VBB reagiert auf „9 für 90“-Ticket: Berliner und Brandenburger sollen Abos nicht voreilig kündigen
Drei Monate lang für neun Euro monatlich Bus und Bahn fahren – das plant der Bund. Verkehrssenatorin Jarasch sagt: Berlin könnte das 50 Millionen Euro kosten.
Vor dem Hintergrund des von der Bundesregierung am Donnerstag vorgestellten zweiten Energie-Entlastungspakets hat der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) seine Kunden gebeten, ihre Abos nicht voreilig zu kündigen.
Das Paket des Bundes sieht die Einführung eines "9 für 90"-Tickets vor – 90 Tage Bus und Bahn fahren für neun Euro monatlich. Nur eine Maßnahme unter vielen, um die Bürger von den steigenden Energiekosten infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine finanziell anderweitig zu entlasten.
Der VBB bat seine Abonnenten nun jedoch, zunächst dessen "aktive Kommunikation" abzuwarten. Derzeit stimme man sich mit allen Beteiligten ab – mit den Ländern Berlin und Brandenburg und den Verkehrsunternehmen im Verbund, "um die konkreten Rahmenbedingungen zur Umsetzung zu erörtern". Dazu müsse die Bundesregierung jedoch konkreter werden, was die Umsetzung angeht.
Auch eine deutschlandweite Abstimmung unter den jeweiligen Verkehrsverbünden sei sinnvoll. "Wir versichern, dass wir im Sinne aller Fahrgäste an der zeitnahen Umsetzung des Energie-Entlastungspakets arbeiten."
Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) begrüßte die geplante Einführung des "9 für 90"-Tickets. "Wir werden uns jetzt schnell mit der Bundesregierung und unseren PartnerInnen im VBB abstimmen, damit unsere Verkehrsunternehmen die 9 für 90-Tickets in ihr Angebot mit aufnehmen können", sagte Jarasch dem Tagesspiegel.
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Man wolle das Angebot auch für eine "ÖPNV-Offensive" nutzen: "Wenn wir unabhängig von russischem Öl und Gas werden wollen, müssen viel mehr Menschen ihr Auto stehen lassen und Bahn fahren." Um den ÖPNV ansprechender zu machen, müsste neben attraktiven Ticket- und Abopreisen das Angebot dauerhaft durch dichtere Takte, mehr Strecken und weniger Ausfälle verbessert werden: "Deshalb braucht es weitere Gelder vom Bund für diese Zukunftsinvestitionen,“ so die Grünen-Politikerin gegenüber dem Tagesspiegel.
Das neue Ticket soll auch Thema auf der für Freitag geplanten Sonderkonferenz der Verkehrsminister sein. Dort gelte es, offene Fragen zu klären, sagte Jarasch dem rbb. Einer groben Schätzung zufolge könnte das "9 für 90"-Ticket Berlin 50 Millionen Euro kosten, ergänzte die Senatorin. "Für uns ist wichtig: Wer zahlt das in welcher Form?"
Wie der rbb berichtete, sei Jarasch von dem Vorschlag der Bundesregierung überrascht worden. "Es sollen, soweit ich das weiß, Regionalisierungsmittel herangezogen werden für dieses 9-für-90-Paket", sagte sie. Diese Gelder seien für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs eingeplant.