Berliner Flughafen: BER soll nun bis zum Frühjahr 2021 starten
BER-Chef Engelbert Lütke Daldrup will am Freitag einen Eröffnungstermin für den Hauptstadtflughafen nennen. Doch es gibt auch neue Finanzierungslücken.
Der neue Berliner Flughafen soll nun entweder im Herbst 2020 oder im Frühjahr 2021 eröffnet werden. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Kreisen der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB). Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup will am kommenden Freitag auf einer Sondersitzung des FBB-Aufsichtsrates einen neuen Eröffnungstermin für den BER bekannt geben, dessen Bau 2006 begonnen worden war. Vorher ist für Dienstag ein Krisentreffen der FBB-Chefs mit Berlins Regierendem Michael Müller (SPD) und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) anberaumt. Beide Bundesländer sind die BER-Haupteigner.
Welches Eröffnungsdatum Lütke Daldrup nennt, hängt dem Vernehmen nach auch vom Umgang beider Gesellschafter mit neuen Finanzierungslücken in dreistelliger Millionenhöhe ab, über die bei dem Treffen beraten werden soll. Jeder Monat, den der BER nicht in Betrieb gehen kann, kostet zwischen zehn und 13 Millionen Euro. Brandenburg lehnt neue öffentliche Zuschüsse für die FBB dem Vernehmen nach kategorisch ab, wäre aber offen für private Mitfinanziers bei anstehenden Investitionen. Zuletzt sollte der BER Ende 2017 an den Start gehen, was erst im Januar abgesagt worden war. Seitdem werden immer mehr Probleme bekannt.
Grünen-Fraktionschef Hofreiter fordert einen Plan B für den BER
Grünen-Bundestagsfraktionschef Anton Hofreiter, der 2011 bis 2013 Vorsitzender des Verkehrausschusses im Bundestag war, fordert nun einen klaren Schnitt. „Es ist Zeit für einen Plan B am BER. Man muss Alternativen zum fehlgeplanten Fluggastterminal suchen“, sagte Hofreiter dem Tagesspiegel. Für das Terminal hatte zuletzt ein Tüv-Bericht offenbart, dass zentrale technische Systeme selbst im fertig sanierten Gebäudeteil Mainpier Nord nicht richtig funktionieren und nicht abnahmefähig sind. Man müsse „jetzt die Reißleine ziehen“, sagte Hofreiter. Und der Bund, der beide Bundesländer beim BER im Stich gelassen habe, müsse Verantwortung übernehmen.
Konkret schlägt Hofreiter vor, in Schönefeld „einfache Low-Cost-Terminals“ im BER-Umfeld zu bauen. „So könnte man den BER wenigstens schon teilweise in Betrieb nehmen, auch ohne das Hauptterminal.“ Dies wäre nach seinen Worten zum einen sinnvoll „für eine nötige Übergangszeit, bis das Terminal fertig ist, aber auch für den Fall, dass der BER so unter Umständen gar nicht eröffnet werden kann“. Hofreiter wies darauf hin, dass solche Low-Cost-Hallen „ja nicht die Welt“ kosten. „Die kriegt man fast von der Stange.“ In Tegel habe das ja auch funktioniert. Zuletzt war eine solche Abfertigungshalle (Terminal D2) am alten Schönefelder Flughafen Ende 2016 für rund zehn Millionen Euro in wenigen Monaten Bauzeit errichtet worden.
Auch Flughafenchef Lütke Daldrup schließt dem Vernehmen nach eine stufenweise Inbetriebnahme des BER nicht aus, allerdings nicht mit Blech-Provisorien, sondern etwa mit dem für 100 Millionen Euro bis 2020 geplanten Erweiterungsterminal für Billigairlines (T1E) neben dem Nordpier und einem identischen neuen Terminal am Südpier. Die Finanzierung dafür ist aber ungeklärt. Vor Kurzem hatte Lütke Daldrup zudem versucht, einen Baugeschäftsführer an den havarierten BER zu holen, was am Veto Brandenburgs scheiterte. „Das war ein Fehler“, sagte Hofreiter. Schon der Versuch zeige, „die Lage am BER ist verzweifelt, verzweifelter als öffentlich bislang dargestellt“.