Kita-Krise in der Hauptstadt: Berliner Eltern planen Großdemo für bessere Kita-Betreuung
Rund 3000 Kita-Plätze fehlen in der Hauptstadt, der Mangel an Erziehern trifft immer mehr Familien. Nun begehren Berlins Kita-Eltern auf: Am 27. Mai wollen sie demonstrieren.
Erstmals seit zehn Jahren planen Berlins Eltern eine Großdemo aus Protest gegen fehlende Kitaplätze und Personalmangel. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen für Erzieherinnen und Erzieher, staatliche Bürgschaften und eine intensivere Förderung beim Neubau von Kitas sowie öffentliche Hilfe bei der Platzsuche. Die Elterninitiative wird unterstützt vom Landeselternausschuss Kindertagesstätten (LEAK) sowie von der GEW. Angemeldet ist die Demonstration für den 27. Mai am Brandenburger Tor.
Schon 40.000 Unterschriften bei Online-Petition
Der Landeselternausschuss rechnet mit erheblicher Resonanz, da der Mangel an rund 3000 Kitaplätzen immer mehr Menschen treffe. „Der Frust ist groß genug, und der Unmut wächst“, lautet die Einschätzung der neuen LEAK-Vorsitzenden Corinna Balkow. Auf regen Zuspruch deutet auch die starke Beteiligung an der Online-Petition „Wir brauchen Kitaplätze! Jetzt!“ hin, für die es bereits weit mehr als 40.000 Unterschriften gibt. Die Initiatorin der Petition gehört zu der Elterngruppe, die die Demo organisiert.
Demonstrieren wollen aber nicht nur Familien ohne Kitaplatz, sondern auch Eltern, die unter Einschränkungen bei der Qualität und den Betreuungszeiten leiden. Inzwischen kommt es sogar vor, dass Kitas die Kinder bereits mittags nach Hause schicken, um das knappe Personal zu schonen. Berufstätige Eltern geraten in massive Schwierigkeiten, zumal die Einschränkungen so umfangreich sind, dass sie nicht mehr durch Nachbarschaftshilfe abgefedert werden können.
Kitas schränken Öffnungszeiten ein
Zudem muss zunehmend auf Leiharbeitskräfte zurückgegriffen werden, wie zahlreiche Kitas bestätigen. Dies sei zwar in Zeiten der Grippewelle vertretbar, nicht jedoch auf Dauer, meint Elise Hanrahan, Mutter zweier Kinder aus Berlin-Mitte, die die Idee zu der Demo am 27.Mai hatte: Sie wollte die Abstriche bei der Betreuungsqualität nicht mehr hinnehmen und schaffte es in kurzer Zeit, sowohl den LEAK als auch die GEW für das Vorhaben zu gewinnen. „Wir sind alle verzweifelt, denn es geht um unsere Existenz“, beschreibt Hanrahan die Stimmungslage: Ihre Kita "Drachenreiter" nahe Alexanderplatz schließt neuerdings um 14 Uhr, weil Erzieherinnen fehlen. Die Notmaßnahme ist vorerst auf zwei Wochen befristet.
Keine Kitaförderung für Kinder ohne Deutschkenntnisse
Der Platzmangel hat immer neue Facetten. So berichtete die langjährige Landeselternsprecherin Katrin Molkentin am Dienstag, dass ein Großteil der Kinder, die wegen fehlender Deutschkenntnisse 18 Monate vor Schulbeginn zum Kitabesuch gesetzlich verpflichtet wären, nicht in den Kitas ankommen. Dies bestätigte die Jugendverwaltung auf Nachfrage. Sie könne aber nicht sagen, „ob und wie intensiv für alle diese Kinder ein Kitaplatz gesucht wurde“, sagte Verwaltungssprecherin Iris Brennberger. Dies sei Sache der Jugendämter. Zudem berichten Kitaleiter, dass sie wegen Personalmangels das vorgeschriebene Bildungsprogramm nicht mehr umsetzen können.
Die FDP fordert, dass Kaufmännische Angestellte Verwaltungsaufgaben in den Kita übernehmen sollen, damit die Kitaleiter mehr Zeit für die Betreuung der Kinder haben. Dadurch könnten rund 400 Erzieherstellen geschaffen werden, rechnet der FDP-Abgeordnete Paul Fresdorf vor. Die Jugendverwaltung hält nichts von dem Vorschlag. Verwaltungskräfte könnten die Leitung einer Kita nicht ersetzen. Die Kitaleitung sei eine Aufgabe, die „umfassende pädagogische Fachkenntnisse erfordert".