Teststellen sind nach Schulbeginn überlastet: Berliner Lehrer und Erzieher müssen auf Corona-Tests warten
Wer keine Symptome aufweist und keinen Kontakt zu Infizierten hatte, braucht Geduld. Frühestens Ende August gibt es wieder Termine bei den fünf Teststellen.
Es konnte rechnerisch nicht hinhauen und haute dann auch nicht hin: Die irrige Vorstellung in Schulen und Kitas, dass alle rund 70.000 Beschäftigten auf Wunsch einen zeitnahen Termin in einer der fünf Teststellen bekommen könnten, hat inzwischen den ersten Ärger ausgelöst.
Der Reihe nach: Der Regierende Bürgermeister, Wissenschaftssenator Michael Müller, und Bildungssenatorin Sandra Scheeres (beide SPD) hatten am 31. Juli gemeinsamen mitgeteilt, dass sich „symptomfreie Beschäftigte aller Berliner Schulen testen lassen können“. Umso erstaunter waren die Betroffenen in der Woche nach dem Schulbeginn angesichts der Wartezeiten.
Über diese Wartezeit hatte am Dienstag zuerst die Berliner Morgenpost berichtet: Erst für Mitte September gebe es wieder Termine, hieß es. Erneute Anmeldungsversuche im Laufe des Dienstags förderten allerdings auch Termine ab dem 27. August zu Tage, wie der Tagesspiegel erfuhr.
Viele Termine wurden anfangs nicht wahrgenommen
Angesprochen auf die Wartezeit betonte Müllers Sprecher Matthias Kuder, dass sich die Teststellen nur an Beschäftigte wenden, die weder Beschwerden haben noch Kontakt zu Personen hatten, die positiv auf das Virus getestet wurden. Im Schnitt seien 130 Tests pro Tag möglich. In der Anfangszeit seien diese Kapazitäten nicht ausgelastet gewesen, vielmehr seien rund 25 Prozent der Termine sogar verfallen, weil Angemeldete nicht erschienen.
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Da die Kapazitäten jetzt knapp würden, werde über eine Ausweitung "nachgedacht", teilte Kuder auf Anfrage mit. Er wies zudem darauf hin, dass seit dem Start des Angebots an den fünf Teststellen über 2600 Testungen stattgefunden hätten, davon seien fünf positiv gewesen.
- Seit dem Start des Angebots sind an den fünf Teststellen insgesamt 2.605 Testungen durchgeführt worden. Davon waren bisher fünf positiv.
Nur ein "ergänzendes Angebot"
Kuder erinnerte daran, dass es sich bei den Teststellen um ein "ergänzendes Angebot" handele. Und dass die Kassenärztliche Vereinigung Adressenlisten von Praxen gesammelt hat, in denen man sich ebenfalls testen lassen kann. Lehrer berichten zudem, dass sie sich problemlos bei ihren Hausärzten testen lassen konnten: Es gebe unter Umständen keine Notwendigkeit, zu den fünf Krankenhäusern zu fahren, die Tests anböten.
Dagegen wandte allerdings die GEW-Vorsitzende Doreen Siebernik ein, dass „nicht alle Hausarztpraxen testen“. Zudem sei den Kollegen durch die Senatsmitteilung „suggeriert“ worden, dass es zeitnahe Testmöglichkeiten gebe.
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Zur Vorgeschichte erläuterte Müllers Sprecher, dass die Charité das Angebot am 8. Juni zunächst in einer Pilotphase für 24 Schulen und 24 Kitas eingerichtet und seither sukzessive erweitert habe. Ab dem 29. Juni folgte demnach die Öffnung der Teststellen für die Beschäftigten aller Berliner Kitas, seit dem 3. August auch für die Beschäftigten aller Schulen in Berlin. Damit einhergehend seien auch die Teststellen auf derzeit fünf erweitert worden.
Es gibt Gespräche zu weiteren Testkapazitäten
Die eingeschränkten Testzeiten bis nur 16 Uhr begründete Kuder damit, dass eine "strikte Trennung" zu Testterminen für Menschen mit Symptomen geben müsse. Die Charité und die beteiligten Krankenhäuser seien bemüht, die Testzeiten so zu wählen, dass sie für möglichst viele Kita- und Schulbeschäftigte mit ihren Arbeitszeiten vereinbar sind.
Die Charité ist mit der Bildungsverwaltung etwa im Rahmen des eingerichteten Hygienebeirats im "konstruktiven Gespräch", wie dieses Angebot bedarfsgerecht weiter angepasst werden kann.
Dabei müsse allerdings auch berücksichtigt werden, dass die Pandemieentwicklung und steigende Testungsaufkommen "immer auch Auswirkungen haben können auf die Testangebote für Menschen ohne Symptome und ohne bestätigten Kontakt zu positiv getesteten Personen".
Mit anderen Worten: Je mehr Verdachtsfälle und Infizierte es gibt, desto weniger Testkapazitäten bleiben für die symptomfreie Menschen.