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Der "Rothe Berg", "Roper's Pik" und Scott's Pik", die Leichhardt auf seiner Reise entdeckte.
© Aus dem Reisetagebuch

Im australischen Busch: Ludwig Leichhardts Tagebuch

1851 erschien das „Tagebuch einer Landreise in Australien von Moreton-Bay nach Port Essington während der Jahre 1844 und 1845 von Ludwig Leichhardt“ auf Deutsch von Ernst A. Zuchold. Wir veröffentlichen aus diesem penibel geführten Tagebuch der Australienreise charakteristische Passagen. Ausgewählt von Rolf Brockschmidt

Einleitung

…Ich war für die Schwierigkeiten der Reise  nichts weniger als blind; im Gegenteil, und ich hoffe meine Leser werden glauben, dass ich es aufrichtig meine…Während meiner in der letzten Zeit unternommenen Excursionen in dem Squatting-Districte hatte ich mich so an ein vergleichsweise wildes Leben gewöhnt und die Gewohnheiten der Ureinwohner so genau beobachtet, dass ich mich versichert hielt, die einzigen wahrhaften Schwierigkeiten, auf die ich stossen könnte, würden nur einen localen Character haben. Ich war überzeugt, dass ich bei einem vorsichtigen Verfahren, unsern Cours nach beiden Seiten beständig recogniscirend, im Stande sein würde, meine Begleiter auf einem grasbewachsenen und wohlbewässerten Wege zu führen und, wenn ich so glücklich wäre, dies zu bewerkstelligen, hielt ich mich versichert, dass die Reise, einmal begonnen, mit unserer Ankunft in Port Essington endigen müsste.

Die einzigen Instrumente, welche ich mit mir führte, waren ein Sextant, ein künstlicher Horizont, ein Chronometer, ein Kater’scher Hand-Compass, ein kleiner Thermometer und Arrosmith’s Charte vom Continent von Neu-Holland. …

Als ich Sydney verließ, waren meine Begleiter James Calvert, John Roper, John Murpjy ein Jüngling von ungefähr 16 Jahren, William Phillips ein Krongefangener und Harry Brown ein Eingeborener vom Newcastle-Stamm; mit mir selbst im Ganzen sechs Individuen.

Folgende Personen traten der Expedition bei: Pemperdon Hodgson in dieser Gegend wohnhaft, Gilbert, Caleb ein Amerikanischer Neger und „Charley“ ein Eingeborener vom Bathhurst-Stamm. Hodgson trachtete so sehr darnach, mich zu begleiten, dass ich ihn aus Rücksicht auf frühere Verpflichtungen gegen ihn, nicht zurückweisen konnte; da er überdies bei botanischen forschungen sehr eifirg war, glaubte ich, er könne mir schon nützlich sein. Gilbert kannte ich durchaus nicht. Er war im Dienste Gould’s gewesen, jenes talentvollen Zoologen, der unsere Kenntnisse der Fauna von Australien um so vieles bereichert hat, und bezeichnete selbst genau die Weise, sowohl wichtige Beobachtungen über die Grenzen des Aufenthalts der Vögel der Ostküste wie der, die an der Nordküste auftreten, anzustellen, als auch der Wissenschaft neue Ordnungen während des verlaufs unserer reise zu entdecken, dass ich von dem Wunsche beseelt, der Naturwissenschaft so viel Dienste als in meiner Macht stünde zu leisten, mich verpflichtet fühlte, seinen Anforderungen nachzukommen, obgleich ich seinen Wünschen einige Zeit widerstand. Jene Männer rüsteten sich selbst aus und brachten zu den bereits vorhandenen vier Pferde und zwei Ochsen.“

Ludwig Leichhardts Reisegefährten, Charley (links) und Harry Brown (rechts).
Ludwig Leichhardts Reisegefährten, Charley (links) und Harry Brown (rechts).
© Aus dem Reisetagebuch

