"Weyde" am Spreeufer in Berlin: Berghain-Architekten designen neuen Club in Oberschöneweide
Auf in die "Weyde" – nach Oberschöneweide. Bekannte Szenemacher bauen hier eine Kulturstätte mit Club, Kultur und Veranstaltungen für 1000 Gäste.
Neuer Anlauf für die Clubszene in Oberschöneweide: Nachdem das Kiki Blofeld 2014 nach nur einer Saison im Berliner Südosten wieder schließen musste, öffnet im November mit der „Weyde“ ein neuer Club in den Spreehöfen, direkt am Wasser. Ist Oberschöneweide diesmal bereit fürs Nachtleben? „Wir sind nicht nur Club, sondern auch Event- und Kulturveranstalter“, sagt Veranstaltungsmanager Kai-Uwe de Graf von der Agentur weyde³ (sprich "weydehochdrei"). Durch diese drei Standbeine wolle man verhindern, dass den Betrieb dasselbe Schicksal ereile wie das Kiki Blofeld. Der Strandbar, die im Frühjahr 2014 von Kreuzberg nach Oberschöneweide umgezogen war, waren nach anfänglichem Hype die Gäste ausgeblieben. Da macht sich Weyde-Sprecher Jens Schwan aber keine Sorgen: „Zusammen mit dem Funkhaus und dem Sisyphos werden wir der neue Techno-Strich“, sagt er und lacht ins Telefon. „Die Innenstadt ist clubtechnisch doch tot.“ Und Schwan sollte es wissen: Auf seiner Homepage www.theclubmap.com liefert er einen Überblick über aktuelle Partys, Openairs und Bars in ganz Berlin. Und im Juli organisierte er mit dem „Zug der Liebe“ eine Art alternative Loveparade mit Demo, um nur zwei seiner vielen Berliner Party- und Kulturprojekte zu nennen.
Berghain-Architekten kümmern sich ums Design
Nach Oberschöneweide soll im Sommer ein Wassertaxi die Partygäste bringen, dafür sei man mit einer Reederei und den anderen ansässigen Clubs im Gespräch. Anders als viele andere – mittlerweile zum Teil wieder geschlossene – Bars in direkter Wassernähe wie das Kater Holzig oder die Rampe soll die Weyde aber kein Erwachsenenspielplatz aus improvisierten Holzbauten werden. Die Architekten von Karhard, die auch das Berghain gestaltet haben, setzen auf klassisches Design und klare Linien mit verglaster Front zur Spree. Bis zu 1000 Menschen können hier feiern – im Sommer, wenn auch der Außenbereich geöffnet ist, sogar noch mehr. Das Booking ist noch nicht offiziell; fest steht aber, dass viele internationale DJs, vor allem aus England und den USA, nach Oberschöneweide geladen werden.
Auch Lesungen und Konzerte finden in der Weyde statt
Getanzt wird in der Weyde aber nur samstags, den Rest der Woche steht das ehemalige Parkhaus auf dem Gelände einer einstigen Kugellager-Fabrik für Industrieveranstaltungen, Konferenzen, private Feiern sowie für Konzerte und Lesungen zur Verfügung. Die insgesamt 850 Quadratmeter lassen sich mit Schiebetüren „nach Baukastenprinzip“ für verschiedene Veranstaltungen nutzen, erklärt de Graf: „Der größte Raum ist die sogenannte Kubik-Halle. Dort haben mit Reihenbestuhlung 220 Personen Platz, ein Bankett lässt sich für 160 Personen ausrichten.“ Und das Separée, das während des Clubbetriebs als Garderobe fungiere, könne für kleinere Events mit 60 bis 70 Gästen in einen Konzertraum oder Lesungssaal verwandelt werden. Das ist den Betreibern wichtig: „Wir möchten dem Bezirk auch ein bisschen Kultur zurückgeben. Bisher passiert hier leider noch recht wenig“, sagt de Graf, ein gebürtiger Ostfriese, der seit 2002 in Friedrichshain lebt.
Clubszene in Wien und Berlin-Mitte? Nö. Jetzt geht's nach Oberschöneweide
Seit Rockstar Bryan Adams 2013 eine der Reinbeckhallen auf dem Gelände nebenan gekauft hat und das Areal nach und nach zum Kunststandort ausgebaut werden soll, hört man den Namen Oberschöneweide oft. Mit dem Rad benötigt Manager de Graf 20 Minuten von seiner Wohnung in Friedrichshain bis ins Büro auf dem Gelände zwischen Edison- und Wilhelminenhofstraße. Der 42-Jährige hat unter anderem den ehemaligen Rodeo Club im Postfuhramt in der Oranienburger Straße, die „Prêt à Diner“-Reihe der Agentur Kofler und Company und das Spindler und Klatt an der Spree mit aufgebaut. „Anfangs fand ich Oberschöneweide ganz schön weit weg“, sagt de Graf. Die Standortentscheidung sei gefallen, bevor er im November von weyde³-Geschäftsführer Martin Koch geholt wurde. Das seit Bekanntwerden der Eröffnung dauerklingelnde Handy zeugt aber vom richtigen Riecher des Wiener Agentur-Inhabers. Wegen der guten Verbindungen zwischen der Berliner und der Wiener Clubszene habe der Schritt in die deutsche Hauptstadt nahegelegen.
"Nur die Musik anstellen und auf Gäste zu warten, reicht nicht."
Noch ist das Gelände eine Baustelle. Die Betreiber des Industriesalons Schöneweide, die im ehemaligen Transformatorenwerk nebenan sitzen, sind gespannt auf die neuen Nachbarn. „Wir versuchen seit sechs Jahren, an diesem Ort Industriekultur zu vermitteln“, sagt Industriesalon-Mitgründerin Susanne Reumschüssel. „Das ist ein ziemlich hartes Brett.“ Dass es nicht reicht, einfach nur die Musik anzustellen und auf Gäste zu warten, habe man am Kiki Blofeld gesehen. „Es braucht mehr, um die Leute hierherzulocken.“ Sie hofft, dass den neuen Nachbarn das gelingt. Im Sommer haben sie sich bei Susanne Reumschüssel vorgestellt. Sie erzählte den Eventmanagern von der Geschichte des Ortes und dessen alten Namen: „Weyde“. Und schon hatte auch der Club seinen Namen gefunden.
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