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Zahlreiche Menschen genießen das sonnige Wetter auf dem Tempelhofer Feld.
© oto: Christoph Soeder/dpa

Sonniges Frühlingswetter in der Hauptstadt: Berliner halten sich auch am Sonntag überwiegend an die Regeln

Viele Menschen halten sich auch an diesem sonnigen Sonntag in den Berliner Parks auf – doch mit ausreichend Abstand! Die Polizei ist zufrieden.

In der Mitte der blauen Decke liegt eine große Mineralwasserflasche neben zwei aufgerissenen Kekspackungen. An den Rändern haben sich Leonie Lass, Paula Gutge und Joelle Heinke niedergelassen, alle Anfang 20, alle völlig entspannt.

Sie sitzen fast im Zentimeterabstand zusammen, viel zu eng eigentlich, der Mindestabstand müsste 1,50 Meter betragen. Doch die drei bilden eine WG und damit einen gemeinsamen Haushalt, sie dürfen so eng sitzen. „Wir haben uns ansonsten ganz artig an die Verordnungen gehalten“, sagt Paula Gutge, „wir waren in den vergangenen Wochen fast nur zu Hause“.

Hier im Park am Gleisdreieck halten sich fast alle Besucher an die Verordnungen, die Abstände zwischen den verschiedenen Gruppen, die auf dem Gras liegen oder sitzen, betragen meist fünf Meter, so groß wie vorgeschrieben.

Am Himmel brennt die Sonne, die Luft hat fast sommerliche Temperaturen, und dann noch ein Sonntag. Eine entscheidende Mixtur. Dieser Tag ist der erste große Gradmesser dafür, wie sehr die Bevölkerung die Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus` annimmt.

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Die Menschen nehmen sie gut an, die Atmosphäre am Gleisdreieck steht symbolisch für die ganze Lage in Berlin an diesem Tag. „Die Parks sind voll, aber es gibt keine besonderen Vorkommnisse“, sagt eine Sprecherin der Polizei am Sonntagnachmittag. 600 Beamte sind im Einsatz, Lautsprecherwagen rollen langsam durch die großen Parks, mit einem Hubschrauber sondieren Polizisten die Lage, sogar zwei Pferde trotten durch den Grunewald.

Aktuelle Zahlen über Strafanzeigen und Ordnungswidrigkeiten hatte die Sprecherin noch nicht. Am Samstag fertigte die Polizei 23 Strafanzeigen und 87 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten aus.

Im Park am Gleisdreieck malträtiert eine junge Frau einen fiktiven Gegner mit linken Haken und rechten Geraden, Schattenboxen als kleine Show. Die nächsten Personen sind acht Meter entfernt. Auch auf den lang gezogenen Mauerstufen neben dem Rasen sitzen die Menschen mit genügend Abstand.

Und auf ihrer Decke zählte Leonie Lass die Vorteile auf, die Ausgangsbeschränkungen haben können. „Man kann jetzt mehr Sport machen als sonst, man hat viel Kontakt mit der Familie. Und wenn die Ausgangsbeschränkungen noch zwei Monate dauern, dann ist das halt so.“

Auch auf dem Tempelhofer Feld ist am Sonntag alles vor allem entspannt. Abstand zu halten, ist hier die leichteste Übung. Außerdem gibt es mehrere Teams der Parküberwachung, Männer mit Fahrrädern, in deren Satteltaschen sogar Verbandsmaterial lagert.

„Wir fahren mit dem Rad am Tag 60 Kilometer und gehen viele Kilometer zu Fuß“, sagt einer der Kontrolleure. Ganz ohne Probleme läuft es aber auch an diesem Sonntag nicht ab. „Wir hatten heute Morgen zwei Zwischenfälle“, sagt der Kontrolleur. Was ist passiert? „Darf ich nicht sagen.“

Und die Polizei ist ja auch noch da, für alle Fälle. Bei der reicht oft schon die bloße Präsenz, um Ordnung zu schaffen. An einem mobilen Café-Stand haben sich am Sonntagmittag zehn Leute pärchenweise zu einer Warteschlange formiert, mit genügend Abstand zwischen den verschiedenen Zweier-Gruppen.

Ein Pärchen steht jedoch sehr eng zusammen, zu eng. Nicht lange allerdings. Plötzlich stoppt ein Mannschaftswagen der Polizei vor den Wartenden. Zwei Beamte blicken durch die Windschutzscheibe streng zu dem Pärchen. Das steht in Sekundenschnelle zwei Meter auseinander.

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