„Wir lassen Sie nicht allein“: Berlin richtet Registerstelle für anti-muslimischen Rassismus ein
„Wir lassen Sie nicht allein“, sagt der Innensenator zu den Muslimen in der Neuköllner Sehitlik-Moschee. Zwei Wochen nach Hanau nimmt er am Freitagsgebet teil.
Als Zeichen der Solidarität mit Berlins Muslimen nach dem rassistischen Anschlag von Hanau hat Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Freitag die Sehitlik-Moschee in Neukölln besucht. "Wir lassen Sie nicht allein", sagte er anlässlich des Freitagsgebets in dem Gotteshaus am Columbiadamm. Als Teil eines Maßnahmenplans kündigte Geisel eine Registerstelle für anti-muslimischen Rassismus an.
An dem Besuch in der Moschee nimmt auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh teil. Die Sehitlik-Moschee bietet bis zu 1500 Gläubigen Platz zum Gebet und gehört zum türkisch-islamischen Verband Ditib.
Geisel hatte bereits nach dem rassistisch motivierten Anschlag in Hanau angekündigt, Moscheen, Synagogen und Vereine in Berlin besser zu schützen. Polizisten in Uniform und in Zivil sollten bestimmte Orte ständig oder zu bestimmten Zeiten beobachten.
Bei Großveranstaltungen und Feiern mit vielen Menschen will die Polizei stärker Präsenz zeigen. Eingangstüren und Fenster sollten besser gesichert werden.
Am 19. Februar hatte ein 43-jähriger Deutscher in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Dann soll der Sportschütze seine 72 Jahre alte Mutter und sich selbst getötet haben. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Täter eine rassistische Gesinnung und war psychisch krank.
Mehr als 2000 Menschen gedenken in Hanau der Opfer
Erst am Mittwochabend hatte die Stadt Hanau in einer Trauerfeier der Opfer des Anschlags gedacht. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (beide CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahmen daran teil. Auf dem Marktplatz und dem Freiheitsplatz verfolgten rund 2000 Menschen die Feier. Das Motto lautete: "Die Opfer waren keine Fremden!"
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Steinmeier rief in seiner Rede zu mehr Engagement gegen Hass und Hetze auf. Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland sei gegen Ausgrenzung und Ressentiments, sagte Steinmeier in der hessischen Stadt. "Aber es reicht nicht, zu wissen, dass man in der Mehrheit ist", ergänzte er.
Das Schweigen von vielen dürfe nicht zur Ermutigung für wenige werden, sagte der Bundespräsident weiter. Die Mehrheit müsse sich im Verein, am Stammtisch oder im Stadion immer wieder zeigen. (mit dpa, epd, AFP)
Julius Betschka