Durch ein Geschenk der Herren Campbell und Stephens von vier jungen Stieren und einem Ochsen wie eines fetten von Herrn Isaacs stieg unser Bestand an Rindvieh auch sechszehn Stück; dann hatten wir 17 Pferde, und unsere Gesellschaft bestand aus zehn Individuen. An Proviant hatten wir 1200 Pfund Mehl, 200 Pfund Zucker, 80 Pfund Thee, 20 Pfund Gelatine und andere Artikel von geringerer Wichtigkeit, die jedoch zu unserer Bequemlichkeit während der ersten Wochen unserer reise viel beitrugen; an Ammunition ungefähr 20 Pfund Pulver und vier Beutel Schrot von verschiedener Grösse, vorzüglich von Nr. 4 und Nr. 6. Jeder von uns hatte sich auf meinen Wunsch mit zwei paar festen Beinkleidern, drei derben Hemden und zwei paar Schuhen versorgt; ich bemerke ferner; dass einige von uns mit Decken (Ponchos) aus leichtem festen Calico, die geölt sich sehr brauchbar gegen Feuchtigkeit erwiesen und uns vom Wetter unabhängig machten, versehen waren, so dass wir uns für sieben Monate wohl ausgerüstet sahen, welche Zeit, wie ich sanguinisch genug glaubte, zu unserer Reise hinreichend sein würde. Das Resultat zeigte, dass unsere Berechnungen in Hinsicht des Proviants fast ganz richtig waren, denn unser Mehl, soviel auch davon durch äußere Zufälle verloren ging, dauerte bis Ende Mai des achten Monats unserer Reise; aber in der Zeit, die überhaupt nöthig sein würde, hatten wir uns sehr getäuscht.

Zum Beginn der Expedition "God Save the Queen"

Am Burdekin-Fluss.
Am Burdekin-Fluss.
© Aus dem Reisetagebuch

1. 10. 1844
Nachdem wir das Geschirr etwas ausgebessert, das durch unsere widerspänstigen Ochsen, die ihre Ladung abgeworfen, zerbrochen worden war, und meine Begleiter ihre Vorbereitungen vollendet hatten, … verließen wir Jimba und betraten von Hoffnungen getragen, die Wildnis Australiens. Das Herz manchen Mannes würde wie das unsrige geschlagen haben, wenn er uns gesehen hätte, wie wir uns auf unserem Wege um die erste Anhöhe jenseit der Station herumzogen, in vollem Chore ein „God save the Queen“ anstimmend, das schon manchen Britischen Krieger und gewiss als „Heil Dir im Siegerkranz“ auch manchen Preussen in Zeiten der Gefahr Muth einflösste. Kaum eine Meile von Jimba kreuzten wir den Jimba-Creek und gingen in einer N.W. Richtung über die Waterloo-Ebenen ungefähr acht Meilen vorwärts, wo wir an einer Reihe Weiher unser erstes Lager aufschlugen. Gegen N.O. wurden isolirte Kegel und Bergkuppen, ostwärts die Craig-Berge gesehen. Die Ebenen waren waren Bäume ausgenommen reich bewachsen und bestanden aus einem schwarzen Boden, der von Concretionen von Mergel und kalkartigen Substanzen häufig durchsetzt war. Charley lieferte einen Beweis seiner wunderbaren Sehkraft, indem er jeden Riemen der Packsättel, die entzwei gegangen waren, in dem hohen Grase der Waterloo-Ebenen wiederfand.

2. 10. 1844

Die Ochsen verirrt, jedoch von Charley zuletzt wieder gefunden; Abmarsch 1 Uhr versucht der grössere Thiel der Ochsen hat wunde Rücken. Einheimischer Taback in Blüthe. Einer der Ochsen zerbricht seinen Packsattel und nöthigt uns, Halt zu machen.

20. 10. 1844

An diesem Morgen um neuneinhalb Uhr kehren die Herren Roper, Hodgson und Charley mit John Murphy und Claeb zurück. Diese waren ungefähr 12 Meilen irre gegangen, ohne zuletzt selbst zu wissen, wo sie sich befanden. Ihre Spuren hatten über sieben Meilen weit geführt, bevor sie jene trafen, und sie würden unfehlbar umgekommen sein, wäre Charley nicht fähig gewesen, ihnen der Spur nach zu folgen. Es war in der That ein Umstand, den wir der Vorsehung verdanken mussten, dass er uns nicht verlassen hatte. Ihrer Ansicht nach ist die Gegend ganz frei, von einem schönen Creek bewässert, der in den Condamine fliesst. Es ist derselbe, den wir am 10. Oct.  Passirten, und den ich Charley’s Creek nannte. Der Creek, den Herr Hodgson zuerst gesehen, vereinigt sich mit diesem , und wir befanden uns folglich stets an westlichen Gewässern.

