Nach Beleidigung von Merkel: Berliner AfD geht auf Distanz zu ihrem Abgeordneten Wild
Erneut wird der Berliner AfD-Abgeordnete Andreas Wild ausfällig - diesmal auch gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Landesverband sucht Abstand zu ihm. Wild ändert daraufhin seinen Text.
Der AfD-Abgeordnete Andreas Wild ist erneut ausfällig gegen Flüchtlinge geworden – und gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel. In einem Beitrag auf Facebook schrieb der Berliner Arbeitsvermittler, der zum rechten Flügel der AfD gehört, am Wochenende: „Es geht Angela Merkel darum, Deutschland umzuvolken.“ Wild warf der Kanzlerin, die sich im Herbst erneut der Wiederwahl stellen will, Verrat am eigenen Volk vor und beleidigte sie auch persönlich: „Ich will mich nicht länger von verantwortungslosen Unfruchtbaren regieren lassen.“ Der Landesverband distanzierte sich auf Nachfrage. „Das ist nicht der Sprachgebrauch der AfD“, sagte Parteisprecher Ronald Gläser am frühen Sonntagnachmittag dem Tagesspiegel. Gläser wollte den Text allerdings nur als „zugespitzte Formulierung“ gewertet wissen. Am späten Sonntagnachmittag - nach Veröffentlichung der ersten Version dieses Onlinetextes - änderte Wild dann seinen Text bei Facebook und strich das Wort "Unfruchtbare".
Schon im Wahlkampf polemisierte er gegen Flüchtlinge
Wild, stellvertretender Vorsitzender seiner Partei in Steglitz-Zehlendorf, ist bereits im Wahlkampf mit Provokationen aufgefallen. Bei einer Rede in Erfurt forderte er im Mai die Umsiedlung der Flüchtlinge in spärlich besiedelte Landstriche Deutschlands. Auf „ein paar Quadratkilometer Heide“ könnten sie „geschützt untergebracht“ werden. Laut Wortprotokoll seiner Rede sagte Wild: „Wir brauchen dafür – für die vorübergehenden Flüchtlingslager – Bauholz, Hämmer, Sägen und Nägel. Und natürlich darf da nicht jeder raus und rein, wie es ihm gefällt.“ Im Oktober hatte Wild dann die öffentliche Verbrennung von Burkas gefordert. Daraufhin hatte sich Berlins Parteichef Georg Pazderski von ihm distanziert.
In der Partei gibt es Unmut über die wiederkehrenden Ausfälle von Wild. Andererseits ist sein Kreisverband Steglitz-Zehlendorf eine wichtige Stütze des Landesverbandes. Ein Parteiausschlussverfahren muss Wild derzeit wohl noch nicht fürchten, heißt es in Parteikreisen. Nach rechtsextremen und homophoben Ausfällen hatte bereits der Abgeordnete Kay Nerstheimer die Berliner AfD-Fraktion verlassen; außerdem soll er im kommenden Jahr aus der Partei ausgeschlossen werden. Auch in mehreren Berliner Bezirken gibt es Vorbehalte gegen AfD-Kandidaten, einige fielen bei den Wahlen zum Stadtrat durch.