibt es nur zehn Millionen Euro
Für den Akutbedarf der zentral verwalteten Schulen stehen dieses Jahr nur zehn Millionen Euro an Bauunterhaltungsgeldern zur Verfügung. Dazu gehört etwa der Brandschutz an der Staatlichen Technikerschule in Moabit und an der Peter-Lenné-Schule in Zehlendorf. Über den größten Betrag können sich das Oberstufenzentrum für Kommunikations-, Informations- und Medientechnik in Gesundbrunnnen sowie die Berufsfachschule für Sozialwesen in Charlottenburg freuen: Hier sollen jeweils 1,1 Millionen Euro in eine neue Fassade investiert werden, wie aus der Anfrage des CDU-Abgeordneten Schlede hervorgeht. Ansonsten überwiegen Maßnahmen, die Gefahr für Leib und Leben abwehren sollen wie neue Fenstersicherungen, Blitzableiter, weitere Brandschutzmaßnahmen und Alarmanlagen. Auch Dächer, Werkstätten und Küchen müssen saniert werden. An Berlins Berufsschulen lernen rund 100 000 Schüler.
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