zum Hauptinhalt
Rekonstruiert. Derartige Kähne betrieb die Familie von Ludwig Leichhardt.
© DAVIDS

Australischer Nationalheld aus Brandenburg: Berlin feiert den historischen Entdecker Ludwig Leichhardt

In Australien schon als Nationalheld gefeiert, gelangt der in Brandenburg geborene Entdecker Ludwig Leichhardt nun zu neuem Ruhm. Nun erreicht ein Nachbau seines Kaffenkahns erstmals Berlin und wird in den Schwielochsee gelassen.

Der sicherste Weg für einen Forschungsreisenden, zur Legende, zum Mythos gar zu werden, war einst sein Verschwinden im Nirgendwo. Roald Amundsen ist 1928 von seinem letzten Flug über die Eiswüsten der Arktis nie zurückgekehrt, auch die Flugpionierin Amelia Earhart verschwand 1937 spurlos in den Weiten des Pazifiks, und von der dritten und letzten Expedition des Australienforschers Ludwig Leichhardt konnte man nur ungefähr rekonstruieren, wie weit er beim Versuch, 1848 den fünften Kontinent von Ost nach West zu durchqueren, wohl gekommen ist. Ob er aber ertrank, verdurstete, einer Krankheit erlag oder von Aborigines getötet wurde, bleibt ein Rätsel.

Ur-Brandenburger ist in Australien bekannt

Anders als in Australien, wo Leichhardt wegen seiner Verdienste um die Erschließung des Kontinents noch heute eine Art Nationalheld ist, kennt man ihn hierzulande kaum. Sein 200. Geburtstag, der in diesem Jahr gefeiert wird, könnte das ändern, gerade in Berlin und Brandenburg. In Sabrodt, heute Ortsteil von Tauche im Landkreis Oder-Spree, wurde Leichhardt am 23. Oktober 1813 geboren, in Cottbus besuchte er das Gymnasium, in Berlin begann er sein Studium. Diese Orte bilden gleichsam das Dreieck, in dem sich die hiesigen Gedenkveranstaltungen konzentrieren, mit einer Ausstellung im Marstall des Pückler-Schlosses in Cottbus-Branitz als Mittelpunkt.

Das Boot besucht Berlin

Doch am Donnerstag schob sich Berlin, wo es seit 1927 die Dahlemer Leichhardtstraße gibt, in den Vordergrund der inszenierten Erinnerungen. Ein Lastensegler machte auf dem Landwehrkanal am Deutschen Technikmuseum Halt, Nachbau des 1987 aus der Havel bei Spandau geborgenen, konservierten und im Museum ausgestellten Kaffenkahns. Eine Stippvisite mit Hintersinn: Leichhardts Vater, Torfinspektor in Sabrodt nahe dem Schwielochsee, betrieb neun solcher Kähne. Sogar der australische Botschafter Peter Tesch war gestern zugegen, als Museumsdirektor Dirk Böndel dem Schiffeigner Peter Alker einen Dachziegel aus dem Berliner Kahn übergab, zwecks Weitertransport zum Schwielochsee und nach Branitz, wo er in die bis Ende Oktober dauernde Leichhardt-Ausstellung aufgenommen werden soll. Als Branitzer Gegengabe blieb ein Kaffenkahnsegel in Berlin.

Das originale Schiff aus dem Museum muss etwa in der Zeit untergegangen sein, als Leichhardt für immer in der australischen Wildnis verschwand. Und es dürfte den Kähnen gleichen, die dessen Vater vom Schwielochsee aus betrieben hatte, sicher auch nach Berlin, vor allem zum Transport von Torf und Holz. Die Familie brachte es zu einigem Wohlstand, so dass Leichhardt von 1831 bis 1833 in Berlin und danach in Göttingen studieren konnte.

Expedition in den Tod

Doch bald packten Fernweh und Entdeckerlust den jungen Brandenburger. 1841 brach er nach Australien auf, ausgestattet mit britischem Pass, von der Familie eines englischen Freundes unterstützt. Auch in Australien selbst fand er immer wieder Förderer, meist Bankiers und Unternehmer, die am Erschließen der Wildnis ein handfestes Interesse hatten. Nach einer ersten Expedition 1844/45 von der Ost- zur Nordküste, in einem später veröffentlichten Tagebuch präzise beschrieben, wurde er wie ein Held gefeiert. Schon ein Jahr später brach er erneut auf, wollte den Kontinent diesmal von Ost nach West durchqueren, doch begehrte seine Mannschaft angesichts der ungeheuren Strapazen auf und er musste zurückkehren. Im Februar 1848 ging es erneut los – es wurde eine Expedition in den Tod.

Immerhin hat Leichhardt einige Spuren hinterlassen, an die viele Spekulationen anknüpften, wie weit er wohl gekommen sein mag. Schon 1852 fand eine Suchexpedition einen ehemaligen Lagerplatz. Ein Baum war mit einem L markiert, mit den Buchstaben XVA darunter. Auch später tauchten L-Markierungen an Bäumen auf und um 1900 in Western Australia eine Messingplatte mit dem Namen Ludwig Leichhardt und der Jahreszahl 1848. Befestigt war sie an einem teilweise verbrannten Gewehr, das in einem hohlen, wiederum mit L markierten Boab-Baum versteckt war. Untersuchungen zufolge gilt sie als authentisch. Das würde aber bedeuten, dass Leichhardt zwei Drittel seiner Expedition tatsächlich geschafft hat.

Das Programm zum Leichhardt-Jubiläum gibt es unter www.leichhardtland.de. Dort findet sich auch der Fahrplan der Concordia auf dem Schwielochsee.

Andreas Conrad

Zur Startseite