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Endhaltestelle Rudow. An dieser Stelle könnte die U7 bis zum BER verlängert werden.
© Soeren Stache/dpa
Update

Verlängerung der U7 in beide Richtungen: Berliner SPD und Wirtschaft drängen auf den U-Bahnausbau

Die U7 soll für fast 1,3 Milliarden Euro ausgebaut werden. Der Fahrgastverband Igeb kritisiert das Vorhaben als teuer und nutzlos, die Wirtschaft begrüßt es.

Nach jahrelangem Stillstand kommt Bewegung in die Debatte um einen stärkeren Ausbau des U-Bahn-Netzes in den Außenbezirken. Am Dienstag wird Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) in der Senatssitzung eine Besprechungsvorlage zum Ausbau des Berliner U-Bahn-Netzes vorlegen. Die SPD fordert von der Grünen-Politikerin deshalb einen Zeitplan für die Umsetzung.

„Wir brauchen einen Fahrplan, was wann passieren soll“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Tino Schopf, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. „Die Pläne dürfen jetzt nicht in irgendeiner Schublade landen.“

Der Fahrplan sollte aus Sicht Schopfs nicht nur die U7-Verlängerung enthalten, die Günther prioritär angehen will. Auch zum Beispiel die Verlängerung der U3 von der Krummen Lanke zum Mexikoplatz sowie eine Verlängerung der Linien U2 in Pankow und U9 nach Pankow müssten dabei eine Rolle spielen. Im Hinblick auf die U7 müsse Berlin zudem zügig das Gespräch mit dem Nachbarland Brandenburg und der Gemeinde Schönefeld über gemeinsame Planungen suchen.

SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey hatte die Wichtigkeit des U7-Ausbaus im Metropolengespräch des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin am Freitag betont. „Die Anbindung des Flughafens ist keine regionale Frage, sondern eine Frage nationaler Bedeutung“, sagte Giffey.

SPD fordert Verlängerungen für vier U-Bahnlinien

Berlin könne nicht nur in die Dichte und Höhe wachsen, „es muss auch in die Breite wachsen“. Die Familienministerin und ehemalige Neuköllner Bezirksbürgermeisterin hatte sich deshalb schon mehrfach für milliardenschwere Investitionen in das U-Bahn-Netz ausgesprochen. So sollen nach den Wünschen der Sozialdemokratin und ihrer Partei die U3 zum Mexikoplatz (40 Millionen Euro), die U7 nach Heerstraße Nord (450 Millionen), die U7 zum BER (800 Millionen), die U2 nach Pankow Kirche (150 Millionen) und die U8 ins Märkische Viertel (220 Millionen) verlängert werden.

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Während der Senatssitzung wird in Regierungskreisen eine „hitzige Debatte“ erwartet. Die Linke will sich künftig vor allem auf neue Tram-Strecken konzentrieren, die Grünen und ihre Verkehrssenatorin wollen vorerst nur die U7 ausbauen.

Das ist das Ergebnis von vier sogenannten Machbarkeitsstudien der Verkehrsverwaltung. Nach Auswertung dieser Untersuchungen befürwortet die Senatsverwaltung für Verkehr zunächst den Ausbau der U-Bahnlinie 7 in Spandau bis zur Heerstraße sowie am anderen Ende von Rudow zum Hauptstadtflughafen BER. Das berichtete die „Berliner Morgenpost“ am Wochenende unter Berufung auf eine Besprechungsunterlage für den Senat, die auch dem Tagesspiegel vorliegt.

Frühestens Mitte der 2030er Jahre könnte die U7 in Betrieb gehen

Vorerst zurückgestellt werden soll demnach die Streckenerweiterung der U8 ins Märkische Viertel. Statt eines Abzweigs der U6 zur Urban Tech Republic auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel plädiert Günther dort für eine Tram-Anbindung. Noch offen lässt sie, ob im Südwesten die U-Bahnlinie 3 bis zum S-Bahnhof Mexikoplatz verlängert werden sollte. Es ist allerdings auch unklar, ob es dafür überhaupt eine politische Mehrheit im Senat gäbe.

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Laut der Machbarkeitsuntersuchung würde die bevorzugte Trassenvariante der U7-Verlängerung vom Rathaus Spandau zur Heerstraße 4,26 Kilometer lang werden, fünf neue Stationen umfassen und 578 Millionen Euro kosten - hier alle Details im Tagesspiegel-Newsletter für Spandau, Bahnhof für Bahnhof. Am anderen Ende ginge es von Rudow aus um 8,56 Kilometer neue Strecke mit sieben Stationen. Geschätzte Kosten: 704 Millionen Euro, von denen Brandenburg aber den größten Teil stemmen müsste.

Fahrgastverband: Ausbau von Tram, S-Bahn und Regionalzügen schneller

Vom Berliner Fahrgastverband Igeb kam Kritik. Mit begrenzten personellen und finanziellen Möglichkeiten sei eine zügige Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs nur durch Neu- und Ausbau bei Straßenbahn, S-Bahn- und Regionalzugverkehr zu erreichen, erklärte Verbandschef Christfried Tschepe. Statt hier voranzuschreiten, vergeude der rot-rot-grüne Senat personelle und finanzielle Ressourcen „für langfristige U-Bahn-Projekte mit sehr hohen Kosten und sehr begrenztem Fahrgastnutzen“.

In Betrieb gehen könnten die U7-Verlängerungen schließlich frühestens Mitte der 2030er Jahre. „Die U-Bahn ist das leistungsfähigste Verkehrsmittel“, entgegnete der SPD-Politiker Schopf. Eine Hauptstadt brauche solche Verkehrsmittel, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen – im Zusammenspiel mit dem Ausbau der Straßenbahn und der S-Bahn. Schopf erinnerte daran, dass der Bund den größten Teil der Kosten für U-Bahn-Projekte übernehme.

Wirtschaft fordert mehr U-Bahn-Projekte als nur die U7

Die Berliner Wirtschaft begrüßte die Überlegungen zum U-Bahn-Ausbau. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte der Geschäftsführer Wirtschaft und Politik der Industrie- und Handelskammer (IHK), Jörg Nolte. Gleichzeitig forderte er, jetzt nicht nur die U7-Verlängerung in den Blick zu nehmen, sondern auch andere Linien.

„Kein anderes Stadtverkehrsmittel ist so zukunftstauglich wie die U-Bahn: Leise, emissionsarm, platzsparend und schnell“, sagte Nolte. Leider sei der Netzausbau in den vergangenen Jahrzehnten sträflich vernachlässigt worden. Die Planungen dürften deshalb nicht bei der U7 stehenbleiben. „Neben der U7-Verlängerung nach Spandau und zum BER sollten zum Beispiel auch endlich die U8 ins Märkische Viertel und die U9 nach Pankow weiterführen“, forderte Nolte. Besonders wichtig wäre aus seiner Sicht aber ein Abzweig der U6 zum künftigen Technologie-Campus auf dem früheren Flughafengelände in Tegel. „Einen Zukunftsort kann man nicht entwickeln ohne zukunftstaugliche Verkehrsanbindung.“ (mit dpa)

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