zum Hauptinhalt
Nächster Versuch. Die DJs Anja Schlereth und Fabian Drews haben am Freitag den Club „Rampe“ eröffnet – auf dem Gelände des ehemaligen „Lichtparks“ an der Michaelkirchstraße in Mitte.
© Doris Spiekermann-Klaas

Neuer Club an der Spree: Die "Rampe" hat eröffnet

Bretterbuden, Bars und Hängematten: Ein neuer Club will die Bar-25-Tradition wiederbeleben. Doch diesmal soll es mehr sein als Tanzen und Trinken – und auch Dr. Motte feiert mit.

Im sandigen Ufer der Spree steht es: ein hölzernes Himmelbett. Und zwar ein Himmelbett im wahrsten Sinne, denn es gibt den Blick frei auf den Himmel über Berlin. Die Sonne strahlt und wieder einmal ist Berlin so, wie Hipster-Reiseführer es gern hätten: Ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene mit drei Bars, DJ-Pult, Hängematten, Feuerstellen und eben diesem Himmelbett.

Direkt an der Spree hat am Freitag die neue Open-Air-Location „Rampe“ eröffnet, drei Tage wird gefeiert von mittags bis in die Morgenstunden oder vielleicht auch einfach durch. Jede Woche soll das hier nun so sein, von Freitag bis Sonntag. Sand, Holz und die Spree: Die Bar 25 am gegenüberliegenden Ufer an der Holzmarktstraße in Friedrichshain etablierte diese Rezeptur Mitte der nuller Jahre als Markenzeichen der Berliner Clubkultur. Der Nachfolgeclub Kater Holzig auf der anderen Seite der Spree setzte den „Tiki-Bar-Stil“ fort, schloss aber ebenfalls 2014. Während die Macher von Bar 25 und Kater Holzig nun viel größer denken und auf dem Ursprungsgelände an der Holzmarktstraße eine ganze Lebenswelt mit Wohnungen, Veranstaltungsflächen und urbaner Landwirtschaft bauen, eröffnet an der Michaelkirchstraße 22/23 gegenüber die Rampe mit ebenso viel Holz, Sand und Spreewasser.

Food Trucks mit wechselnden Menüs

Allerdings setzt die Rampe auch einen ganz neuen Akzent: das sogenannte Conscious Clubbing. „Die Leute wollen nicht mehr nur saufen und grölen“, sagt Mitarbeiter Tom Cordes, als er mit DJane Manjana alias Anja Schlereth und DJ Fabian Drews übers Gelände führt. Es gibt beispielsweise Food Trucks mit wechselnden Menüs: Gerade gibt es Pulled Pork Burger aus elf Stunden gegartem Fleisch. Außerdem soll es jeden Monat Massagen geben. „Wir wollen, dass die Menschen gestärkt und mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause gehen“, sagt Anja Schlereth.

Die Rampe werde zwar nicht alkoholfrei sein, wie etwa die Partyreihe „Morning Gloryville“. Aber das Konzept umfasst eben nicht nur Tanzen und Trinken, sondern auch Lagerfeuer und gutes Essen. „Die Location soll eine Ergänzung zur bestehenden Clubkultur sein“, sagt Anja Schlereth. Der interkulturelle Verein „Kollektiv L(i)ebe zur Musik“ unterstützt die Macher mit künstlerischer Unterhaltung mit Installationen, Videokunst und Performances.

Vorher residierte hier der Lichtpark

Seit Anfang März bereiten die Betreiber die Eröffnung vor, ließen 200 Tonnen Sand aufschütten, Holzbänke direkt am Wasser bauen und Streetart an den Holzzaun sprühen. Ein Gesamtkunstwerk auf heiklem Untergrund. Der „Lichtpark“, auf dessen Gelände die Location nun eröffnet, musste im Herbst des Vorjahres endgültig schließen, weil es immer wieder Streit wegen Lärmbelästigung gab. Für die Rampe liegt immerhin ein Schallschutzgutachten vor.

Und trotzdem wird es nicht lange dauern, bis auch dieser Club wieder dichtmacht. „Nächstes Jahr gibt es das hier wohl nicht mehr“, sagt Cordes. Die Lage sei einfach zu gut. Direkt nebenan, wo bis 2014 das Kater Holzig war, wird seit Anfang des letzten Jahres gebaut. Von der Rampe aus ist der Blick aufs Nachbargelände gut: Die Grundmauern für die geplanten 53 Eigentumswohnungen stehen schon. Die Alte Seifenfabrik an der Köpenicker Straße, die drei Jahre lang das Kater Holzig beherbergte, ist in das neue Gebäude integriert worden. Wie in der Rampe direkt an der Spree zu sitzen, ist mittlerweile ein seltenes Vergnügen in Mitte. „In anderen Großstädten wie London oder Paris kann man an der Themse und der Seine entlangspazieren“, sagt Cordes. „In Berlin geht das nicht.“

Am Sonntag legt Dr. Motte auf

Bremsen lassen sich die drei davon allerdings nicht. Fabian Drews und Anja Schlereth holen als Stamm-DJs internationale Künstler in die Rampe, etwa aus Griechenland, Frankreich und Rumänien. „Rumänien steht derzeit für innovativen, cleveren Minimal-Techno“, sagt Drews. Anja Schlereth will gezielt weibliche DJs ans Pult holen, genügend gute DJanes gebe es schließlich. Für das Eröffnungswochenende haben die Veranstalter auch Größen des 90er-Jahre-Techno engagiert: Am Freitag spielte DJ und Produzent George Morel, Sonntag legt Dr. Motte auf. Auf Letzteren freut sich Cordes schon jetzt: „Er ist ’ne ziemlich coole Hose."

Jana Scholz

Zur Startseite