Gesundheit in Berlin: Berliner besonders oft wegen psychischer Leiden krank geschrieben
Berliner sind häufiger krank geschrieben als der Bundesschnitt, bestimmte Berufsgruppen sind besonders betroffen. Psychische Leiden sind in der Hauptstadt weit verbreitet.
Die Berliner sind öfter krank geschrieben als die Bundesbürger – und dabei ein wenig häufiger wegen seelischer Leiden als der Durchschnitt. Fast jede fünfte Krankschreibung 2014 wurde in der Hauptstadt wegen psychischer Störungen ausgestellt, öfter blieben Männer und Frauen nur wegen Schmerzen des Muskel-Skelett-Systems zu Hause. Dies geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Barmer-GEK hervor.
Die Krankenkasse hat bundesweit 3,6 Millionen Versicherte, die einer Erwerbsarbeit nachgehen, in Berlin sind es 157 000 Männer und Frauen: Deren Daten wurde für den Report verglichen. Weil die Barmer-Mitglieder in ihrer Zusammensetzung ungefähr dem Bevölkerungsdurchschnitt entsprechen, zeigt das Ergebnis durchaus eine Gesamttendenz an.
Demografische Wandel
Bei den krankheitsbedingten Fehlzeiten liegen die Berliner 9,5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Interessieren dürfte viele, wer häufiger krank ist – und wer besonders selten: Mit Fehlzeiten von mehr als 23 Arbeitsunfähigkeitstagen pro Jahr sind Bus- und Straßenbahnfahrer, Objekt- und Personenschützer, Reinigungskräfte und Call-Center-Mitarbeiter überdurchschnittlich oft krank. Mit im Schnitt weniger als acht Arbeitsunfähigkeitstagen sind Beschäftigte in der technischen Forschung, der Software-Entwicklung und der Hochschullehre besonders selten krank.
Die Experten der Krankenkasse beschäftigt vor allem der demografische Wandel. „In fünf Jahren wird jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland 50 Jahre und älter sein“, sagte Gabriela Leyh, die Berliner Barmer-Chefin. „Da gerade die älteren Arbeitnehmer wesentlich länger krankgeschrieben sind, als die jüngeren, sind die Unternehmen gefordert, mehr in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement zu investieren.“ Vorgebeugt werden müsse vor allem Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, psychischen Störungen und Atemwegsleiden. Einen ähnlichen Trend hatten zuletzt auch andere große Versicherungen wie AOK und TK ausgemacht.
Berlin überdurchschnittlich versorgt
Die Fehlzeiten insgesamt sind der Barmer zufolge übrigens gesunken: 2014 waren weniger Berliner krankgeschrieben als 2013. Die Fehlzeiten sanken um 0,4 Prozent pro Versicherten. Grund dafür, teilte die Barmer mit, sei das Ausbleiben einer größeren Grippewelle gewesen.
Unabhängig davon gilt bei Krankschreibungen generell: In Orten, in denen mehr Ärzte arbeiten, werden auch mehr Krankheiten diagnostiziert. Berlin gilt medizinisch als formal überdurchschnittlich versorgt. Allerdings hatte der Sozialstrukturatlas von Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) ergeben, dass die Berliner sozio-ökonomisch und gesundheitlich mit Härten umgehen müssen, die es so in den meisten Bundesländern nicht gibt.