Hauptstadtflughafen BER: BER-Chef Mühlenfeld will Start 2017 schaffen - aber ohne Garantie
Wird der BER nun 2017 eröffnen oder nicht? Flughafenchef Mühlenfeld sagt im Wirtschaftsclub des Tagesspiegels: „Der Wille ist da“.
Er wirkt entspannt, trotz der neuen Turbulenzen um den Eröffnungstermin des künftigen Airports, um die leidigen Brandschutz- und Genehmigungsprobleme, die Rückstände. Er brauche dazu ja nichts mehr zu sagen, „es sei dazu ja alles geschrieben worden“, scherzt Karsten Mühlenfeld. Es ist der Tag, an dem schon wieder Verzögerungen publik geworden sind. Am Abend ist der Flughafenchef, wie lange geplant, Gast im Wirtschaftsklub des Tagesspiegels. Und natürlich erwarten die rund 100 Gäste eine Antwort auf die Frage, ob die geplante Eröffnung 2017 jetzt abgesagt wird. Und er?
Zu den Problemen gab es Standardantworten
Mühlenfeld wiederholt die Standardlinie bei allen Problemen des vergangenen halben Jahres: „Wir wollen 2017 schaffen. Der Wille ist da. Ob es funktionieren wird, wissen wir nicht.“ Noch sei es möglich. „Ich kann aber nicht garantieren, ob die Meilensteine eingehalten werden.“ Und dann erklärt er, was auch ganz erhellend ist, warum er den Termin partout nicht abblasen will – weil die Nachteile größer wären und neue Probleme die Folge. Es stünden bei dem komplexen Projekt in der nächsten Zeit weiter viele Entscheidungen an. „Und Entscheidungen trifft man am besten, wenn Druck da ist. Wir müssen versuchen, an 2017 festzuhalten, so lange wie möglich.“ Sonst würden die Verzögerungen noch größer. Der Punkt, der eine Absage zwingend mache, sei „definitiv nicht erreicht.“ Freilich, eine Aussage, wie die neuen Rückstände zu dem eigenen, komprimierten, durch die verzögerte 5. Teilbaugenehmigung geplatzten Not-Terminplan für 2017 aufgeholt werden sollen, wo doch am BER noch nie Verzögerungen aufgeholt wurden, vermeidet er.
Aber diese Baustelle ist auch gar nicht das eigentliche Thema des Abends, an dem Mühlenfeld über Industriepolitik in Deutschland, vor allem aber in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg, referiert. Und hier sind seine Aussagen, da ist er ganz der Ingenieur, der langjährige Industriemanager, schnörkellos, präzise, durchaus auch unbequem.
Wirtschaftsunion von Berlin und Brandenburg
Dass sich in Berlin und Brandenburg zu wenig Industrie ansiedelt, hat nach seinen Worten auch hausgemachte Gründe, hat mit „Schwachstellen“ eines insgesamt exzellenten Standortes zu tun. Er nennt bürokratische Hemmnisse für ansiedlungswillige Unternehmen, vor allem aber die unterschiedlichen Verwaltungen der Bundesländer. Dann überrascht der Flughafenchef mit einen Vorschlag: Er spricht sich – unterhalb einer Länderfusion – für eine Wirtschaftsunion von Berlin und Brandenburg aus, für eine „OneStop-Solution“ beider Länder, auch mit einer gemeinsamen Wirtschaftsfördergesellschaft. Es sei sinnvoll, dass für ansiedlungswillige, auch internationale Firmen die Behördenverfahren in Berlin und Brandenburg angeglichen werden. „Wir müssen endlich anfangen, Berlin und Brandenburg als gemeinsamen Wirtschaftsraum zu betrachten.“ Mühlenfeld hat weitere Defizite ausgemacht. So sei auffällig, dass es trotz der hervorragenden Hochschullandschaft in der Region zu wenige industrielle Ausgründungen gebe. Da müsse man ansetzen. Und Handlungsbedarf sieht der Flughafenchef bei der Verkehrsinfrastruktur, auch in eigener Sache: Nötig sei eine besseren Anbindung des Airports, um dessen Wachstumschancen optimal zu nutzen. Es müsse nicht sein, dass man am Tempelhofer Damm im Stau stecke. „Es braucht einen Masterplan."