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Mäuse sollen in Berliner Forschungslaboren nach dem Willen der Tierschutzbeauftragten keine Rolle mehr spielen.
© Bodo Marks/dpa

Für Labore ohne Mäuse: Berlin soll „Hauptstadt der tierfreien Forschungsmethoden“ werden

Ernährung, Pandemien, Klimawandel: Die neue Tierschutzbeauftragte Kathrin Herrmann konzentriert sich auf die ganz großen Themen. Das freut den grünen Senator.

Kathrin Herrmann ist Veganerin – sie nimmt die Sache mit dem Tierschutz ernst. Die 44-jährige promovierte Fachtierärztin muss das auch, denn Verbraucherschutzsenator Dirk Behrendt (Grüne) hat sie soeben zur neuen Tierschutzbeauftragten des Landes ernannt. Sie folgt auf Diana Plange, die diesen Job als Erste überhaupt hauptamtlich erledigt hat und die nun im Ruhestand ist.

Das ist offensichtlich ein Kurswechsel. Denn während Plange die typischen städtischen Probleme – Tauben, Katzen, Hunde – in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gerückt hatte, muss ihre Nachfolgerin eine ganz andere Last schultern: Berlin solle „Hauptstadt der tierfreien Forschungsmethoden“ werden, formuliert sie in Einklang mit ihrem Senator.

Und, noch globaler: Sie wolle den Fokus auf die „Zusammenhänge zwischen Tierschutz, Ernährung, Pandemien und Klimawandel“ legen. Was den Senator ebenfalls freut. Und auch dessen umstrittene Berliner Bundesratsinitiative gegen Massentierhaltung hat man ihr vermutlich in die Stellenbeschreibung gesetzt.

Kathrin Herrmann ist für diese Arbeitsziele zweifellos hinreichend qualifiziert. Sie war von 2007 bis 2017 beim Lageso als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Prüfung von Tierversuchsanträgen zuständig und hat die Jahre danach am Zentrum für Alternativen zu Tierversuchen an der Johns-Hopkins-Universität in den USA verbracht; ihr Titel lautet „Fachtierärztin für Tierschutz und Tierschutzethik“.

Entsprechend legt sie sehr detailfreudig und umfassend dar, welche Überlegungen dabei eine Rolle spielen, gibt Lesehinweise, „leider auf Englisch“, und zitiert aus dem Ärmel. Dann betont sie, dass Tierversuche in Sachen Kosmetik und Pharmakologie in der Stadt so gut wie keine Rolle spielten – dafür gebe es aber in der Forschung noch eine Menge zu tun.

Kathrin Herrmann ist Berlins neue Tierschutzbeauftragte.
Kathrin Herrmann ist Berlins neue Tierschutzbeauftragte.
© Jörg Carstensen/dpa

„Ich sehe schon die eine oder andere Nachfrage aus der Wissenschaftsverwaltung auf uns zukommen“, scherzt der Senator an dieser Stelle, „aber das ist ja auch gut so“.

Hunde und Katzen kommen nur am Rande vor

Die typischen Berliner Alltagsthemen kommen in dieser Darstellung sehr viel kürzer, werden von ihr überhaupt erst auf Nachfrage erwähnt und sehr knapp beantwortet. Für Hunde könne sie sich mehr Auslaufgebiete vorstellen, es müsse mehr gegen Qualzuchten und ähnliche Erscheinungen unternommen werden und ja, sie halte die Absicht des neuen Tierschutzgesetzes, eine Gassi-Pflicht für jeden Halter festzuschreiben, für völlig richtig.

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Wer einem Hund keinen Auslauf geben und auch Nachbarn und Servicedienste nicht damit beauftragen könne, der dürfe ihrer Meinung nach auch keinen halten. Auf Nachfrage auch das lange diskutierte Thema der Zwangskastration für frei lebende Katzen: Das finde sie richtig. Und der Senator wirft ein, das stehe ja auch im Koalitionsvertrag, „und wir sind dran“.

Die Berliner Tierschutzbeauftragte hat keine unmittelbaren Eingriffsrechte. Sie ist Ansprechpartnerin für Bürger und Tierschutzorganisationen und, wie es in der Pressemitteilung heißt, „eine beratende Stimme in allen Fragen des Tierschutzes“.

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