Erste Begegnung mit den Ureinwohnern

Die Unterbringung auf der Reise, wie hier im Lager am "Dried Beef Creek" war mehr als spartanisch.
Die Unterbringung auf der Reise, wie hier im Lager am "Dried Beef Creek" war mehr als spartanisch.
© Aus dem Reisetagebuch

3. 11. 1844

… Am 30. October wurden wir aus dem Busche von Eingeborenen angerufen; aber mit Ausnahme eines hielten sie sich uns ausser Gesicht. Dieser Mann kannte einige Englische Worte und sprach den Dialect der Darling-Dünen.; er schien mit der Gegend um Jimba bekannt zu sein und bat um die Erlaubnis, in unser Lager kommen zu dürfen; diese gab ich ihm indess nicht. Sie gingen, als sie uns unsere Gewehre ergreifen und zwei Pferde aus dem Lager bringen sahen, in den Busch zurück. Am 3. Nov. Besuchten sie uns wieder und unterhielten sich mit uns auf sehr freundschaftliche Weise, zeigten uns in einem der nächsten Baumstämme Honig, unterstützen uns beim Ausschneiden desselben, assen auch etwas davon und baten uns um Taback. Es war uns indess nicht möglich, ihnen Geschenke zu machen, da wir in jeder Hinsicht sparsam sein mussten. Besonders bewunderten sie unsere rothen decken. Beim Erblicken eines Degens wurden sie von Schrecken ergriffen  und baten zitternd, ihn in die Scheide zu stecken. Sie staunten über das Ticken der Uhr und die Bewegung ihrer Räder. Grössten Theils waren es junge Männer von freundlicher Gemüthsart und gefälligem Aeusseren. Die Kinder bleiben in einiger Entfernung; Frauen sah ich nur zwei.

24. 2. 1845

Das hohe Gras war alt und trocken oder aber so vollständig verbrannt, dass nicht das geringste Zeichen von Vegetation da war. Mehrere Meilen weit trug der Wald die Spuren eines Feuers, welches durch ihn gewüthet hatte. Die ganze Gegend bot einen trostlosen und elenden Anblick dar. Brown war so vorsichtig gewesen, Charley’s grosse Calebasse mit Wasser zu füllen, so dass wir in den Stand gesetzt waren, uns während der brennenden Hitze des Tages einen Becher Thee bereiten zu können. Gegen Sonnenuntergang hörten wir zu unserer grossen Freude lärmendes Geplauder von Eingebornen, was uns die Nähe von Wasser voraussetzen liess. Ich stieg vom Pferde und rief; sie antworteten; als sie mich aber sahen, ergriffen sie soviel sie konnten von ihren Sachen und flohen in grosser Eile auf die entgegengesetzte Seite des Flusses. Als Brown, der hinterwärts gestanden, zu mir kam, nahm ich die Calebasse, setzte sie an den Mund und frug nach „Yarrai, Yarrai“. Sie antworteten zwar, jedoch ging mir ihre beabsichtigte Mittheilung verloren, und sich uns zu nähern weigerten sie sich. Ihr Lager befand sich in dem Flussbett zwischen einigen kleinen Casuarinen. Ihre zahlreichen Spuren führten mich indess bald zu zwei von hohem Rohre umgebenen Quellen, an denen wir unsern Durst löschten. Mein Pferd wurde durch die grosse Menge Hornissen, die über dem Wasser herumsummten, äusserst in Schrecken gesetzt. Nachdem wir unsere Calebasse gefüllt, kehrten wir zum Lager der Eingebornen zurück und untersuchten die Dinge, die sie liegen gelassen hatten. Wir fanden einen Schild, vier Calebassen, von welchen ich zwei mitnahm, indem ich dafür einen recht blanken Penny als Bezahlung zurückliess. Ferner fand sich ein kleines wasserdichtes Körbchen mit Akaziengummi, sowie etwas noch nicht aufgelöste fasrige Rinde, die dazu gebraucht wird, den Honig auszupressen; ein feuerstock, der sehr zierlich mit Theebaumrinde zusammengeknüpft war, ein Känguruhnetz und zwei Tomahawks, einer von Stein und ein kleinerer von Eisen, anscheinend aus einem Hammer verfertigt, ein Zeichen, dass die Schwarzen einigermassen mit der Küste in Verbindung standen. Die Eingebornen selbst waren verschwunden. Der Donner rollte über uns, und ein Windstoss überraschte uns, ehe wir eine halbe Meile von dem Lager weg waren, so dass wir nur noch so viel Zeit hatten, unsere Zeltdecken über einige Stangen zu werfen und darunter zu kriechen, als der Regen in Strömen niedergoss.

