"Zoolander" in Berlin: Ben Stiller feiert Premiere - und besucht Flüchtlinge
Der Kult-Film aus der Modebranche bekommt eine Fortsetzung: Ben Stiller, Owen Wilson, Will Ferrell und Penélope Cruz sind darüber ziemlich gut gelaunt. Vor der Premiere am Abend besuchte Stiller die Flüchtlingsunterkunft im alten Rathaus Wilmersdorf.
Sorry, sagt Will Ferrell, und kramt in seinen Hosentaschen, bevor er hier irgendeine Frage beantworten kann, „damit ich das nicht wieder vergesse“, kram, kram, „ich habe die ganze Zeit eine Kopie von ,Meine Braut, ihr Vater und ich‘ dabei – könnt ihr mir die kurz signieren?“ Zaubert eine DVD unter dem langen Tisch hervor, an dem sich am Dienstagmittag einiges an Hollywood-Prominenz versammelt hat. Die beiden Herren links von ihm lachen sich kaputt, Owen Wilson unterzeichnet brav, Ben Stiller nimmt die DVD, betrachtet sie kurz und gibt sie dann zurück. „Tut mir leid, ich signiere nie.“ Großes Gelächter der rund 100 anwesenden Journalisten, zweiter Stock, Soho House.
So voll ist es selten, wenn ein Film vorgestellt wird, entweder haben sie hier einfach jeden reingelassen – oder das ist wirklich eine große Sache. Für Letzteres spricht, dass seit Tagen im Sony Center am Potsdamer Platz aufgebaut wurde für die Premiere von „Zoolander No. 2“, die Fortsetzung des Kultfilms über die Modewelt, zu dem es nur zwei Meinungen gibt: absoluter Trash oder ganz große Unterhaltung. 15 Jahre hat sich Regisseur und Hauptdarsteller Ben Stiller Zeit gelassen, um eine Fortsetzung zu drehen, nächste Woche kommt sie in die Kinos.
Folglich große Aufregung und höchste Sicherheitsstufe im Soho House, Fahrstuhl nur für Mitglieder, Akkreditierung im dritten Stock, wieder runter in den zweiten, sind Sie angemeldet? Fenster auf, Fenster zu, Rollo auf, Rollo zu, es soll ja nicht stickig sein, wenn die Herrschaften auftauchen!
2001 hatte noch niemand an eine Fortsetzung gedacht
Die drei Herren plus Penélope Cruz und Justin Theroux nehmen es gelassen, als sie mit einiger Verspätung in den Raum spazieren. Sie wissen inzwischen, dass ihr Sequel um das Model Derek Zoolander (Ben Stiller), der nicht viel mehr kann als „wirklich, wirklich lächerlich gut aussehen“, ein Mega-Ereignis ist. Dabei hätte 2001 wirklich niemand an eine Fortsetzung gedacht, sagt Stiller, „vor allem, weil niemand den Film sehen wollte“. Liegt auch daran, dass sich manch feine Botschaft hinter dem bunten Klamauk erst auf den zweiten Blick erschließt.
Inzwischen aber ist „Zoolander“ längst Kult. Moderator Steven Gätjen liest gleich mal ein paar Fragen von Leuten vor, die den Film nach eigener Aussage 50 Mal gesehen haben. Penélope Cruz outet sich ebenfalls: mindestens fünf Mal habe sie den ersten Teil, in dem sie noch nicht mitspielte, gesehen. Als Ben Stiller sie anrief, habe sie gerade Windeln gekauft in einer Apotheke in Südafrika, und vor Glück den ganzen Laden zusammengeschrien – „kein Witz, das ist wirklich passiert“. „Als ich sie angerufen habe, habe ich gerade Windeln getragen“, kontert Ben Stiller, was dann hoffentlich doch ein Witz ist.
