Einwohnerstatistik für 2018: Berlin wächst weiter – aber langsamer
Neue Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung: Berlin ist um 31.300 Menschen gewachsen. Doch ohne Zuwanderung und Geburtenüberschuss würde die Hauptstadt schrumpfen.
Berlin wächst, aber nicht mehr so schnell wie in den vergangenen Jahren. Die Hauptstadt verbuchte 2018 noch ein Bevölkerungsplus von 31.300 Menschen, in den letzten fünf Jahren hatte sich die Einwohnerzahl um durchschnittlich 47.700 pro Jahr erhöht. Die Zahl der Berliner mit deutschem Pass ging 2018 sogar um 6.000 zurück, während die ausländische Bevölkerung um über 37.000 Menschen zunahm. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Statistische Amt Berlin-Brandenburg am Montag veröffentlichte.
Ohne die starke Zuwanderung und den Geburtenüberschuss der Ausländer wäre Berlin also eine schrumpfende Stadt. Der Anteil der Bevölkerung mit fremdem Pass stieg Ende 2018 auf 18,5 Prozent. Bei den deutschen Berlinern setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort: Es sterben mehr Menschen als geboren werden und es ziehen mehr Hauptstädter weg als zuziehen. Wie man das auch immer bewerten mag: Die Metropole Berlin wird immer internationaler, nicht nur wegen der Touristen aus aller Welt, sondern weil die Einwohner aus 193 Nationen kommen.
Viele ziehen offenbar nach Brandenburg
Davon profitiert übrigens das Nachbarland Brandenburg, das im vergangenen Jahr einen Wanderungsgewinn von 20.800 Menschen verzeichnete, zum größten Teil waren es Berliner, die in die märkische Umgebung zogen. Das starke Geburtendefizit in Brandenburg konnte dadurch mehr als ausgeglichen werden.
Die statistische Gesamtbilanz für die Region Berlin-Brandenburg: Zum Jahresende 2018 zählte das Amt für Statistik 3.644.998 Berliner, von denen laut Statistik fast 30 Prozent alleine leben. Der Anteil der Ein-Personen-Haushalte hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.
Mehr Ein-Personen-Haushalte
Eine Langzeituntersuchung des Amts für Statistik gibt zusätzlich Auskunft über die Bevölkerungsstruktur in Berlin und den sozialen Status der Bevölkerung. Demnach ist die Zahl der Ein-Personen-Haushalte seit 1991 um 36,3 Prozent gewachsen. Dagegen ging die Zahl der Haushalte, in denen drei oder vier Menschen leben, bis 2018 um 16,4 Prozent zurück. Das bestätigt den Status Berlins als „Single-Hauptstadt“.
Es sind aber nicht die Azubis und Studierenden, die sich besonders gern eine eigene Bude suchen. Die Zahl der Ein-Personen-Haushalte ging bei den unter 25-Jährigen seit der Vereinigung Berlins sogar um 17,8 Prozent zurück, während sie bei den 30- bis 70-jährigen Berlinern um etwa 50 bis 100 Prozent stieg. „Kevin allein zu Haus“ ist offenbar kein jugendlicher Großstädter.
Zu diesen Daten passt, dass Menschen mit Kindern unter 18 Jahren in Berlin eher eine aussterbende Spezies sind. Denn die Zahl der Alleinerziehenden mit Kindern ging seit 1991 um 19,4 Prozent zurück, die Zahl der Ehepaare mit Kindern sogar um 33,6 Prozent. Die Millionenstadt Berlin wächst zwar unaufhörlich, scheint aber keine Attraktion für Eltern zu sein, deren Kinder noch in die Kita oder Schule gehen. Viele Familien, die es sich leisten können, ziehen wohl lieber aus der Stadt hinaus ins Grüne.
Berlin bleibt Stadt der Armen
Die Statistik belegt auch, dass Berlin trotz des wirtschaftlichen Wachstums der vergangenen 15 Jahre eine arme Stadt geblieben ist. So lag die sogenannte Armutsgefährdungsquote im vergangenen Jahr bei 16,5 Prozent. 1991 waren es 16,7 Prozent, die Lage hat sich demnach nicht verbessert. Das mittlere monatliche Haushaltseinkommen bestätigt diesen Trend. Es lag im Jahr nach der Vereinigung bei 1175 Euro netto monatlich. 2018 waren es (umgerechnet auf die Preise von 1991) 1375 Euro. Das entspricht einem durchschnittlichen realen Einkommenswachstum von jährlich 0,5 Prozent. Und wovon leben die Berliner? Im vergangenen Jahr bestritten 47,6 Prozent ihren Lebensunterhalt aus eigener Arbeit, 21 Prozent bekamen Unterhaltszahlungen der Eltern oder Ehegatten. 20 Prozent bezogen eine Rente oder Pension, und 7,4 Prozent der Berliner lebten von Arbeitslosengeld oder staatlicher Sozialhilfe.
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