Geburtstag der Königin mit Fettkuchen und Tee im Busch

Campbell's Pik. Leichhardt hatte unzählige Berge, Flüsse, Tiere und Pflanzen benannt.
Campbell's Pik. Leichhardt hatte unzählige Berge, Flüsse, Tiere und Pflanzen benannt.
© Aus dem Reisetagebuch

1. 5. 1845

Sobald das Lager aufgeschlagen ist, und die Pferde und Ochsen von ihren Lasten befreit sind, haben wir jeder unsre bestimmte Arbeit. Das Feueranmachen kommt mir zu. Brown’s Obliegenheit besteht darin, Wasser zum Thee zu holen. Herr Calvert wiegt ein und ein halbes Pfund Mehl zu einem Fettkuchen ab, welcher lieber als eine andere Speise gegessen wird. Nachdem der grosse Theetopf geleert ist, wiegt Herr Calvert zwei und ein halbes Pfund getrocknetes Fleisch ab, welches für unsere letzte Mahlzeit bestimmt ist. Während des Nachmittags folgt ein Jeder seinen Geschäften, sei es, dass man die Kleider wäscht oder ausbessert, die Sättel und Packsättel in Stand setzt oder das Gepäck ordnet. Meine Beschäftigung besteht darin, mein Tagebuch zu schreiben, meinen Weg zu vergleichen, eine botanische Excursion in der Umgebung des Lagers zu machen oder auf eine Erforschung der Gegend auszureiten. Meine Begleiter schreiben auch ihre Bemerkungen auf oder gehen aus, um Sämereien zu sammeln oder merkwürdige Steine zu suchen. Herr Gilbert nimmt sein Gewehr, um Vögel zu schiessen. Gegen Sonnenuntergang rufe ich Alle laut, um sie um das Tafeltuch zu vereinigen. Während wir unser Mahl genießen, nimmt die Tagesreise, die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft unsere Gedanken in Anspruch oder bildet den Gegenstand unserer Unterhaltung, je nachdem die Gesellschaft gelaunt ist.

24. 5. 1845

Heute war der Geburtstag der Königin, welchen wir mit dem von uns Fettkuchen genannten Gerichte feierten. Das war das einzige leckere Mahl, welches uns überhaupt die Möglichkeit gestattete herzustellen. Es wurde aus vier Pfund Mehl und etwas Talg bereitet, dem letzten, welches wir zu diesem Zwecke aufgespart; dazu ein Topf Thee mit Zucker. Schon mehrere Monate hatten wir keinen Zucker zum allgemeinen Bedarfe mehr, sondern besassen überhaupt nur noch zehn Pfund, welchen wir für Krankheitsfälle und festliche Gelegenheiten aufhoben. So nothwendig scheint es der menschlichen Natur zu sein, die Einförmigkeit des Lebens durch bestimmte Tage zu unterbrechen, an denen man sich den Erinnerungen an die Vergangenheit oder dem Nachdenken über die Zukunft hingiebt, dass wir uns dieser Tage so sehr oder noch mehr erfreuten, als wenn wir von allen Segnungen der Civilisation umgeben gewesen wären, obschon ich offen gestehe, dass die Aussicht auf einen Fettkuchen und Thee mit Zucker uns mehr veranlassen mochte, das Herannahen solcher Festtage sehnlichst zu erwarten. 

Ein Grashüpfer nach einer Zeichnung von Ludwig Leichhardt.
Ein Grashüpfer nach einer Zeichnung von Ludwig Leichhardt.
© Aus dem Reisetagebuch

28. 6. 1845

…Ich selbst legte mich wie gewöhnlich auf den Erdboden, ein Stück vom Feuer hin und verfiel in Schlaf aus welchem ich plötzlich durch lautes Geschrei erweckt wurde. Ich hörte Calvert und Roper Hilfe rufen. Eingeborene hatten uns plötzlich überfallen. Ohne Zweifel hatten sie während des Nachmittags unsere Bewegungen beobachtet, sich die Stellung der verschiedenen Zelte gemerkt, sobald es dunkel geworden war, sich an uns herangeschlichen und einen Hagel von Speren auf die Zelte Calverts, Ropers und Gilberts, einige auf Phillips, und auch ein oder zwei nach dem Feuer geschleudert. Charley und Brown verlangten Mützen, welche ich ihnen eiligst gab, und schossen, sobald sie mit jenen versehen waren, ihre Gewehre auf den Haufen Eingeborene ab. Diese flohen eiligst, hatten aber Roper und Calvert durch Spere verwundet und mit ihren Waddies heftig geschlagen. Einige der Spere waren durch Widerhaken versehen und konnten nur unter grössten Schwierigkeiten herausgezogen werden. Ich hatte viele Mühe einen aus dem Arm Ropers zu ziehen, an welchem ich die Spitze abbrach. Einen anderen musste ich Herrn Calvert aus der Weiche schneiden. John Murphy war es gelungen, aus dem Zelte zu entkommen. Sich hinter einem Baum verbergend, von wo aus er auf die Wilden feuerte, verwundete er einen derselben schwer, noch ehe Brown abschoss. Da ich Herrn Gilbert nicht sah, rief ich diesen, wonach mir Charley sagte, unser unglücklicher Gefährte sei nicht mehr! Er war mit dem Gewehre sowie Kugeln und Pulver aus seinem Zelte gekommen, hatte dies Charley gegeben und war unmittelbar darauf todt zusammengesunken. Sobald ich diese betrübliche Nachricht erfahren, eilte ich nach der Stelle und fand Charleys Aussage nur zu sehr bestätigt. Gilbert lag in geringer Entfernung vom Feuer auf der Erde. Als ich ihn untersuchte, fand ich bald zu meinem Kummer, dass jedes Zeichen von leben fehlte. Der Körper war indess noch warm, und ich öffnete daher sowohl die Venen an beiden Armen als auch die Temporalis – jedoch vergebens; sein Leben war erloschen, und er gehörte zu den Todten. 