Dass Oscarpreisträgerin Cruz damals wirklich so reagiert haben könnte, dafür spricht die lange Liste der Stars, die Ben Stiller diesmal wieder rangekarrt hat: Benedict Cumberbatch, MC Hammer, Katy Perry, Kiefer Sutherland, John Malkovich und Sting – es scheint, als habe einfach jeder mitspielen wollen. Nur David Bowie, der vor 15 Jahren noch den Schiedsrichter beim Catwalk-Battle gegeben hatte, ist diesmal nicht mehr dabei.
Zoolander soll den Tod von Justin Bieber aufklären
Penélope Cruz hatte als Interpol-Agentin, Abteilung Fashion, vor allem die Aufgabe, ernst zu bleiben. „Das war das Schwierigste“, sagt sie und schielt rüber zu Owen Wilson und Ben Stiller, die schon wieder über irgendwas kichern. Einige Tage hätten sie so verloren. „Die beiden kennen sich so gut. Wie viele Filme habt ihr zusammen gemacht? Sechs oder sieben?“ Stiller: „38!“ Während im Publikum noch durchgezählt wird, schwärmt Cruz noch ein bisschen über die außergewöhnlichen Qualitäten Ben Stillers, der es schaffe, als Regisseur und Ko-Autor des Drehbuchs das Set zusammenzuhalten und dazu noch zu spielen, als sei das alles ein wunderschöner, einfacher Tanz. „Wenn wir alle nach einem langen Tag völlig erschöpft aussahen, sah Ben noch aus wie um acht Uhr morgens.“ „Völlig erschöpft!“, brüllt Owen Wilson dazwischen und kann sich ab da vor Lachen nicht mehr konzentrieren.
Cruz soll im Film übrigens den Tod der größten Popstars aufklären, gleich zu Beginn wird Justin Bieber mit dem Maschinengewehr durchlöchert, schafft es aber noch, ein Foto mit Zoolanders Kult-Look „Blue Steel“ zu twittern. Warum das vor ihm auch Madonna und Bruce Springsteen getan haben, dass das gar nicht „Blue Steel“ ist und was das eigentlich alles mit Mode zu tun hat, darf hier noch nicht verraten werden. Streng geheim, sonst kommt die Fashion-Polizei.
Die Mode-Szene ist erstaunlich selbstironisch
Ist aber auch gar nicht nötig: Kennst du einen, kennst du alle. „Wir wollten einen Film für die Fans machen“, sagt Stiller. Derek Zoolander muss sich diesmal nicht nur mit der Rettung der Welt beschäftigen, sondern auch noch damit, dass sein Sohn pummelig ist. Sein Model-Kumpel Hansel (Owen Wilson) hilft ihm mit Yoga und Orgien, Modezar Mugatu (Will Ferrell) gibt den bestangezogenen Bösewicht. Das alles ist völlig überzeichnet, wahnsinnig selbstironisch und wird allein dadurch geadelt, dass die halbe Modewelt einen Gastauftritt hat. „Vogue“-Chefin Anna Wintour, Designer Tommy Hilfiger, Alexander Wang, Valentino Garavani und Marc Jacobs, Model Kate Moss und viele mehr. Kann es sein, dass sich diese Branche doch nicht so gebügelt ernst nimmt?
Für Justin Bieber gilt das in jedem Fall. Bevor er losrennt, legt er sich noch die Haare zurecht. Und als jemand den Bösen fragt, was das nun alles soll, antwortet der: „Wirklich? Du fragst mich, warum ich Justin Bieber umgebracht habe?“
Dass nicht alles Klamauk ist, bewies Ben Stiller am Nachmittag, als er die Flüchtlingsunterkunft im alten Rathaus Wilmersdorf besuchte. "Es war gut, ein paar Familien zu treffen und zu sehen, womit sie fertig werden müssen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Statt nur ein politisches Problem zu sehen, solle man auch die menschliche Seite betrachten. Das seien Menschen, die nichts mehr wollten, als voranzukommen, als ein normales Leben zu führen, sagte Stiller. Der Besuch in der Unterkunft wurde nach seinen Angaben vom UN-Flüchtlingshilfswerk organisiert. Er habe einfach die Gelegenheit nutzen wollen, weil er gewusst habe, dass es in Deutschland viele Flüchtlinge gebe, sagte Stiller.