Hauptstadttourismus: Berlin macht Reisenden seine Kieze schmackhaft
Touristen zieht es in Berlin vor allem zu den bekannten Sehenswürdigkeiten und in die Innenstadt. Nun sollen die Besucherströme umgelenkt werden.
Städtereisende wollen und sollen in Berlin „nicht nur die Sehenswürdigkeiten abklappern“, sondern auch die Kieze entdecken. So sieht es Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), die am Donnerstag eine Kooperationsvereinbarung mit Vertretern der zwölf Bezirke und dem Chef der Tourismusagentur Visit Berlin, Burkhard Kieker, unterzeichnete. Der Senat hatte das neue „Berliner Tourismuskonzept 2018+“ bereits im Frühjahr beschlossen.
Berlin sei „offen und gastfreundlich“, sagte Pop. Es gebe aber „erste ernstzunehmende Warnzeichen, dass die Akzeptanz schwindet, insbesondere in den stark frequentierten Innenstadtbezirken“.
Großes Gefälle bei den Übernachtungszahlen
Nun will man die Besucherströme entzerren. Eine Statistik zeigt, wie ungleichmäßig sich die Übernachtungen bisher verteilen. Im Vorjahr wurden insgesamt 31,5 Millionen Übernachtungen in Hotels, Pensionen oder Hostels gezählt. An der Spitze liegen die Bezirke Mitte (fast 12,9 Millionen), Charlottenburg-Wilmersdorf (rund 6,5 Millionen) und Friedrichshain-Kreuzberg (annähernd 3,9 Millionen). Die Schlusslichter sind Reinickendorf (rund 522.000 Übernachtungen) Steglitz-Zehlendorf (knapp 482.000) und Marzahn-Hellersdorf (etwa 239.000).
Tourismuswerber als „Unternehmensberater“
Visit Berlin hat ein Team gegründet, das die Bezirksämter unterstützen will und dafür in diesem und dem kommenden Jahr jeweils 800.000 Euro vom Senat erhält. „Wir sehen uns als Unternehmensberatung“, sagte Kieker. Man wolle bestehende Angebote stärker vermarkten und neue entwickeln. Die Zielgruppe seien sowohl Reisende als auch Berliner. Außerdem sind Marktforschungen und Schulungen geplant.
Spandau startet Entdeckertouren
Für eigene Projekte stehen den Bezirken zusätzlich je 40.000 Euro in den Jahren 2018 und 2019 zur Verfügung. Wie die Mittel im Einzelnen verwendet werden sollen, hatten wir schon im Juli berichtet.
Beispielsweise setzt die Friedrichshain-Kreuzberger Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) auf das Projekt „fair.kiez“ für „stadtverträglichen Tourismus“. In Spandau fließt ein Teil der Landesmittel ins Projekt „130 Jahre Fort Hahneberg“. Besonders warb Wirtschaftsstadtrat Gerhard Hanke (CDU) für neue „Entdeckungsreisen“ durch den Bezirk. Die erste Aktion „Spandau tourt!“ mit sechs Touren für Fußgänger und Radler startet am Sonntag (näheres unter visitspandau.de).
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