Sobaldt wir uns vom Schrecke erholt, in welchen wir durch dies unglückliche Ereignis versetzt worden waren, beobachteten wir jede Vorsicht, einem anderen Ueberfalle vorzubeugen. Die Nacht hindurch blieben wir wach und löschten das Feuer aus, um den Eingebornen unsern Aufenthaltsort zu verbergen.

Triumphale Rückkehr

Die Namen klangen manchmal merkwürdig, so wie die "expeditionsberge" in der Mitte des Stiches.
Die Namen klangen manchmal merkwürdig, so wie die "expeditionsberge" in der Mitte des Stiches.
© Aus dem Reisetagebuch

30. 7. 1845

… Als wir am Morgen die Ebene betraten, sahen wir auf einer Stelle niedergebrannten Grases zwei Emus, Brown und Charley machten Jagd auf sie; aber Brown’s Pferd stolperte und warf ihn ab, wobei dieser unglücklicher Weise den Schaft einer doppelläufigen Vogelflinte zerbrach und die Rohre verbog. Spring hielt den einen Emu fest und wurde von ihm bis zu der Lagune geschleppt, indem ihm Charley auf dem Fusse folgte. Der Emu stürzte sich in den Halter, dass Charley und Spring von dem aufspritzenden Wasser ganz durchnässt wurden, und entkam trotz seines zerfleischten Schenkels.  Auf der Ebene wurden drei Harlekintauben und sechs rothbrüstige Kakadus geschossen.

Das Wetter war herrlich; ein angenehmer Ostwind kühlte die Luft ab....

Am 17. Dezember 1845 erreicht die Expedition Port Essington. Einen Monat später trat Leichhardt auf einem Segler die Rückreise nach Sydney an, wo er am 23. März 1846 begeistert empfangen wurde.

Am 22. September 1846 berichtet der „Sydney Herald“ von einer Würdigung Leichharts durch einen Vertreter der Regierung:

…Es würde in der That schwierig sein, irgend einen Reisenden zu nennen, dessen Weg die Durchführung eines ebenso kühnen Unternehmens auf der einen Seite darböte und auf der andern durch die Resultate, betrachte man sie sowohl in wissenschaftlicher als auch in ökonomischer und politischer Hinsicht, gleich wichtig wären. Wenn eine so grosse Strecke von der Oberfläche unseres Landes von einem civilisirten Mann zum ersten Mal durchdrungen wird, so kann man die verschiedensten Entdeckungen erwarten, welche den wissenschaftlichen Forscher, sei es in der Geologie, der Botanik oder Zoologie im höchsten Grade interessiren. Ihre Beiträge zu jeder dieser Abtheilungen der Wissenschaft sind gleich neu und werthvoll. In socialer wie in politischer Hinsicht ist es schwer, ja unmöglich, die Wichtigkeit der kürzlich gemachten Entdeckungen jener unbegrenzten fruchtbaren Landstriche zu überschätzen, welche sich gegen Norden ausdehnen und bald mit unzähligen Herden bedeckt, als Wohnplatz des civilisirten Mannes gesucht sein werden. In politischer Hinsicht kann der Besitz eines umfangreichen Landstriches, der zuerst entdeckt wird, um mit all den Gaben der Natur, die zum bestehen und Gedeihen der civilisirten menschlichen Gesellschaft nothwendig, erfüllt zu werden, nur als etwas höchst Wichtiges betrachtet werden, wie auch der Besitz einer ununterbrochenen Strecke schönen und fruchtbaren Landes, welches uns mit den Küsten des Indischen Oceans in Verbindung bringt, was den Australcontinentals eine Vergrösserung des Indo-Anglicanischen Reiches von nicht geringer Bedeutung erscheinen lässt.“

 

Ludwig Leichhardt

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