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Die Tauschbörse könnte den Wohnungsmarkt gerechter machen.
© Kitty Kleist-Heinrich

Wohnungsnot in der Hauptstadt: Berliner startet Tauschbörse für 300.000 Mieter

Vom neuen Tauschangebot für Wohnungen in Berlin sollen beide Seiten profitieren. Aber gerade ältere Mieter reagieren auf Anfragen abweisend.

Einige behaupten, wenn die Wohnungen in Berlin nur gerecht verteilt würden, gäbe es Raum genug für alle. Denn es gibt ältere Menschen, die allein auf 130 Quadratmetern wohnen, während junge Paare mit dem Neugeborenen in der engen Zwei-Zimmer-Wohnung hausen. Wenn diese Haushalte ihre Wohnungen tauschen würden, hätten beide etwas davon, zumal der Alleinstehende nicht mehr drei Zimmer putzen muss, die er eh nicht nutzt, weil er über das Party- und Familiengründungs-Alter hinaus ist.

Die Konsequenz aus diesen Überlegungen haben nun die Senatsverwaltung für Wohnen und die sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen gezogen und ein „Wohnungstauschportal“ im Internet aufgesetzt. „Wir haben nun ein Angebot für mehr als 300.000 Mieter, auch wenn nicht alle tauschen wollen“, sagt Senatorin Katrin Lompscher (Linke). Und der Sprecher der sechs Firmen Jörg Franzen nennt es gar ein „in Deutschland einmaliges“ Angebot.

Interessenten bekommen Angebote zugemailt

Und so funktioniert es: Wer sich vergrößern, verkleinern oder sonst wie verändern will und Mieter bei einer der sechs landeseigenen Firmen ist, gibt Namen, Wohnungsnummer und E-Mail- Adresse ein und die Kriterien, wonach er sucht. Er bekommt dann vom Portal mögliche Angebote zugemailt. Findet er Interessantes, schickt er eine anonyme Mail an den Mieter der begehrten Wohnung. Hat auch dieser Interesse an einem Tausch, überträgt er seine E-Mail und informiert direkt den möglichen Tauschpartner über Grundrisse, Lage uns sonstiges zur Wohnung.

Kommt es zum Wohnungstausch, bekommen beide neue Mietverträge zur exakt selben Kaltmiete wie zuvor. Umzugskosten und Schönheitsreparaturen müssen die Mieter selbst bezahlen – und das könnte zu einer Hürde werden. Auch dürften viele Bewohner großer Wohnungen damit hadern, sich von liebgewonnenem Inventar zu trennen. Hinzu kommt eine „logistische Herausforderung“: Auszug und Einzug in die Tauschwohnungen müssen am selben Tag erfolgen.

Wenig zu verlieren

Viel zu verlieren haben Senat und Firmen ohnehin nicht: 91 Haushalte tauschten im vergangenen Jahr ihre Wohnungen bei den sechs landeseigenen Gesellschaften. Großes Interesse am Tauschverfahren haben die Verwalter des öffentlichen Wohnungsbestands nicht: Denn anders als bei einem „echten“ Mieterwechsel können sie die Miete beim Tausch nicht anheben. Auch der Anreiz für den Nutzer einer großen Wohnung ist eher schwach: In vielen Fällen wird er für weniger Wohnfläche dasselbe Geld zahlen, weil kleine Wohnungen meistens mehr kosten auf den Quadratmeter gerechnet als große und weil die meisten langjährigen Mieter weniger zahlen als im Durchschnitt üblich – allenfalls eine bessere Lage könnte locken. Gerade ältere Mieter reagierten bislang oft abweisend auf Tauschanfragen, sagt Franzen. Viele fühlten sich aus ihren Wohnungen und angestammten Quartieren verdrängt.

Die Wohnungstauschbörse im Netz: www.inberlinwohnen.de

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