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Funken sprühen beim Hexentanz im Mauerpark: Die Walpurgisnacht 2015 velief weitgehend störungsfrei und friedlich.
© Kay Nietfeld

Walpurgisnacht 2015: Berlin startet friedlich in den 1. Mai

Viel Regen und laute Demonstranten: Die Walpurgisnacht verlief in Berlin weitgehend störungsfrei. Rund 2700 Menschen gingen gegen Rassismus und Gentrifizierung auf die Straße, einge hunderte feierten in den Parks.

Mit der Demonstration der "Antikapitalistischen Walpurgisnacht" ist Berlin am Donnerstagabend in die Mai-Feierlichkeiten gestartet. In einer "bunten Mischung aus Aktivisten, Anwohnern und Migrantinnen und Migranten", so der Sprecher des Aktionsbündnisses "Hände weg vom Wedding!", Martin Steinburg, zogen mehrere Tausend Menschen vom Leopoldplatz im Wedding bis Prenzlauer Berg. Gegen 22 Uhr endete die Demonstration friedlich am U-Bahnhof Eberwalder Straße.

Rund 2200 Polizeibeamte aus fünf Bundesländern sicherten den Demonstrationszug, an dem laut Polizeiangaben 2700 Menschen teilnahmen. Laut Veranstalter waren es sogar zwischen 5000 und 7000 Teilnehmer, die Tagesspiegel-Schätzungen liegen bei 2500. "Zuletzt liefen die Feiern recht vernünftig, also werden wir uns zurückhalten", versprach Polizeisprecher Stefan Redlich vor dem Zug. Die Beamten waren aber sicherheitshalber auf Ausschreitungen vorbereitet. Die Demonstranten waren laut, teilweise aggressiv, aber nicht millitant. An der Spitze des Protestzuges lief der Schwarze Block mit einigen hundert Menschen - abgeschirmt und begleitet von einer Vielzahl von Polizeibeamten.

Innensenator Henkel gratuliert der Polizei

Der Veranstalter sprach von einer guten und lauten Demonstration. Auch die Polizei war zufrieden, die Demo sei "weitgehend störungsfrei" verlaufen. „Unser Konzept ist aufgegangen“, sagte der Polizeisprecher. Ein Stein soll geflogen sein. Auch mehrere Farbbeutel wurden geworfen, einer traf einen Polizeibeamten, der jedoch nicht verletzt wurde. Innensenator Frank Henkel (CDU) zeigte sich nach Abschluss der Demonstration zufrieden und gratulierte der Polizei zu einem "hervorragenden Job": "Positiv ist, dass die Demo relativ störungsfrei verlaufen ist und den Endpunkt erreicht hat", sagte Henkel.

Eines der großen Themen des Demo war die Wohnungspolitik. "Die Gentrifizierung hört nicht im Wedding auf", so Steinburg. Der Mauerpark sei deshalb ebenfalls auf der Strecke gelegen, der Mitorganisator spricht vom "Kampf um den Park". Zuletzt hatte es rund um den Mauerpark starke Proteste gegen ein geplantes Neubauprojekt gegeben, 39.000 Unterschriften waren dagegen gesammelt worden. Künftig solle Steinburg zufolge der 30. April ein "Kampftag der Mieterinnen und Mieter" werden.

Linke Aktivisten besetzen die Berlinovo

Bereits am Nachmittag war es zu einer ersten Aktion gekommen. Etwa 25 Aktivisten besetzten die Zentrale der Wohnbaugesellschaft Berlinovo am Halleschen Ufer in Kreuzberg.  Sie wollten damit gegen eine für Montag geplante Zwangsräumung protestieren. Nachdem die Argumente ausgetauscht waren, gingen Besetzer und Firmen-Vertreter friedlich auseinander, bestätigte ein Polizeisprecher. Per Twitter hatten die Aktivisten bereits bekanntgegeben, dass sie mit ihrer Aktion Erfolg hatten - die Räumung soll abgesagt worden sein.

Auch Innnsenator Henkel erkannte im Vorfeld in einem Interview mit dem Tagesspiegel an, dass Verdrängung und Gentrifizierung Themen seien, die viele Menschen ansprechen. Er rechnete daher schon im Vorfeld mit einem hohen Andrang zu den Demos rund um den 1.Mai.

Die Polizei hatte deshalb schon zur Kundgebung am Leopoldplatz zahlreiche Mannschaftswagen in den Seitenstraßen zusammengezogen, hielt sich ansonsten aber zurück. Zivilpolizisten hatten den Platz im Blick. Steinburg sprach von einem "überdimensionierten Auftreten" der Polizei - schließlich wolle man friedlich bleiben. "Da hätten wir uns ein wenig mehr Taktgefühl gewünscht", so der Sprecher der Organisatoren.

Einzelne Festnahmen von wieder erkannten Straftätern

Am Endpunkt der Demo, an der Eberswalder Straße, riegelten die Einsatzkräfte alle Wege zurück zum Mauerpark ab und kanalisierten die Menschenmenge gen Mitte Richtung Alexanderplatz oder in die U2. Obwohl die Stimmung am Ende gegen 22 Uhr insgesamt ruhig war, gab es gegen 22.15 Uhr an der Eberswalder Straße mehrere vorläufige "einzelne Festnahmen wieder erkannter Straftäter", wie die Polizei bestätigte. Eine Person sei wegen gefährlicher Körperverletzung festgenommen worden, sagte Polizeisprecher Stefan Redlich. Die dpa meldet insgesamt vier Festnahmen, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Vermummungsverbot.

Vor Jahren war Berlin in der Walpurgisnacht ein wahrer Hotspot gewesen, Ausschreitungen und brennende Autos inklusive. In der vergangenen Nacht ging ein Fahrzeug in Flammen auf -  am Leuschnerdamm in Kreuzberg brannte ein Wohnmobil. Ursache waren aber keine Randalierer, sondern wohl ein technischer Defekt, bestätigte die Polizei. Vom Dach der "Scherer 8", dem linken Wohn- und Kulturprojekt in der Schererstraße 8 im Wedding, zündeten Bewohner Leuchtraketen. Auch in der Pankstraße beobachteten Polizisten Knaller, Pyrotechnik und bengalische Feuer.

Die BVG musste wegen des Demonstrationszugs mehrere Buslinien vorübergehend einstellen. Betroffen waren die Linien M27, 120, 142 und 327.

Eine Rolle für die recht friedliche Walpurgisnacht mag der Regen gespielt haben. Witterungsbedingt feierten nur wenige Menschen in den Parks. Rund 400 Menschen trotzten im Mauerpark dem Regenwetter - in der Hasenheide und im Viktoriapark waren wegen der Nässe weniger Menschen unterwegs als sonst zur Walpurgisnacht üblich. Gegen 23 Uhr traten die letzten Besucher im Mauerpark das Feuer aus.

In unserem Liveticker zur Walpurgisnacht vom 30. April können Sie alle Ereignisse im Einzelnen nachlesen. Ab circa 8 Uhr begleiten wir Sie heute in einem gesonderten Liveticker durch den 1. Mai in Berlin.

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